Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / 20

203/M

Welche politischen Ziele wollen Sie im Rahmen der EU-Präsidentschaft im Bildungsbereich erreichen?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Die EU-Präsidentschaft im Bildungsbereich ist insbesondere von der Erstellung der neuen Bildungsprogramme SOCRATES II und LEONARDO II und dem neuen Jugendförderungsprogramm geprägt. Wichtig ist, daß die Mobilität bei diesen Programmen in besonderem Maße unterstützt wird und es weniger Zentralismus und weniger Bürokratie gibt. Diesbezüglich befinden wir uns in einem intensiven Diskussionsprozeß mit der Kommission. Wichtig ist uns auch, daß die Qualität der Berufsbildung im berufsbildenden Bereich in diesen europäischen Programmen an oberster Stelle steht.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Zusatzfrage, bitte.

Abgeordneter Mag. Dr. Josef Höchtl (ÖVP): Frau Bundesministerin! Wie den verschiedensten Medien zu entnehmen war, hat sich die österreichische Präsidentschaft in den einzelnen Ministerien einer ziemlich starken Vorbereitung erfreut. Meine Frage lautet: Wie gestaltet sich das Programm des österreichischen EU-Vorsitzes im Bildungsbereich?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Den Bildungsbereich betreffend wird im Oktober 1998 eine informelle Sitzung der Bildungsminister in Baden bei Wien stattfinden. Diese steht unter dem Motto "Bildung ist mehr". Mit der Wahl dieses Mottos wollen wir signalisieren, daß Bildung nicht nur dem Nützlichkeitsdenken unterworfen sein darf, sondern daß zu einer umfassenden Bildung mehr Aspekte als nur employ ability notwendig sind. Deswegen haben wir diesen Titel gewählt.

Darüber hinaus wird es eine Reihe von Konferenzen geben: eine Konferenz in Wien zur "Entwicklung beruflicher Qualifikationen und Kompetenzen", eine Konferenz in Bregenz im Rahmen der Bregenzer Festspiele, "Kreativität und kulturelle Bildung", eine Konferenz zum Thema "Kunsthochschulen und Arbeitswelt" in Salzburg und eine Südosteuropa-Konferenz in Graz, bei der wir die europäische Bildungszusammenarbeit für Frieden, Stabilität und Demokratie diskutieren werden. Weiters wird es im November in Wien ein großes europäisches Treffen zum Thema "Qualitätsevaluierung an Schulen" geben.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. - Herr Abgeordneter Öllinger, bitte.

Abgeordneter Karl Öllinger (Grüne): Frau Bundesministerin! Können Sie sich vorstellen, daß Österreich beziehungsweise Sie als Bundesministerin die Europareife im Bildungsbereich endlich auch dadurch unter Beweis stellen, daß im Bereich der Gymnasien beziehungsweise Mittelschulen eine dritte lebende Fremdsprache in den Regelunterricht eingeführt wird, und damit die Idee eines Europagymnasiums oder einer Europamittelschule, wie sie in anderen europäischen Ländern durchaus etabliert ist, auch in Österreich Platz realisiert wird?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Es gibt bereits zahlreiche Europaschulen und auch Europagymnasien in Österreich - ich kann Ihnen gerne eine Liste mit diesen geben.

Wir haben vor kurzem einen Schulversuch bewilligt, in dem eine dritte lebende Fremdsprache als zusätzliches Angebot für die Schülerinnen und Schüler aufgenommen ist. Ich bin aber der Ansicht, daß es eine Überforderung wäre, allen Schülern generell eine dritte lebende Fremdsprache zu verordnen, meine aber, daß wir dahin gehend arbeiten müssen, die Autonomie an den weiterführenden Schulen, an den Gymnasien und an den Bundes-Oberstufenrealgymnasien


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