Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 164. Sitzung / 99

Noch kurz einen Aspekt zur fragwürdigen Umsetzung von wohlgemeinten EU-Naturschutzmaßnahmen, sie wurden bereits angesprochen: "Natura 2000". Für mich ist das ein Musterbeispiel dafür, wie man eine gute Idee durch Koordinations- und Informationsmangel suspekt machen kann.

Vergangene Woche ist jene Frist abgelaufen, innerhalb welcher die ausgewiesenen Gebiete seitens der Länder hätten gemeldet werden müssen. Außer in Niederösterreich und im Burgenland ist man erst im Anfangsstadium der Ausweisung. Die groteske Situation wurde erwähnt: Niederösterreich meldet 31,6 Prozent seiner Fläche für diese Ausweisung, der Nachbar Oberösterreich gerade 3,37 Prozent. Es gibt keine ökologische Begründung für diese Diskrepanz, es ist lediglich ein einziger Grund dafür logisch und nachvollziehbar: Vor allem im Osten Österreichs versuchen die Agrarpolitiker, den Bauern weiszumachen, daß eine Weiterfinanzierung bisheriger Agrarumweltprogramme über die "Natura 2000" erfolgen wird. Ob dem so ist? – Gott geb’s! "Agenda 2000" geb’s! "Natura 2000" geb’s!

Sie haben hier Handlungsbedarf, wenngleich ich Ihre Argumentation bezüglich Föderalismus in dieser Angelegenheit unterstütze. – Danke schön. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

14.50

Präsident MMag. Dr. Willi Brauneder: Weiters zu Wort gemeldet ist Herr Abgeordneter Mag. Peter. Ich glaube, ich brauche nicht darauf hinzuweisen, daß ich Sie in 10 Minuten unterbrechen müßte. – Bitte, Herr Abgeordneter.

14.51

Abgeordneter Mag. Helmut Peter (Liberales Forum): Herr Bundesminister! Meine Damen und Herren! Als ressortunzuständiger Abgeordneter möchte ich dennoch einige Bemerkungen zu den Nationalparks machen.

Ich halte Nationalparks für eine phantastische Einrichtung und bedauere eigentlich, daß es in Österreich so lange gedauert hat, bis sich der Nationalparkgedanke durchgesetzt hat. Mir ist klar, daß das erste Ziel eines Nationalparks der Schutz der Natur ist, wobei wir in der Naturzone sogar so weit gehen müssen, eine teilweise schon entstandene Kulturlandschaft wieder in Naturlandschaft umzuwandeln, soweit das im Laufe der Zeit möglich ist.

Wir haben rund um diese Naturzone eine Bewahrungszone und rund um die Bewahrungszone eine Randzone. Ich verfolge insbesondere die Entwicklung rund um den Nationalpark Kalkalpen, aber auch um den Nationalpark Hohe Tauern mit großem Interesse und auch mit Bedauern. Mit Interesse deswegen, weil ich die Nationalparkidee für sehr wichtig halte, die Naturerhaltung für nächste Generationen – mit Bedauern deswegen, weil ich sehe, mit welchem Unverstand und teilweise sogar Dilettantismus die Freizeitnutzung in Nationalparks betrieben wird. Ich meine, daß die Person, die für den Nationalpark die Verantwortung trägt, diese Dinge selbstverständlich aus ökologischer Sicht tun muß und daß das das erste Ziel eines Nationalparks ist.

Es gibt aber in der Bewahrungs- und in der Randzone selbstverständlich eine Nutzungsmöglichkeit, die sich den Menschen, die dort leben und eine alternative Nutzung, die sie bisher ausgeübt haben, jetzt nicht mehr ausüben können oder nur mit geringeren Erträgen, bietet. Denken Sie an die gesamte Landwirtschaftsproblematik! Man kann dort einen neuen Lebenserwerb finden.

Wir brauchen nur ins Ausland zu schauen. Ich zitiere nur das Beispiel Amerika – es gibt auch andere –, wo man es verstanden hat, die Nationalparkidee auf zwei Beine zu stellen: Das erste, wichtige, unverzichtbare, konstitutive Bein ist selbstverständlich der Naturschutz, die Kernzone, die Naturzone des Nationalparks, jedoch verbunden mit einer schonenden – darum "Nationalpark" –, aber professionellen Nutzung in den Bewahrungs- und Randzonen.

In diesem Zusammenhang ist der Besucherlenkung meiner Auffassung nach ganz besonderes Augenmerk zuzuwenden, und hier sind wir noch nicht so weit. Hier dilettiert man noch, und ich bedauere das. Ich glaube aber, wir können auf den richtigen Weg kommen, und bitte den Herrn Bundesminister, sich diesbezüglich zu verwenden. – Danke schön. (Beifall beim Liberalen Forum und bei den Grünen.)

14.53


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