Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 134. Sitzung / Seite 167

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In den derzeitigen Kollektivverträgen sind Skurrilitäten enthalten, die zwar vielleicht wie Belustigungen klingen, aber symptomatisch und mit ein Grund dafür sind, warum die Häuser nicht in einer vernünftigen Form geführt werden können. Diese Sonderregelungen sind deswegen so skurril, weil es Sonderregelungen für einen besonderen Beruf sind.

Wenn ich etwa Bühnenarbeiter werde, dann weiß ich, daß ich verschiedene Gegenstände hin- und herschieben, hin- und hertragen muß. Passiert das im gleichen Stockwerk, gibt es keine Sonderzulagen. Sobald der Transport aber über ein Stockwerk geht, gibt es für ein Piano 260 S, für ein Cembalo 206 S, für ein Spinett gibt es nur 103 S. Und das ist unabhängig davon, wie viele Personen es tragen. (Abg. Dr. Khol: Frau Kollegin! Haben Sie jemals ein Klavier von einem Stock in einen anderen getragen? Das ist eine knallharte Sache!)

Selbstverständlich ist das eine harte Sache, aber das ist an sich ein harter Beruf – das weiß ich – und sollte daher auch ordentlich bezahlt werden. Diese Kinkerlitzchen werden aber extra angeführt, unabhängig davon, wie viele Menschen dabei tätig sind. Wenn es sich um ein schweres Klavier oder um ein Spinett handelt, dann werden sie logischerweise entsprechend viele Leute dafür nehmen. Jeder einzelne bekommt aber eine Zulage. Seien Sie nicht böse, aber das sind Kuriositäten, die meiner Meinung nach ein falsches Signal geben! (Abg. Dr. Khol: Solange Sie kein Klavier getragen haben, glaube ich Ihnen das nicht!)

Es gibt einiges Skurriles bei den Bühnenarbeitern. Sobald der Arbeiter zum Beispiel ein Kostüm anzieht, bekommt er 181 S extra. Sobald er mit einer Kutte, wie es heißt, "herangezogen" wird, bekommt er Kuttengeld, 92,30 S. (Abg. Dr. Khol: Das ist etwas Schönes!)

Nein, das sind Kinkerlitzchen! Normalerweise bestreitet man mit solchen Beispielen irgendeine lustige Veranstaltung. Sie sind aber symptomatisch, und deswegen halte ich es für notwendig, darüber zu reden, denn sie führen zu einem Punkt, der noch viel ernster ist, nämlich die Arbeitszeitregelung.

Wir wissen genau, wie schwierig es ist, mit Bühnenarbeitern Proben und ähnliches durchzuführen, weil aufgrund der Arbeitszeitregelung zwei Schichten geführt werden. Die erste Schicht beginnt um sieben Uhr früh und muß um 16.30 Uhr enden, die zweite Schicht beginnt um 14.30 Uhr und endet um 23 Uhr. Sobald nun jemand nur um eine Stunde länger bleiben müßte, weil etwa die Probe länger dauert, fängt die zweite Schicht an. Das ist verrückt!

Es gibt Theater, in denen es anders gemacht wird. Deswegen hat der Kulturausschuß zwei Hearings mit Experten, auch aus dem Ausland, veranstaltet, die uns gesagt haben, wie es in anderen Ländern gemacht wird. Das hat doch Sinn gemacht! – In Zürich zum Beispiel gibt es einen anderen Durchrechnungszeitraum, und die Überstunden fallen erst dann an, wenn dieser Durchrechnungszeitraum überschritten ist. Man kann nun darüber reden, ob das eine Woche, ein Monat oder ein Jahr sein soll.

Das sind die eigentlichen Probleme der Theater! Sie sägen auch an der künstlerischen Arbeit, weil sie das Budget beschneiden. Darüber hätte man nachdenken müssen, aber kein einziger Gedanke wurde daran verschwendet. (Beifall beim Liberalen Forum sowie der Abg. Dr. Petrovic. )

Herr Kollege Khol! Ich komme nun zu Ihrem Steckenpferd, dem jetzt sogenannten Publikumsforum. Dieses Publikumsforum ist ein glatter Rückschritt gegenüber der derzeit herrschenden Praxis. Man muß jedoch dazusagen, daß – dafür sei den Kulturschaffenden Dank, und auch wir haben meiner Meinung nach einiges dazu beigetragen – von diesem ominösen Fach- und Publikumsbeirat, den Sie sich ursprünglich nach dem Muster Ihres Buches gewünscht haben, nichts übriggeblieben ist. (Abg. Dr. Khol: Sagen Sie den Titel, den Preis und den Verlag!)

Preis und Verlag kenne ich nicht, aber den Titel sage ich gerne, er lautet: "Mein Credo". (Abg. Dr. Khol: Molden Verlag, 250 S!) Ich bin Ihnen dankbar, daß Sie es so offenlegen. (Abg. Dr. Khol: Danke!)

Von diesem Publikumsbeirat ist nichts geblieben, das vermerke ich mit Freude. Das ist jedenfalls etwas, bei dem Sie sich, wie auch in anderen Dingen, nicht durchsetzen konnten, auch


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