Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 155

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Höchtl richtig verstanden habe, so sieht er das Drogenproblem ebenfalls so, da er von der drogenfreien Schule spricht. Ich weiß aber nicht, ob er unter Droge sozusagen auch den übermäßigen Alkoholkonsum subsumiert hat. Wenn er es nicht tut, dann muß ich sagen: Wenn man von drogenfreier Schule spricht, dann müßte man auch das Schlagwort "alkoholfreie Schule" – obwohl das ein bißchen komisch klingt, aber "drogenfreie Schule" klingt auch etwas komisch – hinzufügen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Kurzum: Es soll diesbezüglich ein Erziehungsprozeß stattfinden. Zu dieser Erkenntnis ist es zum Glück nicht erst jetzt aufgrund eines höchst tragischen Unfalls im buchstäblichen Sinne gekommen, sondern diese Erkenntnis hat sich unter anderem bereits in einem Entschließungsantrag sämtlicher hier im Hause vertretenen Parteien vom 4. Dezember 1992 niedergeschlagen. Bei den verschiedenen Kompetenzverschiebungen, die es mittlerweile in den verschiedenen Ressorts gegeben hat, spielt es jetzt vielleicht gar keine große Rolle, daß Ihr Ressort, Frau Bundesministerin, damals nicht angesprochen war. – Ich zitiere diesen Entschließungsantrag: "Die Frau Bundesministerin für Umwelt, Jugend und Familie wird in Zusammenarbeit mit dem Bundesminister für Gesundheit, Sport und Konsumentenschutz" – all das sind nostalgische Töne, denn diese Ministerien gibt es in dieser Form nicht mehr – "aufgefordert, durch geeignete Maßnahmen sicherzustellen, daß eine bundesweite Informationskampagne gegen Jugendalkoholismus durchgeführt und entsprechende Begleitmaßnahmen zur Therapie speziell für jugendliche Suchtkranke eingeleitet werden."

Für die Durchführung einer solchen Informationskampagne ist für mich in erster Linie auch die Schule wichtig. Es ist mir daher ein ganz besonderes Anliegen, folgendes festzuhalten: Es möge im schulischen Bereich wesentlich mehr als bisher, sei es durch die Anwendung irgendeines Unterrichtsprinzips oder im Zusammenhang mit bestimmten Gegenständen, quasi eine Antialkoholerziehung stattfinden! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sehr geehrte Frau Bundesministerin! Wenn von der drogenfreien Zone beziehungsweise von der Drogen-Bannmeile um die Schule gesprochen wird, so ist das, wie ich meine, nicht nur im geographischen Sinn ein bißchen zuwenig. Ich möchte jetzt nicht ironisch klingen, aber man ist mit dem Schulbus aus der drogenfreien Zone rascher draußen, als das zu Fuß der Fall wäre, und ist dann vielleicht dort, wo man die Drogen bekommt. Und mehr noch: Am Abend geht man in den Tanzpalast – ich denke jetzt an meine Heimatstadt –, und dort, weiß man, wird gedealt. Das weiß der Bürgermeister, das weiß die Gendarmerie, das wissen auch andere, die davon betroffen sind. Es geschieht jedoch ein bißchen wenig, und es wird den Schülern in der Schule auch nicht das gesagt, was man ihnen eigentlich sagen sollte.

Diese Drogen-Bannmeile, sehr verehrte Frau Bundesministerin, sollte man mit einer – nennen wir es vielleicht so – Antialkohol-Bannmeile verknüpfen und zumindest das gesamte Bundesgebiet zu dieser Bannmeile erklären. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Jedenfalls möchte ich noch einmal unterstreichen, daß ich es auch so sehe wie diese Schüler und Schülerinnen: Dem Alkohol- und Drogenproblem ist auch durch Erziehungsmaßnahmen beizukommen.

Zur Berufsorientierung: Ich bin trotz meiner Erfahrungen auf Hochschulboden noch immer von der Illusion ausgegangen, daß der gesamte Schulunterricht irgendwie der Orientierung hin zu einem Beruf dient, sei es direkt oder indirekt. Wenn ich höre, daß wir dafür jetzt noch einen eigenen Gegenstand einführen, so muß ich feststellen: Das mag vielleicht nützlich sein, aber ich möchte dabei sozusagen den Gesamtblick, den Blick auf die gesamte Schule nicht außer acht lassen, den Blick darauf, daß alle Gegenstände in irgendeiner Weise der Berufsorientierung dienen.

Daher ist es mir ein großes Anliegen, in allen Fächern wesentlich mehr Lerntechniken modernerer Art einzusetzen, um Wissen in Richtung auf potentielle Berufe zu vermitteln, und zwar in zweierlei Hinsicht – das ist zwar ein Schlagwort, ich sage es aber trotzdem –: daß man Lernen lernt, aber daß man aber auch Fakten lernt. Man soll nicht nur lernen: Wie lerne ich, wie lang der Dreißigjährige Krieg gedauert hat?, sondern man soll durchaus auch lernen, daß der Dreißigjährige Krieg 30 Jahre lang gedauert hat.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite