Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 85. Sitzung / Seite 84

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

jedes Jahr ein Ansuchen gestellt werden muß und die Behindertensportverbände eigentlich nicht wissen, mit welchen Mitteln die behinderten Menschen ihren Sport ausüben können.

Es gibt in Österreich 12 000 Behindertensportlerinnen und -sportler und 100 aktive Sportler, die in Weltranglisten aufscheinen. Diese Menschen haben nur deshalb die Chance, ihren Sport weiterzubetreiben, weil sie so ziemlich alles aus Eigenmitteln zahlen. Es gibt kaum Sponsoren für den Behindertensport, weil es ja nicht üblich und öffentlich anerkannt ist, weil man sich immer noch davor scheut, behinderte Menschen auch als Werbeträger einzusetzen. Es macht eben kein schönes Bild, wenn ein schwerstbehinderter Mensch auf einem Werbeplakat einer Firma gezeigt wird. Das heißt, auch im Bereich des Sponsorings bestehen die größten Probleme, zusätzliche Mittel zu bekommen.

Behinderte Menschen möchten sich auch nicht unbedingt im Sinne des Sponsorings um jeden Preis verkaufen lassen, sondern brauchen staatliche Mittel. Diese Mittel müssen festgeschrieben und zugesichert werden.

Der österreichische Behindertensport versucht, seine Arbeit verantwortungsvoll und im Interesse der behinderten Menschen, die Sport betreiben, zu machen. Dazu braucht es – neben den Sportlern – auch entsprechendes Organisations- und Assistenzpersonal. Das heißt, die Kosten im Behindertensport sind wesentlich höher als im sogenannten Nicht-Behindertensport anzusetzen.

Wir behinderte Menschen – ich möchte dazusagen, ich betreibe keinen Sport – haben aber kaum die Chance, unseren Sport auch entsprechend ausüben zu können, denn alle Sporteinrichtungen des Bundes, alle Sportheime sind so gut wie nicht barrierefrei. Wir müssen betteln und bitten, daß behinderte Menschen zum Beispiel Tennis spielen dürfen, weil nichtbehinderte noch immer die Angst haben, daß Rollstuhlfahrer den Boden kaputtmachen und nichtbehinderte Menschen dann mit ihren Schuhen diesen Platz nicht mehr benutzen können. Es ist ein Spießrutenlauf und ein Bettelgang, wenn behinderte Menschen irgendwo Sport ausüben wollen. Ich halte das für eine verfehlte Politik.

So verfährt man auch in der Behinderten-Kulturpolitik: Man hat behinderte Menschen ins Parlament eingeladen; Politiker haben mit ihnen einen halben Tag lang gemalt. Und viele meinten dann, das war Behindertenkunst und Förderung von Behindertenkunst, nein: Das war Verdrängung von Behindertenkunst!

Auch im Sportbereich ist es ähnlich: Es wird doch niemand glauben, nur weil er bereit ist, sich auf einen Sportplatz zu stellen und mit behinderten Menschen Sport zu betreiben, daß das Sportförderung ist! Das ist natürlich eine – unter Umständen – gute Unterstützung, aber keine Sportförderung! Sportförderung im Behindertenbereich heißt finanzielle Absicherung, finanzielle Sicherstellung.

Herr Staatssekretär! Ich weiß, daß es sehr schwierig sein wird, weil es eine sehr große Gegnerschaft gegen die Absicherung des Behindertensports im Bundes-Sportförderungsgesetz gibt, aber es muß unser Ziel sein, dies durchzusetzen. Wenn wir Abgeordnete uns zum Behindertensport in Österreich bekennen, dann muß eine gesetzliche Absicherung rasch gehen. Sie wissen ganz genau, die nächsten Olympischen Spiele stehen vor der Tür, und Österreichs Behindertensportler möchten an diesen selbstverständlich wieder teilnehmen. Derzeit ist überhaupt nicht sichergestellt, ob das in Zukunft – mit den spärlichen Mitteln, die zur Verfügung stehen – noch möglich sein wird.

Wir brauchen Grundlagen, die den Behindertensport sicherstellen. Ich möchte mit dieser Zusicherung heute nach Salzburg fahren und den Menschen, die dort ihren Sport ausüben, sagen können, daß wir in Österreich, daß die österreichische Politik bereit ist, auch den Behindertensport entsprechend finanziell zu unterstützen, daß eine Weiterarbeit in diesem Bereich sichergestellt werden kann. – Danke. (Beifall bei den Grünen und bei der ÖVP.)

14.19

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Grabner. Er hat das Wort.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite