Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 214

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soll nicht nur Negatives von der Opposition aufgezeigt werden, sondern es sollen durchaus auch positive Ansätze hier zur Sprache kommen. – Das ist aber überhaupt nichts Neues; das war schon immer so.

Insgesamt meine ich aber, daß der Kulturbericht inhaltlich in weiten Bereichen nicht positiv und nicht uneingeschränkt zur Kenntnis genommen werden kann, insbesondere was die Abwägung der Interessen der einzelnen Museen betrifft.

Es gibt Museen, die möglicherweise auch aufgrund ihrer Leitung einfach zu kurz kommen, weil sich deren Direktoren wenig oder schlecht artikulieren können, während andere Museen von Direktoren geleitet werden, die einen guten Auftritt nach außen haben und die ihre Kontakte auch geschickt einsetzen können. Das Image dieser Museen profitiert dann selbstverständlich davon.

Insgesamt ist der Weg jedoch nicht richtig. Denken Sie etwa an die Kunstwerke, die sich in der Albertina befinden. Viele Österreicherinnen und Österreicher wissen gar nicht, welche Kunstschätze in der Albertina verwahrt sind, zum Beispiel die "Betenden Hände" oder der "Hase" von Dürer. Es ist vielfach unbekannt, daß wir diese einzigartigen, einmaligen und unbezahlbaren Kunstschätze, auf die wir wirklich stolz sein können, in der Graphischen Sammlung in Österreich haben. Aber was nützt die schönste, größte, eindrucksvollste und bedeutendste graphische Sammlung der Welt, wenn sie durch eine verfehlte Prioritätensetzung der breiten Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht wird? (Beifall bei den Freiheitlichen.)

23.35

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Morak. – Bitte. (Abg. Dr. Cap: Halleluja!)

23.35

Abgeordneter Franz Morak (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Ich möchte dem Gedächtnis des Abgeordneten Krüger ein bißchen auf die Sprünge helfen: Daß wir die "Sammlung Leopold" in Wien nicht so sehen, wie wir sie eigentlich sehen wollten, daran ist die Wiener FPÖ nicht ganz unschuldig. Daran möchte ich ihn erinnern! (Beifall bei der ÖVP.)

Abgesehen davon möchte ich sagen: Daß wir heute erstmalig über den Kulturbericht diskutieren können, verdanken wir zum Teil auch dem Paradigmenwechsel, der im Museumsbereich gerade in den letzten Jahren stattgefunden hat und durch den das Verhältnis der Öffentlichkeit zu den musealen Einrichtungen neu definiert wird. Sowohl der Bericht als auch der in Gang gekommene Diskurs der letzten Jahre sind Beweis für eine veränderte Wahrnehmung des Themas Museum, sind Beweis für eine Veränderung im Erscheinungsbild der Museen und für die Bedeutung, die die Museen und ihre Ausstellungen in diesem Land erworben haben.

Die Bilanz ist meiner Ansicht nach im großen und ganzen positiv. Die baulichen Maßnahmen und die Investitionen in diesem Bereich haben sich – das kann man dort feststellen, wo sie abgeschlossen wurden – rentiert. Ich möchte nur auf den boomenden Städtetourismus hinweisen, das hat natürlich auch mit der Bespielung der musealen Einrichtungen in dieser Stadt zu tun.

Die Veränderung der Präsentation innerhalb der Museen und auch deren mustergültige Darstellung im Internet sind ein Zeichen dafür, daß die Museen auf die Kulturkonsumenten zugehen, ein Beweis für eine neue Qualität der Publikumserschließung. Die Präsentation unserer Sammlungen hat eine neue offensive Wertigkeit jenseits des Sammelns und Forschens bekommen, das Ausstellung-Machen ist bedeutender geworden. Das ist quasi eine neue Standortbestimmung unserer Museen.

Dazu beigetragen hat vor allem die 1989 in Kraft getretene Teilrechtsfähigkeit der Museen. Ich möchte darauf hinweisen, daß die Einnahmen aus der Teilrechtsfähigkeit die Einnahmen aus der ständigen Schausammlung bei weitem überholt haben. Das Verhältnis beträgt 75 zu 51 Millionen, die Einnahmen aus der Teilrechtsfähigkeit sind also um fast ein Viertel höher. Das macht Lust darauf – und man hat auch den entsprechenden Willen –, diese Teilrechtsfähigkeit als


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