Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 129. Sitzung / 27

Abgeordneter Dr. Josef Cap (fortsetzend): Das war nur ein Kreativmoment von mir. (Heiterkeit bei SPÖ und ÖVP, beim Liberalen Forum sowie bei den Grünen. - Abg. Mag. Peter: Das ist eine philosophische Frage!)

Meine Frage lautet:

206/M

Ist für Sie ein Suchen der einzelnen Bundesmuseen nach einem neuen Selbstverständnis erkennbar?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Auf eine kreative Frage bitte eine kreative Antwort.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Wie wir bereits in der letzten Sitzung des Kulturausschusses gesagt haben, erscheint es mir wichtig, gemeinsam mit den Museen eine Museumskonzeption 2010 zu erarbeiten. Das heißt, daß ich inhaltlich den Museen keine neue Vorschreibungen machen möchte. Die Inhalte der Sammlungen ergeben sich aus den gewachsenen Sammlungen und aus den Weiterentwicklungen.

Ich meine aber, daß wir für alle Museen gemeinsame Zielsetzungen erarbeiten sollten. Zum Beispiel: Um den Museen mehr Eigenständigkeit zu geben, haben wir wissenschaftliche Anstalten eingerichtet. Weiters sind in den verschiedenen Bereichen Evaluierungen notwendig. Wir werden als erstes den wissenschaftlichen Bereich evaluieren, um festzustellen, welche wissenschaftlichen Arbeiten wirklich geleistet werden.

Wichtig ist auch, daß die Museen Jugendliche besonders ansprechen sollten. Dazu gehört Museumspädagogik in den einzelnen Museen, die Intensivierung der Zusammenarbeit mit den Schulen, die Anpassung der Ausstellungsart der Museen an die modernen Erfordernisse. Auch dem sogenannten Erlebnistourismus ist in gewisser Weise Rechnung zu tragen. Die internationale Zusammenarbeit, insbesondere im Ausstellungsbereich, ist ein sehr wichtiger Schwerpunkt. Speziell mit den ehemaligen Staaten des Ostblocks, also mit den Reformstaaten in Mittel- und Osteuropa, sollten verstärkt Kontakte aufgebaut werden, damit sich Zusammenarbeit sowohl im Sammlungs- als auch im Ausstellungsbereich ergibt.

Ich meine, daß wir die Museumskonzeption 2010 mit diesen Zielsetzungen gemeinsam erarbeiten sollten, sodaß dann im nächsten Kulturbericht aufgezeigt werden kann, wie jedes Museum diese Zielsetzung umsetzen möchte.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke schön. - Zusatzfrage.

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Sehen Sie durch den Umstand, daß im Zuge dieser Umstellung ein kommerzieller Faktor in diesen Bereich Eingang findet, ein Spannungselement zwischen Quantität und Qualität im Selbstverständnis gegeben oder nicht?

Präsident Dr. Heinz Fischer: Frau Bundesministerin, bitte.

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Spannungsfelder wird es immer wieder geben. Ich halte die Spannungsfelder für sehr wichtig, um Motivationsschübe für die Arbeit zu erzeugen. Ich meine, daß der Stellenwert eines Museums nicht an der Zahl der Besucher gemessen werden kann, meine aber auch, daß es nicht verboten ist, viele Besucher zu haben.

Präsident Dr. Heinz Fischer: Danke. - Herr Dr. Krüger, bitte.

Abgeordneter Dr. Michael Krüger (Freiheitliche): Frau Bundesminister! Sie haben von mehr Eigenständigkeit, mehr Autonomie für die Museen gesprochen. Wieso sieht der neue Entwurf zum Bundesmuseumsgesetz abermals vor, daß der Minister - das ist ein österreichisches Unikum - selbständig die Entscheidung zu treffen hat, wer als Direktor dieser neuen Museen eingesetzt wird?


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