Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 71. Sitzung / Seite 25

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Abgeordnete MMag. Dr. Madeleine Petrovic (Grüne): Herr Bundeskanzler! Werden Sie bei künftigen Modellen der Filmförderung danach trachten, daß erstens – unter Beachtung allfälliger Unvereinbarkeiten – die Filmschaffenden selbst einbezogen werden in alle Lösungen, und zweitens, daß die Autonomie des österreichischen Films auch gegenüber dem ORF gewahrt bleibt; was heißt, daß nicht nur Filme gefördert werden, die "fernsehtauglich", also "ORF-tauglich" sind?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte, Herr Bundeskanzler.

Bundeskanzler Mag. Viktor Klima: Sehr geehrte Frau Abgeordnete! Ich glaube, wir sollten hier die durchaus positive Rolle des ORF nicht unterschätzen. Gerade vorhin habe ich erwähnt, daß Michael Haneke zurzeit mit dem ORF "Das Schloß" von Kafka verfilmt und, so glaube ich, einen hervorragenden Film macht. Der ORF unterstützt das schon sehr positiv, aber wir werden sicher nicht zulassen, daß gleichsam eine Vereinnahmung der österreichischen Filmförderung durch den ORF erfolgt und nur mehr das gefördert wird, was der ORF will. Da können Sie sicher sein.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. – Zusatzfrage? – Kollege Dietachmayr.

Abgeordneter Helmut Dietachmayr (SPÖ): Herr Bundeskanzler! In Zeiten, in denen um jeden Arbeitsplatz gekämpft wird, mag vielleicht die Filmförderung hier auch einen kleinen Beitrag leisten, auch wenn mir bewußt ist, daß das nicht sehr viel ausmachen wird. Aber sind durch die geplanten Maßnahmen zur Förderung der österreichischen Filmwirtschaft Ihrer Meinung nach Effekte im beschäftigungspolitischen Bereich zu erwarten?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Bitte, Herr Bundeskanzler.

Bundeskanzler Mag. Viktor Klima: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wir sollten die Beschäftigungswirkung des künstlerischen Bereiches insgesamt nicht unterschätzen. Wir wissen, daß die amerikanische Filmindustrie – es ist nicht alles Qualität, was von dort herkommt, wie sich ja bei der "Oscar"-Verleihung gezeigt hat – oder die amerikanische Software als Beispiele der Informationsgesellschaft sehr positive Beschäftigungswirkungen hat. Es ist daher ganz wichtig, auch diesen Gesichtspunkt zu beachten. Es hat sich bei einem Netto-Produktionswert von etwa 1,7 Milliarden Schilling im österreichischen Film tatsächlich auch ein beschäftigungspolitischer Effekt in einem hochqualifizierten, freien Berufsbereich ergeben. Daher ist uns auch von dieser Seite eine Fokussierung im Sinne eines Referenzfördermodells für den öffentlichen Film sehr wichtig.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. – Zusatzfrage? – Frau Dr. Schmidt, bitte.

Abgeordnete Mag. Dr. Heide Schmidt (Liberales Forum): Herr Bundeskanzler! Ich höre – Sie haben vorhin darauf nicht geantwortet –, daß die Filmschaffenden in die derzeitigen Arbeiten zur Novellierung des Filmförderungsgesetzes eben nicht eingebunden sind.

Konkrete Frage – in der Hoffnung auf eine konkrete Antwort –: Was gedenken Sie zu tun, um die Filmschaffenden in die derzeitigen Arbeiten über die Novellierung des Filmförderungsgesetzes einzubinden?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Herr Bundeskanzler, bitte.

Bundeskanzler Mag. Viktor Klima: Herr Staatssekretär Wittmann, der sich dieser konkreten Arbeiten annimmt, sagt mir, daß es darüber laufend Gespräche gibt. Es stimmt nicht, daß die Filmschaffenden nicht eingebunden sind, sondern es gibt derzeit laufend Gespräche mit dem Dachverband, der eben in diese Aktivitäten eingebunden ist.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. – Zusatzfrage? – Herr Abgeordneter Meischberger.

Abgeordneter Ing. Walter Meischberger (Freiheitliche): Herr Bundeskanzler! Meine Frage betrifft die Auswahlkommission. Die Filmauswahlkommission ist jene Kommission, die letztlich beschließt, welcher Film als Projekt förderungswürdig ist und welcher nicht. Es gab in letzter Zeit


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