Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 156. Sitzung / 79

trifft oder was die Langsamfahrstellen betrifft – da muß es zu großen positiven Veränderungen kommen. Jetzt haben wir die Chance, die bessere Bahn auch auf der Südbahn umzusetzen und damit unsere Wirtschaftsräume anzuschließen, sodaß die Menschen die Chance haben, auch diese Zentren schneller zu erreichen. Wie Kollege Brix schon gesagt hat, geht es dort um die Industrie. Es geht vielfach um die boomende Autoindustrie, die heute unbedingt Großfahrzeuge braucht, und die sind über die Bergstrecke nicht mehr zu transportieren. Das muß uns bewußt sein.

Meine Damen und Herren! Abschließend – weil ich nicht so viel Zeit habe – möchte ich sagen, daß die Berechnungen des Ministers vollkommen stimmen. Lassen Sie sich das nachrechnen: Wir brauchen rund 1 Milliarde Schilling im Jahr für die Bergstrecke. Wenn die ÖBB als größtes Schienenunternehmen – und es werden auch andere hinzukommen – die Chance haben, mit 1 600 Tonnen durch den Tunnel zu fahren, und nicht mehr zweimal umspannen müssen – ich habe das als Eisenbahner selbst erlebt: mit Zug 1 000 Tonnen bis Gloggnitz, anhalten, Zug teilen, Lokvorspann, Aufenthalt eine halbe Stunde, Blockade der ganzen Strecke; das kann doch nicht betriebswirtschaftlich in Ordnung sein –, wird sich das rechnen! Wenn wir fahren können, dann werden wir diese Einsparungen auch erbringen, und der Tunnel wird sich rechnen.

Abschließend, meine Damen und Herren: Dieser Tunnel ist jenes Verkehrsbauwerk, das ökologisch als das beste zu sehen ist. – Danke schön. (Beifall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der ÖVP.)

12.27

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Zu Wort gelangt jetzt Herr Abgeordneter Smolle. – Herr Abgeordneter Smolle ist nicht im Saal; der Redebeitrag entfällt.

Ich rufe jetzt Herrn Abgeordneten Stampler auf. Freiwillige Redezeitbeschränkung: 5 Minuten. – Bitte, Herr Abgeordneter.

12.27

Abgeordneter Franz Stampler (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminister! Herr Präsident des Rechnungshofes! Hohes Haus! Thomas Mann hat zur Jahrhundertwende den Roman "Der Zauberberg" geschrieben. Man könnte das fast vergleichen: der Semmering als Zauberberg. Thomas Mann hat damals empfohlen, sein Werk zweimal zu lesen, um es begreifen zu können. Auch dem Erbauer der Semmering-Bergstrecke, Karl Ritter von Ghega, erging es von Anfang an nicht besonders gut. In den Adelsstand wurde er erst erhoben, als es beim Bau wider Erwarten besonders gut lief und kurzzeitig 5 000, später sogar 20 000 Arbeiter Beschäftigung fanden.

Ein Blick nach vorne, ein Blick darauf, wie es heute steht: Heute ist die Semmeringbahn Weltkulturerbe und steht unter dem Glassturz des Denkmalschutzes. Gerfried Sperl vom "Standard" meinte: Den Semmering kann man also verändern, die Bahn selbst eher nicht. So gesehen, kann man den Rechnungshofbericht als hochinteressant, fast als historisches Dokument betrachten.

Selbstverständlich hat sich auch die Gegebenheit geändert, die Diskussion um den Semmering-Basistunnel. Innerhalb der ÖBB hat es Umstrukturierungen gegeben, und durch den EU-Beitritt und die Ostöffnung haben sich die geographischen und politischen Bedingungen massiv geändert. Gerade der Rechnungshofbericht stellt sich somit nicht gegen die Südbahn und nicht gegen den Semmering-Basistunnel. Es freut mich, daß der Herr Präsident des Rechnungshofes im Ausschuß klargestellt hat, daß sich der Rechnungshof auf keine Variante einläßt: Es könnte der Semmering-Basistunnel sein, es könnte aber auch eine andere Variante sein.

Was bemängelt wurde, waren einfach Verzögerungen bei der Umsetzung. Fünf SP-Verkehrsminister hat der Semmering-Basistunnel schon "überlebt": Lausecker, Lacina, Streicher, Klima, Scholten. Seit dem Jahre 1997 haben Sie, Herr Minister Einem, die Ehre, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Es freut mich, daß Sie nach wie vor zu Ihrer Zusage und auch zum Ausbau dieses Teilstückes stehen.


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