Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 51. Sitzung / Seite 115

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

ist eine deutlich unterdurchschnittliche, und zurzeit ist sie leider auch noch rückläufig. Wir haben in Österreich einen Anteil von 61 Prozent, während im OECD-Durchschnitt die Frauenerwerbsquote immerhin bei 75 Prozent liegt.

Der Wiedereinstieg in das Wirtschaftsleben nach der sogenannten Kinderpause wird mit steigender Dauer immer schwieriger und bedeutet für die meisten Frauen einen qualitativen und finanziellen Abstieg. Daher bekommen auch rund 30 Prozent aller Frauen, die die Erwerbstätigkeit unterbrochen haben, kaum mehr eine Stelle auf dem Arbeitsmarkt. Eine weitere zusätzliche Erschwernis stellt die kurze Kündigungsfrist beim Wiedereinstieg dar.

Tatsache ist auch, daß Frauen auf dem Arbeitsmarkt stärker benachteiligt sind, weil sie im Schnitt eine schlechtere Schul- und Berufsausbildung haben. Diese vergleichsweise geringere Schulbildung der Frauen hat auch gravierende Auswirkungen auf ihre berufliche Laufbahn. Der Bildungsstand hat aber nicht nur Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit, sondern auch auf Aufstiegsmöglichkeiten und Einkommensverhältnisse im Beruf. Auch bei gleich hoher Schulbildung und bei gleicher beruflicher Tätigkeit werden Frauen in der betrieblichen Hierarchie deutlich niedriger eingestuft und entlohnt als Männer. Viel mehr Frauen als Männer haben einen nicht ihrer Ausbildung adäquaten Arbeitsplatz oder können ihre Vorbildung nicht für höherwertige oder leitende Jobs verwenden. Frauen müssen auch immer noch ein deutlich höheres Ausbildungsniveau aufweisen, um das gleiche Salär wie ihre männlichen Kollegen zu bekommen.

Meine Damen und Herren! Auch in der Pensionsversicherung führen niedrige Löhne und geringe Versicherungszeiten infolge von Familienbetreuung zu niedrigen Eigenpensionen. Daraus ergeben sich um fast die Hälfte geringere Alterspensionen. So betrug die Alterspension Ende 1994 im Durchschnitt für Männer 14 185 S, für Frauen allerdings nur 8 014 S.

Tatsache ist weiters, daß mehr als 70 Prozent der Ausgleichszulagenbezieher Frauen sind. Auch Frauen, die sich auf die Ehe als "soziale Absicherung" verlassen haben, geraten zunehmend in eine Armutsfalle, und besonders trifft das Alleinerzieherinnen.

Faktum ist weiters, daß in Österreich bereits jede fünfte Familie nur aus einem Elternteil besteht.

Meine Damen und Herren! Diese Dringliche Anfrage gibt uns die Möglichkeit, Vorschläge zu unterbreiten. Ich habe auch festgestellt, Herr Bundeskanzler, daß Sie durchaus gute Vorschläge zur Verbesserung der Situation der Frauen ins Auge gefaßt haben. Nur: Lange dürfen wir nicht mehr warten! Wir müssen etwas tun, und das so bald wie möglich. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Wir glauben, daß Frauen sozialrechtlich abgesichert werden sollen, und zwar auch bei geringfügiger Beschäftigung, wie zum Beispiel die Tagesmütter. Es müssen auch endlich die notwendigen Rahmenbedingungen für Frauen geschaffen werden, damit die Erwerbstätigkeit erleichtert wird, wie zum Beispiel die fehlenden Kinderbetreuungseinrichtungen. Es ist dies ein Wunsch, der von vielen Frauen hier im Hohen Hause immer wieder artikuliert wird, aber es geschieht leider nichts! (Beifall beim Liberalen Forum.)

Weiters müssen auch Initiativen im Bildungsbereich gesetzt werden, damit Frauen nicht nur die Pflichtschule als höchste Bildungsstufe erreichen. Frauen, die ihr Leben lang unbezahlte Arbeit, wie zum Beispiel Hausarbeit, geleistet haben, stehen im Alter fast immer mittellos da. Deshalb ist aus unserer Sicht eine Versicherungspflicht auch für die nichterwerbstätige Frau eine Grundvoraussetzung. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Meine Damen und Herren! Wir alle sind aufgerufen, etwas zu unternehmen, um der weiblichen Armut in diesem Lande entgegenzuwirken. Ich hoffe, daß diese Diskussion, die heute durch die Dringliche Anfrage der Grünen initiiert wurde, nicht ungehört verhallt. Ich hoffe, daß alle die guten Vorschläge, die heute auch von Kolleginnen und Kollegen gebracht wurden, endlich diskutiert werden! – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum.)

17.02

Präsident Dr. Heinz Fischer: Die nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Silhavy. – Bitte sehr.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite