Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 58. Sitzung / Seite 25

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Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein: Frau Abgeordnete! Wir können diese Studie jetzt nicht im Detail diskutieren, aber wenn sich herausstellt, daß das Risiko, mit Suchtgift in Kontakt zu kommen, an berufsbildenden Schulen um einen Faktor zwei oder drei höher ist als an allgemeinbildenden höheren Schulen, so wird dort, natürlich in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Ressort, ein Schwerpunkt zu setzen sein. Wenn sich herausstellt, daß Nikotin- und Alkoholabusus bei Jugendlichen als Einstiegsdroge leider Gottes sehr, sehr gut "geeignet" sind, zu härteren Drogen zu kommen, leite ich daraus ab, daß gegenüber allfälligen Freigabeüberlegungen, von welchen Drogen auch immer, ein klares Nein zu sagen sein wird. Wenn schon Nikotin und Alkohol Einstiegsdrogen sind, dann ist es Haschisch, um das klar beim Namen zu nennen, erst recht. Das kommt aus meiner Sicht nicht in Frage.

Überlegungen, die in Deutschland von einer Bundestagsfraktion angestellt werden, nämlich die Wochenbedarfsration an Suchtgift bis hinauf zu Heroin überhaupt straffrei zu stellen, halte ich für den falschen Ansatz. Es gilt natürlich durch Maßnahmen der Prävention – die Therapie ist viel, viel schwieriger – unsere Jugend vor Suchtgift zu schützen, wobei ich mit der Realität nicht hinter dem Berg halten will. Die Situation ist nicht nur nicht konstant, sie verbessert sich auch nicht, sondern die Situation an Österreichs Schulen und für Österreichs Jugend verschlechtert sich leider Gottes.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächste Zusatzfrage: Frau Abgeordnete Madl.

Abgeordnete Elfriede Madl (Freiheitliche): Herr Bundesminister! Ihrer Antwort entnehme ich, daß Sie an und für sich sehr für die Prävention sind und nicht für nachhaltige Verbesserungsvorschläge. Können Sie dann meiner Meinung nahetreten, die da lautet, daß eine Aufwertung der Familie, eine Verbesserung deren finanzieller Situation auch eine Art Prävention von Suchtgiftmißbrauch bedeutet?

Meine Frage an Sie lautet: Was werden Sie in Ihrem Ressort noch weiter planen, außer dem schon vorgestellten Familienbesteuerungsmodell, um die finanzielle Situation der Eltern mit Kindern, die derzeit ja nicht gut ist, zu verbessern und somit auch wieder den Kindern die Chance zu geben, in der Geborgenheit der Familie Suchtgiftmißbrauch hintanzuhalten?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Bundesminister.

Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein: Frau Abgeordnete! Ich möchte ganz kurz beim Terminus "Geborgenheit" einhaken. Diese Studie sagt uns, daß familiäre Geborgenheit sehr wohl einen Faktor darstellt, um Drogenmißbrauch und anderes bei Jugendlichen und Kindern zu reduzieren beziehungsweise hintanzuhalten, und daß umgekehrt leider Gottes die sogenannte Wohlstandsverwahrlosung bei materiell durchaus bessergestellten Familien Platz greift. Es ist keinesfalls so, daß Suchtgiftmißbrauch nur ein Thema für Kinder aus sozial schlechtgestellten Familien wäre. Nein, gerade auch in einkommensstarken Familien ist das ein Thema, weil eben dort die notwendige Geborgenheit fehlt und das ein echter Risikofaktor ist.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke.

Zusatzfrage: Abgeordneter Stampler, bitte.

Abgeordneter Franz Stampler (ÖVP): Herr Bundesminister! Wie sehen Sie die Entwicklung des Suchtgiftmißbrauchs in Österreich bei der Jugend generell?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Bundesminister.

Bundesminister für Umwelt, Jugend und Familie Dr. Martin Bartenstein: Ich darf das Gesagte noch verdeutlichen, Herr Abgeordneter. Wir müssen hier nicht nur wachsam sein, sondern wir müssen unsere Anstrengungen verstärken. Das, was die Politik tun kann und soll, ist Aufklärung, Aufklärung an den Schulen, aber auch in den Familien. Wenn man weiß, daß dies zu


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