Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 135

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

führen, zum Lernen zu motivieren, mehr Lernkompetenz, mehr Lerntechniken zu vermitteln beziehungsweise den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit zu geben, diese zu erlernen.

Ich erinnere daran, daß wir im Bereich der Berufsschule als neue Fächer "Deutsch und Kommunikation" und "Lebende Fremdsprache" eingeführt haben, daß wir das Berufsschulwesen in den Bereich der Sekundarstufe 2 integriert haben, daß wir das Schulunterrichtsgesetz für Berufstätige geschaffen haben. Morgen werden wir das Berufsreifeprüfungsgesetz beschließen, eine neue und, wie ich meine, in Zukunft interessante Chance für Lehrlinge. Wir haben darüber hinaus den Polytechnischen Lehrgang verstärkt der Berufsorientierung geöffnet. Wir haben die Aufnahmetests an der Berufsschule abgeschafft. Ich sehe in der Tat keine Bedrohung für das österreichische Schulwesen und kann Ihnen nicht beipflichten, daß wir uns dramatische Versäumnisse vorzuwerfen hätten.

Ein starkes Signal – die Frau Bundesministerin hat schon darauf hingewiesen – war die Fortsetzung der Integration in der Grundschule auch im weiterführenden Schulwesen, in der Unterstufe der AHS und in der Hauptschule. Noch läuft sie nicht – Beginn ist im Schuljahr 1997/98 –, sie wird auch nicht von Anfang an funktionieren, aber das sind Prozesse, die nicht von heute auf morgen hundertprozentig funktionieren können. Mehr Lehrerfortbildung, Intensivierung der Lehrerausbildung und arbeitsbegleitende Fortbildung sind notwendig, dann wird es gehen.

Wir sind darüber hinaus zurzeit in einer intensiven Diskussion über die Neugestaltung der Schulbuchaktion. Wir diskutieren sehr wohl auch darüber, neue Medien in diese Aktion aufzunehmen, dem Schulbuch einen anderen, sicherlich nicht mehr so dominanten Stellenwert in unserer Schule einzuräumen, weil eben Technik und neue Medien im Unterricht Einzug halten.

Trotzdem, meine sehr geehrte Damen und Herren, kann man – und das möchte ich mit allem Nachdruck sagen – mit dem Erreichten im Bildungswesen nie zufrieden sein. Es sind Änderungsprozesse, es sind weitere Reformprozesse angesagt. Lassen Sie mich nur einige, meines Erachtens besonders wichtige hier ansprechen.

Ich glaube, es ist dringend erforderlich – und wir haben das im Koalitionsabkommen auch festgeschrieben –, eine Flexibilisierung der Schuleingangsphase in Angriff zu nehmen. Es ist im Grundschulbereich, in der Phase, in der zum erstenmal organisiertes und gesteuertes Lernen stattfindet, die Grundlage zu erarbeiten und sicherzustellen, daß lebensbegleitendes Lernen überhaupt stattfinden kann, daß Lernen als etwas Positives erlebt wird, daß Lernen als etwas Befreiendes erlebt wird. Wir werden massiv dafür eintreten, daß im Bereich der Schule der 10- bis 14jährigen Schulverbünde bundesweit eingerichtet werden können.

Es muß künftig möglich sein, daß durch das Gesetz akzeptiert wird, wenn sich Lehrer, Eltern und Schüler einer Hauptschule und einer AHS zusammenfinden und in demokratischer Form dafür entscheiden, solche Ansätze umsetzen zu wollen, es muß das durch das Gesetz ermöglicht wird. Es ist in der Tat nicht klug, so früh so bedeutsame Schullaufbahnentscheidungen vor-zunehmen.

Wir wollen auch die Aufgaben der Berufsschule erweitern. Die Novellierung des § 46 ist uns allen ein Anliegen. Wir werden auch eine verstärkte Berufsorientierung und Berufsvorbereitung in den Lehrplänen der 7. und 8. Schulstufe der Hauptschule und AHS verbindlich festlegen.

Tausende Lehrerinnen und Lehrer im Bereich der 10- bis 14jährigen arbeiten österreichweit am Projekt "Lehrplan 1999", anfangs mit Widerständen, in der Zwischenzeit, wie ich meine, doch sehr engagiert, mit dem Ziel – ich habe schon darauf hingewiesen –, eigenständige Lernkompetenz, Lerntechniken und Schlüsselqualifikationen, aufbauend auf den kindgerechten Lehr- und Lernformen der Grundschule, zu vermitteln. Sie arbeiten an inhaltlichen Bereichen; heute noch isoliert dastehende Unterrichtsgegenstände werden zu Handlungs- und Lernfeldern zusammengeführt. Dadurch, aber auch durch den Einbau von neuen Technologien soll mehr Lebensnähe erreicht werden, und all das dient dem Vorhaben, Leistungsorientierung, Qualitätssicherung und Persönlichkeitsentwicklung sicherzustellen.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite