Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / 62

gleichbar ist, muß hervorgehoben werden. Leider ist Tirol gewissermaßen nicht allzu sehr auf die Sonnenseite der Förderungen gefallen; das möchte ich schon anmerken. Im Tiroler Kulturbericht für das Jahr 1996, den ich mit dem Kunstbericht für das Jahr 1996 zu vergleichen versucht habe, wird ebenfalls darauf hingewiesen, daß sich die Bundesländer und die für die Kultur zuständigen Ministerien auf eine einheitliche Darstellung der Kulturposten geeinigt habe. Es gibt nun 17 Kategorien. Dies erleichtert auch den Vergleich, aber dieser ist immer noch einigermaßen schwierig.

Dazu möchte ich Ihnen sozusagen über zwei "Schmankerln" berichten, die mir bei diesem Vergleich aufgefallen sind: Es ist zum Beispiel im Tiroler Kulturbericht nachzulesen, daß ein rein medizinisch-naturwissenschaftliches Projekt, welches untersucht, wie Zellen miteinander kommunizieren, mit 500 000 S an Tiroler Kulturgeldern bedacht wurde. Ferner kann man herausfinden, daß sich die wirklich beliebte Mensabon-Aktion, in der das Land Tirol die Menüs in der Mensa für Studenten fördert, als Posten in einer dieser 17 mit dem Bund und den Ländern vereinbarten Hauptkategorien als Kulturförderung Eingang findet.

Ich habe weitergesucht: Die Schulmilchaktion habe ich nicht gefunden, worüber ich froh bin. Vielleicht sollte man sich, obwohl Kultur ein sehr dehnbarer Begriff ist, doch überlegen, ob man nicht eine bestimmte Abgrenzung vornehmen sollte. Schließlich kann man nicht alles in diesem Kulturbericht finden. (Beifall bei der SPÖ.)

12.24

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Dr. Kier. – Bitte, Herr Abgeordneter.

12.24

Abgeordneter Dr. Volker Kier (Liberales Forum): Herr Präsident! Herr Staatssekretär! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir bekommen in dieser Debatte vorgeführt, wie man mit Fragestellungen umgehen kann. Man kann sich mit dem eigentlichen Gegenstand der Verhandlung beschäftigen, nämlich mit dem Kunstbericht und mit Kultur im weitesten Sinne des Wortes – oder man kann jede beliebige Debatte dazu verwenden, um seine eigenen Vorurteile transparent und populär zu machen und damit zu versuchen, aufzuhetzen, Empörung zu schüren, statt in einen Dialog einzutreten.

Ich frage mich, welches Ziel solche Beiträge haben. Es kann doch nicht das Ziel sein, an dieser Stelle Texte, die man offenbar – so wie es Herr Stadler für sich in Anspruch nimmt – ablehnt, in diesem Haus außerdem noch zu immunisieren. Er muß also ein anderes Ziel haben. Es kann ja nicht sein Ziel sein, daß er diese Texte in den Stenographischen Protokollen nachlesen kann. Das Ziel ist offenbar, solche Dinge nicht zuzulassen, sie im nächsten Schritt überhaupt unmöglich zu machen und sie dann konsequenterweise zu verbieten. (Abg. Dr. Cap: Oder es gefällt ihm klammheimlich!) Meiner Meinung nach ist dies unter allen Umständen abzulehnen, weil dies einer Diktatur gleichkäme. (Beifall beim Liberalen Forum. – Abg. Dr. Cap: Er hat sehr entspannt gewirkt!)

Wer für Offenheit gegenüber der Kunst eintritt, wer der Meinung ist, man könne sowohl die demokratische als auch die kulturelle Reife daran erkennen, wie man mit Künstlern umgeht, muß solche Redebeiträge scharf zurückweisen. Es geht nicht darum, daß man verlangt, daß sich jeder mit allen Dingen identifiziert. (Abg. Dr. Cap: Ein Opfer der Liebe!) Kritik ist ein wesentliches Element der Kulturpolitik und der künstlerischen Auseinandersetzung, nur: Die Formen der Kritik sprechen oft für sich selbst. Wer in dieser Form kritisiert und argumentiert, trägt auch zu einem Bild von der österreichischen politischen Kultur bei, und zwar in einer erbärmlichen Weise. (Beifall beim Liberalen Forum.)

Wenn man etwas ablehnt, dann muß man meiner Meinung nach auch bei der Ablehnung Worte finden, die nicht noch ärger sind als das, was man vermeint, verdammen zu sollen. Wer sich in der Wahl der Mittel so vergreift, leistet keinen Beitrag zur Debatte, sondern einen zur Selbstdarstellung. Aber für diese Selbstdarstellung sollten wir nicht undankbar sein, denn: Je deutlicher diese Art der Selbstdarstellung sichtbar wird, desto größer wird die Chance, daß mehr und


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite