Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 109. Sitzung / Seite 72

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"Medizin populär". (Der Redner hält die genannte Zeitschrift in die Höhe.) Sie, Frau Bundesminister, freuen sich, lächeln und lachen über diesen Gesundheitsbericht. Sie sollten aber wissen, daß ich diese heilende Kraft ausschließlich subjektiv auf Sie beziehen kann, wenn Sie darüber lachen, was in diesem Bericht steht. Wir Freiheitlichen gönnen Ihnen dieses Lachen, wir gönnen Ihnen die Gesundheit: Sie sollen aber nicht verkennen, daß damit nicht automatisch der Bericht und dessen Zahlen auf die Gesundheit der Österreicher sozusagen herüberspringt. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Sie verwenden zum Beweis für den guten Gesundheitszustand der Österreicher zwei Indikatoren, nämlich das Anwachsen des Lebensalters und den Rückgang der Säuglingssterblichkeit. Das sind zweifellos international anerkannte Parameter, aber, Frau Bundesminister, abgesehen davon, daß die Österreicher in bezug auf das Lebensalter knapp unter dem EU-Durchschnitt liegen – aber immerhin noch hoch genug, das ist jedenfalls den Ärzten anzurechnen –, sollten Sie nicht darüber hinwegsehen, daß es nicht um die Frage geht, wie alt man wird, sondern wie man alt wird, wie uns Professor Prokop gelehrt hat.

Man konnte auch in der Zeitung "Die Presse" in einem Artikel, der sich mit dem Gesundheitsbericht auseinandersetzt, summierend nachlesen, daß die Österreicher immer älter und kränker werden. – Das ist der Eindruck, den dieser inhaltlich bereits leicht vergilbte Gesundheitsbericht auf uns macht. Frau Bundesminister, lassen Sie sich durch die Zahlen, vor allem durch die Zahlen des Älterwerdens der Österreicher nicht täuschen! Ein Gesundheitsbericht darf sich nicht nur an diesen Kenndaten orientieren, sondern er muß sich am Gesundheitszustand der österreichischen Jugend, der österreichischen Schuljugend orientieren.

Die wenigen Zeilen in diesem Bericht sagen diesbezüglich einiges Furchtbares – ich nenne es bewußt so – aus. Sie sagen nämlich aus, daß ein Drittel der Schüler in der zwölften Schulstufe Haltungsanomalien aufweist – das sind Zahlen aus dem Bericht. Diese dramatischen Daten wurden allerdings bereits im September 1997 von den Schulärzten erweitert und veröffentlicht. Das sind Dinge, über die man nicht hinwegsehen darf. Man darf sich nicht damit begnügen zu sagen: Die Österreicher werden immer älter. Frau Bundesminister, nehmen Sie diesen  – und nur diesen – Parameter einmal heraus, damit Sie dann feststellen können, wie es um den Gesundheitszustand unserer Jugend wirklich bestellt ist!

Ich habe schon im Ausschuß versucht, Ihren Horizont diesbezüglich dahin gehend zu erweitern, als einfach der Blick zur Schuljugend hin – und da insbesondere der Blick zur Leibeserziehung in den Schulen – geschärft und intensiviert werden sollte. Wir Freiheitlichen haben uns schon sehr lange dafür stark gemacht, daß eine tägliche Turnstunde in den österreichischen Schulen organisiert werden sollte.

In Fortsetzung dieser Bemühungen möchten wir gerade anläßlich dieses Berichtes folgenden Antrag einbringen:

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Mag. Dr. Udo Grollitsch, Dr. Alois Pumberger, Dr. Brigitte Povysil betreffend Verbesserung des Gesundheitszustandes der österreichischen Schüler und Schülerinnen

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten wird dringend ersucht, zwecks Verbesserung des beklagenswerten Gesundheitszustandes einer ganzen Schüler(innen)generation

mindestens eine tägliche Bewegungseinheit in den Unterricht einzubauen,

die Tätigkeit der Schulärzte zu intensivieren,

Maßnahmen gegen falsches Ernährungsverhalten zu ergreifen,


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