Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 77. Sitzung / Seite 136

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Selbstverständlich brauchen wir eine Weiterentwicklung im Bereich der Lehrerausbildung für alle Lehrerinnen und Lehrer in vollakademischer Form. Wir wollen eine verbindliche Lehrerfortbildung, ein einheitliches Dienstrecht und eine entsprechende Entlohnung.

Wir können und wollen – und das sage ich auch ganz offen – nicht akzeptieren, daß es eine derart große Anzahl von Negativleistungen in der Schule gibt. Die prognostizierten 80 000 "Nicht genügend" sind nicht zu akzeptieren. Die Repetentenrate ist zu senken, es ist daranzugehen, daß nicht jährlich Tausende Schüler ohne Hauptschulabschluß die Pflichtschule verlassen. Hier ist in der Tat Handlungsbedarf.

Ein ganzes Bündel von Maßnahmen wird erforderlich sein, um den Reformstau im Bereich der Leistungsbeurteilung zu bewältigen.

Frau Kollegin Schaffenrath! Sie werfen mir vor, ich hätte im Unterrichtsausschuß Ihrem Antrag zum Aufsteigen mit "Nicht genügend" nicht zugestimmt. Ich sage Ihnen: Dieser Antrag hat mit Reform der Leistungsbeurteilung nichts zu tun, und auch das Pensenbuch ist nicht die Reform der Leistungsbeurteilung. Ich meine, Reform der Leistungsbeurteilung heißt, darüber nachzudenken, wie wir denn schulische Leistung definieren wollen. Wollen wir abfragbares Wissen? Merkfähigkeit? Geht es uns um persönlichen Lernzuwachs, Zielerreichung, selbständiges Lernen, Verhalten im Team? Legen wir Wert auf die Fähigkeit, anderen zu helfen? (Zwischenruf der Abg. Schaffenrath. ) Wie beobachten wir das? Nach welchen Kriterien messen wir Leistung? Wie halten wir Leistung fest? Im geheimen Notenbücherl, oder steht es irgendwo in der Klasse, für alle einsichtbar und nachvollziehbar? Wie gestalten wir die Rückmeldung an den Schüler, wie gestalten wir die Rückmeldung an die Eltern? (Präsident Dr. Fischer gibt das Glockenzeichen.)

Wie gesagt: Auch wir wollen und werden die Schule weiterentwickeln, und ich weiß, daß auch unser Koalitionspartner bereit ist, Reformen voranzutreiben. Wir befinden uns in einem permanenten Veränderungsprozeß. Arbeiten wir zusammen! (Abg. Schaffenrath: Gerne!) Stärken wir die wichtigste Ressource unseres Staates: unsere Kinder! (Beifall bei der SPÖ.)

16.04

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Höchtl. – Bitte.

16.04

Abgeordneter Mag. Dr. Josef Höchtl (ÖVP): Herr Präsident! Frau Bundesministerin! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Eigentlich können uns die Liberalen leid tun. (Lebhafte Zwischenrufe beim Liberalen Forum.) Da planen sie seit Tagen einen Riesenauftritt, versuchen, eine Dringliche Anfrage zu stellen, die sich konkret damit beschäftigt, die "jahrelangen Versäumnisse" – wohlgemerkt! – in der österreichischen Bildungspolitik aufzuzeigen. (Abg. Dr. Haselsteiner: Tun Sie sich lieber selber leid!) Am selben Tage wird Österreich, wird Europa mit Meldungen überschwemmt, die über die Ergebnisse internationaler Vergleichsstudien berichten: 500 000 Schüler, die untersucht wurden, zeigen: Österreichs Volksschüler sind die Nummer 1. (Beifall bei der ÖVP.)

Meine sehr verehrten Damen und Herren! Es kann doch nicht von ungefähr kommen, daß derartige Ergebnisse solcher Studien vorgelegt werden, und zwar nicht von der Frau Bundesministerin, nicht von der ÖVP, nicht vom Koalitionspartner, sondern von einer Institution, die sich immerhin "International Association for the Evaluation of Educational Achievement" nennt. (Abg. Dr. Haselsteiner: Na, sehr schön!) Es handelt sich also um eine entsprechende internationale Vereinigung der Bewertung der Bildungserfolge. Das für den Herrn Haselsteiner, der sich hier aufregt und der vielleicht Englisch nicht richtig aussprechen kann, es aber wohl doch gelernt hat. (Beifall bei der ÖVP. – Zwischenrufe beim Liberalen Forum.)

Kritisieren kann man recht einfach, Herr Kollege, aber sich einen derartigen Lapsus zu erlauben, die entsprechenden "jahrelangen Versäumnisse" aufzuzeigen und einen derartigen medialen Reinfall erleben zu müssen, das ist ein Versagen der Sonderklasse – nicht der Frau Bundesministerin, sondern des Liberalen Forums! (Beifall bei der ÖVP. – Abg. Dr. Haselsteiner: Seien Sie doch nicht so aufgeregt!)


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