Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 13

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Abgeordneter Josef Schrefel (ÖVP): Herr Bundesminister! Können Sie sagen, wie sich das Umweltprogramm der österreichischen Landwirtschaft auf den Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln ausgewirkt hat, da doch immerhin fast 80 Prozent der Bauern an diesem Programm teilgenommen haben und fast 90 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen davon erfaßt sind?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Bundesminister.

Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein: Sehr geehrter Herr Abgeordneter Schrefel! Ich darf Ihnen mitteilen, daß es schon vor dem EU-Beitritt Österreichs zu beachtlichen Reduktionen beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln gekommen ist, daß unsere Landwirtschaftspolitik da ganz offensichtlich große Erfolge erzielt hat.

Ich darf Ihnen sagen, daß im Fünfjahreszeitraum – von 1991 bis 1995 – der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln insgesamt um rund 25 Prozent zurückgegangen ist. Die genauen Zahlen: von 4 487 Tonnen auf nur noch 3 404 Tonnen. Das ist auf das Hektar bezogen ein europaweit einzigartig niedriger Wert. Man kann davon ausgehen, daß in diesem Land immer schon oder jedenfalls in den letzten Jahren eine sehr ökologische Agrarpolitik betrieben wurde.

Konkrete Auswirkungen des ÖPUL im ersten Jahr der Mitgliedschaft Österreichs in der Europäischen Union sind, daß der Pflanzenschutzmitteleinsatz im Jahr 1995 um 6 Prozent zurückgegangen ist, daß der Fungizideinsatz um 10 Prozent, der Insektizideinsatz ebenfalls um 10 Prozent und der Einsatz von Wachstumsregulatoren sogar um 58 Prozent zurückgegangen ist.

Die Linie wurde im ersten Jahr der Mitgliedschaft in der Europäischen Union also nicht nur voll gehalten, sondern sogar noch verstärkt. Deshalb sagt mir auch Landwirtschaftsminister Willi Molterer, daß wir in der nächsten Fünfjahresperiode – bis 1999 – mit einem weiteren Rückgang des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln im Ausmaß von rund 20 Prozent rechnen werden können.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. – Frau Kollegin Langthaler stellt die nächste Zusatzfrage.

Abgeordnete Ing. Monika Langthaler (Grüne): Herr Bundesminister! Diese Reduktion, die Sie ansprechen, ist eine relative Sache. Man kann nicht ausschließlich die Tonnagen zum Vergleich heranziehen, wenn die Wirkstoffe an sich intensiver wurden. Das ist wie bei einem Waschmittel: Wenn man zuerst ein normales hatte und dann ein Konzentrat hat, muß man weniger nehmen. – Das nur zur Korrektur.

Herr Bundesminister! In Schweden ist seit Jahren ein sehr ambitioniertes Programm im laufen. Mit einer Pestizidabgabe, einer Steuer wurde dort der Pestizideinsatz auch von den Wirkstoffen her sehr minimiert.

Meine Frage an Sie: Können Sie sich vorstellen – das ginge auch im Rahmen der EU –, daß Österreich allein eine Pestizidabgabe einführt?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Bundesminister.

Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein: Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Sie haben auf die relative Aussagekraft von solchen Mengen hingewiesen. Dem ist insofern beizupflichten, als moderne Wirkstoffe zwar auf der einen Seite unter Umständen in geringeren Dosen wirksam sind, auf der anderen Seite aber auch – und auch das ist relativ – in der Regel besser erforscht, sicherer und besser abbaubar sind als alte Wirkstoffe. Ich meine, die Relativität geht da durchaus in beide Richtungen.

Ich möchte noch einmal auf die Relativität meiner ersten Antwort verweisen, nämlich darauf, daß Österreichs Pflanzenschutzmitteleinsatz pro Hektar in Relation zu anderen Ländern sehr niedrig ist und daß dieser Vergleich mit Sicherheit ein stichhaltiger ist.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite