Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 128

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Ich meine, daß gerade in den letzten zwei Jahren, soweit ich es beurteilen kann, zahlreiche Schwerpunkte gesetzt wurden, vor allem auch in diesem Haus beschlossen wurden, in diesem Haus diskutiert wurden, die sehr deutlich aufzeigen, daß unsere Schulen in Bewegung sind, daß sich unsere Schulen weiterentwickeln. Ich nenne schlagwortartig den Autonomieschwerpunkt, den Einsatz neuer Technologien an den Schulen, die Lehrplanarbeit, die Verdichtung der Lehrpläne in Kern- und Erweiterungsbereiche, die Schwerpunkte in der Förderung von Benachteiligten, in der Förderung von Begabten, die Reform der Polytechnischen Schule, die Integration, die Dezentralisierung im Bereich der Schulverwaltung, wo enorme Fortschritte erzielt wurden, neue Lehr- und Lernformen, die Verstärkung des Projektunterrichtes sowie auch Strukturmaßnahmen, sowohl im Bereich der Stundentafel als auch im Bereich der Organisation der Schule.

Eines möchte ich vorweg auch noch klar feststellen: Der Versuch, unsere Schulen mit dem sogenannten Pawlowschen Hund zu vergleichen, ist eine Beleidigung – für unsere Lehrer und für unsere Schulen. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

Ich weiß es von meinen eigenen drei Kindern: Die jungen Leute kommen als durchaus gefestigte Menschen aus der Schule heraus, keineswegs als Untertanen, sondern als solche, die sich entwickelt haben, die bereit sind, sich weiterzuentwickeln, und die selbstverständlich auch zu lebensbegleitendem Lernen bereit sind. Oberste Prämisse unserer Schule ist es, die Persönlichkeit zu entwickeln, und diese Persönlichkeit haben wir auch immer in den Vordergrund gestellt.

Nun noch zu einigen allgemeinen Bemerkungen von Ihnen.

Zur Frage der Lehrerbeschäftigung ist eindeutig und klar festzustellen, daß Lehrer wie alle anderen Bediensteten im öffentlichen Dienst 1 793 Stunden im Jahr arbeiten, daß diese Stunden teilweise Lehrverpflichtung sind, teilweise unterrichtsfrei, aber Dienstzeit. Sie wissen auch ganz genau, daß die Mehrdienstleistungen im Schulbereich nicht Überstunden sind wie in einem Büro, sondern daß die Mehrdienstleistungen notwendig sind, um die Stundentafeln abzudecken. Gerade in den letzten zwei Jahren haben wir verstärkt junge Lehrer angestellt, um Mehrdienstleistungen abzubauen. Dadurch ist es auch gelungen, die Mehrdienstleistungen um eine Milliarde abzusenken.

Ein ganz großes Dankeschön ist an alle Lehrer und Lehrerinnen zu richten, die in den letzten zwei Jahren trotz gleichbleibendem Unterrichtsbudget mit einer erhöhten Schüleranzahl die Unterrichtserfolge an unseren Schulen gesichert haben. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ein Wort, das mir noch ganz besonders am Herzen liegt, zur Forderung der Frau Abgeordneten Schaffenrath, die Lehrer mögen in den letzten beiden Schulwochen den Schülern Unterstützung geben und in der letzten Ferienwoche für Anfragen zur Verfügung stehen. (Abg. Mag. Barmüller: Ein gescheiter Vorschlag!) Es zeigt sich, daß durch das Frühwarnsystem wesentliche Erfolge erzielt werden konnten. So ist zum Beispiel in Oberösterreich festgestellt worden, daß es durch das Frühwarnsystem etwa ein Drittel weniger Nicht genügend gibt als im Vorjahr. Dieses Frühwarnsystem umfaßt rechtzeitige Beratung des Schülers, rechtzeitige Beratung der Eltern und In-die-Wege-Leitung von verschiedenen Hilfsmaßnahmen. Das ist einmal die Nummer eins. Das heißt, das Frühwarnsystem funktioniert.

Numero zwei: Es wurde mir von einem Bundesschülervertreter eindeutig und klar mitgeteilt – er hat das auch in einer Presseaussendung gesagt –, daß es Tatsache ist, daß die Lehrer in der letzten Ferienwoche erreichbar sind, daß es Tatsache ist, daß Lehrer ihren Unterricht vorbereiten. Es gibt überhaupt keine verantwortungsvollen Lehrer, die am Sonntag kommen und am Montag in die Schule gehen. Ich bitte, den Lehrern nicht so etwas zu unterstellen. (Zwischenruf der Abg. Dr. Gredler. ) Sie bereiten sich auf die Schule vor, sie bereiten sich auf das Unterrichtsjahr vor. Ich frage mich, warum ausgerechnet das Liberale Forum für alles und jedes eine Regelung, ein Gesetz, eine Verordnung, einen Erlaß haben will, besonders für Dinge, die sowieso funktionieren. Dieser Zentralismus ist mir völlig unerklärlich. (Beifall bei der ÖVP.)


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