Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 48. Sitzung / Seite 47

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Ich erwähne die weiteren Punkte neben der Integration: Was die Reform des Polytechnikums betrifft, so sind diesbezüglich auch einige Punkte enthalten, die sinnvoll sind, in einigen Bereichen jedoch bleibt das Polytechnikum wiederum dort stehen, wo es jetzt ist: Es bleibt sozusagen Blinddarmfortsatz des Schulsystems.

Bei den Übertrittsbestimmungen von den Hauptschulen an die berufsbildenden mittleren und höheren Schulen gibt es nach wie vor die Behinderung der Hauptschule. Sie ist nicht gleichwertig mit der AHS, obwohl nach denselben Lehrplänen unterrichtet wird. Die dritte und auch die zweite Leistungsgruppe haben enorme Behinderungen bei den Übergängen an die BMHS, und das ist ein Problem, das man nicht vernachlässigen darf. Dadurch wird es nämlich trotz der allgemeinen Abschaffung der Aufnahmeprüfung für bis zu einem Drittel der Schüler notwendig werden, noch eine Aufnahmeprüfung zu machen.

Das, sehr geehrte Frau Ministerin, ist eigentlich nicht das, was Sie tun sollten, um den Hauptschulabsolventen tatsächlich den Übergang in das weiterführende Schulsystem zu ermöglichen.

Zur Einschränkung der Schulpflicht: Wir haben das auch im Ausschuß diskutiert. Durch die Einschränkung der Schulpflicht, durch ihre zeitliche Begrenzung schaffen Sie Probleme vor allem für Kinder mit Behinderungen, denen es teilweise wegen Krankenhausaufenthalten, oft wegen mehrjährigen Krankenhausaufenthalten nur möglich ist, ihre Schulpflicht in längeren Zeiträumen zu absolvieren. Das wird jetzt erschwert möglich beziehungsweise eingeschränkt.

Kollege Höchtl von der ÖVP hat das Frühwarnsystem sehr angepriesen. Ich wünsche mir ein anderes Frühwarnsystem. Es sollten eigentlich alle Alarmglocken läuten, Frau Ministerin, wenn eine Studie besagt, daß an den Volksschulen schon Analphabetismus nicht nur nicht behandelt wird, sondern auch entsteht. Das ist das reale Problem, das wir an den Schulen haben: daß teilweise aufgrund des starken Drucks und teilweise aufgrund viel zu großer Klassen an den Schulen offensichtlich Analphabetismus entsteht. Da müßte ein Frühwarnsystem eigentlich zu klingeln beginnen.

Wie kann es geschehen, daß an unseren Schulen Analphabeten produziert werden? Da bräuchten wir ein reales Frühwarnsystem, meine Damen und Herren, auch wenn diese Gruppe nicht groß ist. (Zwischenruf des Abg. Mag. Posch. )

Kollege Posch, du kannst dir diese Untersuchung anschauen, es gibt sie. Das ist ja nicht ein besonderes Spezifikum österreichischer Schulen, sondern es ist das ein Problem, das alle Industrieländer haben, weil offensichtlich in die Schulen zu viel hineingepackt wird, weil es offensichtlich Schüler gibt, die sich irgendwann aus diesem Schulsystem ausklinken und nicht mehr mitkommen. Wir müßten viel mehr an die Ursachen herangehen, viel mehr in die innere Differenzierung hineingehen, um tatsächlich Möglichkeiten zu finden, die die Individualität, die der Kollege Höchtl so sehr betont, dieser Schüler tatsächlich berücksichtigen. Das ist doch das Problem.

Letzter Punkt: die Werbung an den Schulen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es hat viele Argumente gegeben, warum die Werbung an den Schulen stattfinden soll. Eines von denen, das ich am wenigsten akzeptieren kann, ist, die Werbung finde ja schon überall statt – warum solle sie nicht auch in den Schulen stattfinden? Meine Damen und Herren! Mit demselben Argument könnten wir im Fernsehen Unterbrecherwerbung einführen. Wir machen das aber nicht. (Zwischenruf des Abg. Dr. Höchtl. ) Selbstverständlich ist dieses Argument verwendet worden! Und ich hoffe, daß es kein Grund ist, Werbung an den Schulen deshalb einzuführen, weil das Leben rundherum auch Werbung produziert. Selbstverständlich ist es ein Problem, ist es eine Aufgabe der Schule, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen, aber deswegen brauchen wir doch nicht das Sponsoring oder die Werbung an den Schulen.

Frau Ministerin! Ich lese Ihnen einen Comic vor. Leider kann ich ihn Ihnen nicht jetzt schon geben, aber ich überreiche Ihnen dann später gerne diesen Comic zum Thema Werbung an den Schulen, aus dem Alltag eines Pädagogenehepaars:


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