Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 134. Sitzung / Seite 172

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Auch den Handlungsspielraum der einzelnen Häuser zu erhöhen oder erweiterte Teilrechtsfähigkeit, das ist bereits jetzt möglich. In jenen Bereichen, in denen es Ausgliederungen gab, etwa bei der sozialen Verwaltung, aber auch in anderen Bereichen ist alles teurer geworden. Es wurde der Oppositionskontrolle entzogen und einer rot-schwarzen Kuratel unterstellt. Wo dabei die Effizienz liegen soll, konnte bisher nie aufgezeigt werden.

Ich möchte einmal eine Studie sehen, die belegt, daß irgend etwas effizienter geworden ist, bevor Sie das Hohelied der Effizienz im Kulturbereich bereits im vorhinein anstimmen.

Es fehlt mir auch der Glaube, daß im künstlerischen Bereich neue Freiheiten und große Handlungsspielräume anbrechen, wenn diese mit Aufsichtsräten, die bestellt werden, verbunden sind. Wie wird das vor sich gehen in dieser Regierung? – Es wird wieder nach den jeweils doppeläugigen Prinzipien, den roten und den schwarzen, ablaufen. (Abg. Wabl: Rotauge und Schwarzauge!) Das ist zu erwarten.

Insgesamt glaube ich, daß diese Organisationsreform, über die man sicherlich hätte diskutieren können, in Wirklichkeit anstelle einer Diskussion über die Weiterentwicklung von Kunst und Kultur, auch der Theaterlandschaft in diesem Land betrieben wird. Es schmerzt mich außerdem, daß augenscheinlich der Status quo festgeschrieben wird, da zwar beim Burgtheater erfreulicherweise die zeitgenössische Literatur erwähnt wird, man sich aber offenkundig damit abgefunden hat, daß in der Staatsoper ein sehr traditionelles und konventionelles Repertoiremusiktheater betrieben und der Anspruch auf anderes nicht einmal mehr gestellt wird.

Diese Quotenüberlegungen – der "Traum" des Theaterdirektors, einmal so ein richtiger Kaufmann zu sein – weitergedacht, wird, so fürchte ich, die Staatsopernphilosophie, nach der volle Auslastung das Größte und das Zeitgenössische eher heikel ist, möglicherweise auf alle Häuser übertragen. Ich hoffe, ich werde eines Besseren belehrt. Ein großer Wurf ist das jedenfalls nicht.

Zum Publikumsbeirat hat Frau Dr. Schmidt eigentlich schon alles Erforderliche gesagt. Sie hätte vielleicht noch hinzufügen können, daß, abgesehen von den Österreichern und den über 18jährigen, auch nur diejenigen teilnehmen dürfen, die nicht mit einer Tüte Popcorn im Publikum knistern oder einschlafen und, wenn sie doch einschlafen, jedenfalls nicht laut schnarchen.

Ich bin sehr enttäuscht über diese Novelle. (Beifall bei den Grünen und beim Liberalen Forum.)

23.10

Präsident Dr. Heinz Fischer: Jene drei Abänderungsanträge, über die Frau Abgeordnete Petrovic berichtet hat, die Anträge Schmidt/Petrovic, Schmidt/Petrovic und Schmidt/Cap/Khol/Petrovic, stehen mit in Verhandlung.

Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Mag. Posch. – Bitte.

23.10

Abgeordneter Mag. Walter Posch (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte zunächst festhalten, daß der bisherige administrative Zusammenschluß in Form des Bundestheaterverbandes sehr gut funktioniert hat und die Arbeit des Bundestheaterverbandes ausdrücklich loben, denn schließlich waren die Bundestheater in der Vergangenheit die repräsentativen Staatsbühnen Österreichs und haben wesentlich zum kulturellen Bild Österreichs beigetragen.

In der jetzigen Ausgliederung sehe ich dennoch etliche Vorteile. Mit der Aufsplitterung in vier GesmbHs beziehungsweise in drei Bühnengesellschaften und eine Theaterservicegesellschaft, die von zwei Geschäftsführern geleitet werden – einem künstlerischen und einem kaufmännischen, das wurde schon gesagt –, kommt es auf alle Fälle zu mehr Eigenverantwortung des jeweiligen Direktors für sein Budget. Jeder Direktor entscheidet in seinem Bereich autonom, und das ist sicher ein großes Plus und ein großer Vorteil, wenngleich ich vor übertriebenen Erwartungen, wonach es gelingen werde, die zwei kritischen Kostenstellen, nämlich die Pensionen und die Technik, in den Griff zu bekommen, warnen möchte, da die Zielsetzung einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung, nämlich Gewinne zu erzielen, mit den Staatsbühnen, sofern sie ihren Bildungsauftrag erfüllen sollen, nie erreicht werden kann.


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