Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 102. Sitzung / Seite 156

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Zu den modernen Formen des Unterrichts: Ich frage mich, ob man nicht auch alte, bewährte Formen ein bißchen mehr forcieren sollte: nämlich den sprachlich guten Unterricht. (Beifall bei den Freiheitlichen.) Ich halte es für erschreckend, daß heute kaum jemand, der einen Vortrag hält, glaubt, ohne Overhead-Folien auskommen zu können. Ich habe fast schon ein bißchen das Gefühl, die Folie hinzulegen und das Licht aufzudrehen – oder umgekehrt –, ein bißchen etwas zu reden, dabei das Zeitwort zu vergessen und abgehackt "da" – "und so" – "und dort" zu sagen, das ist es schon, die moderne Methode: Schaut es euch an, und nehmt es vielleicht auf.

Deshalb verspüre ich geradezu einen Horror, wenn jemand mit Folien daherkommt. Ich gestehe ein, ich unterrichte auch gern mit Folien, bemühe mich aber, dazu noch ganze Sätze zu sagen. Was mir besonders abhanden zu kommen scheint, ist nicht nur die Sprache, das Verstehen, das Sich-Ausdrücken und das Verstehen von anderen, sondern auch das Verstehen durch Lesen. Ich habe immer mehr das Gefühl, daß Schülerinnen und Schülern – für meinen Bereich muß ich sagen: Studentinnen und Studenten – die Bedeutung der Wörter allmählich abhanden kommt, daß ihnen das Gefühl für ganze Sätze abhanden kommt und daß ihnen das Gefühl dafür abhanden kommt, einen oder zwei Nebensätze an einen Hauptsatz anzufügen.

Das ist meiner Ansicht nach ein Manko, welches zu beheben wesentlich wichtiger ist und das mit anderen Mitteln behebbar sein muß als mit der Einführung von Schulprinzipien und Lernprinzipien oder gar noch mit der Einführung von neuen Fächern. – Vielen Dank. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

21.43

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gemeldet hat sich Frau Bundesministerin Gehrer. – Bitte.

21.43

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrte Damen und Herren! Zuerst einige Bemerkungen zu einigen Debattenbeiträgen. Ich stelle ganz klar und dezidiert fest: Unsere Schulen sind alkoholfrei. Außer im Chemiesaal für Versuche gibt es nirgendwo Alkohol! (Beifall bei der ÖVP. – Ironische Heiterkeit bei den Freiheitlichen. – Abg. Madl: Gehen Sie einmal in eine Schule! Gehen Sie einmal in eine AHS!)

Zweite Feststellung: Ich meine nicht, daß der gesamte Unterricht an Schulen nur auf den Beruf hin orientiert sein soll. Ich meine vielmehr, daß wir eine gesamthafte Persönlichkeitsbildung im Auge haben müssen, daß wir Werte vermitteln und auch auf die körperliche Ertüchtigung der jungen Menschen achten müssen. Darum möchte ich auch gleich zur Berufsorientierung folgendes feststellen: Die vorgeschlagene gesetzliche Regelung ist eine klare Verbesserung gegenüber einem Unterrichtsprinzip. Es werden pro Jahr 32 Stunden Berufsorientierung festgeschrieben, die zu planen, zu halten und bereits zu Beginn des Schuljahres auszuweisen sind.

Zu dem gesamten Bereich der Entschließungsanträge, die gestellt wurden, möchte ich folgendes festhalten: Selbstverständlich muß die Schule eine wichtige Aufgabe im Kampf gegen Gewalt und im Kampf gegen Sucht übernehmen. Daher haben wir auch die Aktion "Kinder stark machen" gestartet: zu stark für Suchtverhalten, zu stark für Drogen, zu stark für Alkohol. Auch die Gewalt ist ein schwerwiegendes Problem.

Zu meinem Vorschlag über die drogenfreie Zone möchte ich folgendes festhalten: Selbstverständlich weiß ich, daß wir den Drogen nur vielfältigst begegnen können, auf möglichst vielfältige Art und Weise. Ich habe aber immer wieder Klagen von Lehrern und Lehrerinnen gehört, daß rund um die Schule – wenn da etwas entdeckt oder wenn jemand gesehen wird, der verdächtigt wird, Drogen zu verteilen oder zu verkaufen – so wenig Eingriffsmöglichkeiten bestehen. Ich denke, wir sollten als Gesellschaft ganz klar verantwortlich erklären: Auch rund um unsere Schulen müssen wir aufmerksam sein, und es muß die Möglichkeit geben, jemanden, der verdächtigt wird, auch zu durchsuchen und mitzunehmen.

Ich meine daher, daß die drogenfreie Zone ein weiterer Schritt ist. Sie ist nicht alles, und sie wird das Problem nicht lösen, aber sie ist ein weiterer Schritt, mit dem wir signalisieren: Wir nehmen


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