Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 122. Sitzung / Seite 134

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Kenntnis der eigenen Muttersprache. Die Fremdsprachenkenntnis darf nicht zu Lasten der eigenen Muttersprache gehen. Vor allem was die Volksschule anbelangt, sollten sensibel, nicht mit Druck, spielerisch die ersten Erfahrungen vermittelt werden.

Ich habe seinerzeit, als man mit Fremdsprachenunterricht in der Volksschule begonnen hat, die Volksschulversuche mit Französisch und Englisch massiv unterstützt, obwohl manche verständliche Kritik geübt wurde. Ich bin sehr froh, daß sich diese Schulversuche als positiv erwiesen haben. Nur, wenn man Kinder mit Sensibilität motivierend unterrichten will, muß auch der Lehrer entsprechend motivierend agieren. Es muß auch der Lehrer motiviert werden, und die Art und Weise, wie in den letzten Jahren gelegentlich mit der Lehrerpersönlichkeit umgegangen wurde, war nicht dazu angetan, die Lehrer zu motivieren. Ein motivierender Lehrer ist ein doppelter Lehrer, und das Gegenteil ist schlecht. Das ist völlig unabhängig von den eigenen pädagogischen und unterrichtsgesellschaftlichen Überzeugungen. Das pädagogische Ethos ist ganz wichtig, meine Damen und Herren. Dort, wo sich Menschen gegenüberstehen – das ist der Lehrer, auch der Arzt –, braucht es das emotionale Verstehen. Wir müssen deshalb alles tun, um die Lehrer motiviert zu erhalten beziehungsweise sie wieder zu motivieren. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Ich bin sehr dankbar dafür, daß die Frau Minister immer den Dialog mit den Lehrern geführt hat, auch in schwierigen Situationen. Ich möchte sie darum bitten, diesen Weg weiterzugehen.

Die Qualität des Bildungswesens bestimmt auch die Qualität der jungen Menschen hinsichtlich ihrer beruflichen Chancen. Die Schule ist eine Art Verteilungsinstrument für soziale Chancen. Sie sollten das immer beachten. Letztlich soll die Schule auch Wertvorstellungen vermitteln, meine Damen und Herren. Ich bin daher klar für den Religionsunterricht. Es muß ohnehin dem erwachenden Menschen überlassen bleiben, was seine Überzeugung wird, aber ihm eine Orientierung mitzugeben, das ist sicherlich eine wertvolle Stütze für sein Leben. Man kann nicht dauernd über furchtbare Vorkommnisse, über den Mißbrauch junger Menschen in vielerlei Hinsicht erschrecken und gleichzeitig massiv gegen jede Orientierung von moralischen Werten sein. Ich bekenne mich dazu, gerade in der heutigen Zeit. Freiheit kann so und so verstanden werden, aber Freiheit bringt auch Pflichten und Verantwortung mit sich.

Ich bilde mir ein, liberal zu sein, aber liberal gegenüber den anderen. So verstehen wir den Begriff "liberal". Viele sind liberal gegenüber sich selbst und nicht liberal gegenüber den anderen. (Demonstrativer Beifall des Abg. Scheibner. ) Ich würde daher bitten, Frau Minister, daß Sie auch das immer wieder wiederholen. Repetitio est mater studiorum. Die Wiederholung ist ein wichtiger Punkt auch in der Frage der Ausbildung.

Meine Damen und Herren! Gehen wir diesen Weg, gehen wir den Weg der Vielfalt auch in der sprachlichen Ausbildung. Europa wird dann eine große kulturelle Vision sein, wenn sich jeder selbst mit französischen Autoren genauso wie mit deutschen, mit spanischen genauso wie mit englischen befassen kann. Die Kenntnis fremder Sprachen ist ein gewaltiger Zugang zu einer kulturellen Bereicherung. Gehen wir diesen Weg, weil er Reichtum für unsere zukünftige Generation bringt: Reichtum an Ideen, Reichtum an Chancen, Wettbewerbsfähigkeit in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht. Einmal mehr könnte sich Österreich, dem diese Vielfalt entspricht, bewähren als Land, das Europa auch seinen kulturpolitischen Stempel aufdrückt. (Beifall bei der ÖVP und bei Abgeordneten der SPÖ.)

18.25

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet hat sich die Frau Bundesministerin. – Bitte.

18.25

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte nun doch einige Fragen beantworten und einige Feststellungen kommentieren.

Es ist erfreulich, daß wir im Kulturbereich vom Jahre 1994 bis zum Jahre 1999 eine Budgetsteigerung von 21 Prozent verzeichnen können. Wir können auch die notwendigen Mittel für die


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