Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 46. Sitzung / Seite 148

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Meine Damen und Herren! Fair Trade ist ja nicht etwas, was erst neu erfunden wurde, sondern ist eine Bewegung, die seit 25 Jahren weltweit und europaweit versucht, die Bemühungen um Solidarität durch praktisches Handeln umzusetzen. Diese Bewegung umfasst inzwischen 3 000 Läden und an die 50 000 Mitarbeiter, die sich dafür einsetzen, dass der Handel mit Waren bester Qualität – inzwischen Premium-Qualität, das ist das Ergebnis dieser fairen Handelsbeziehung – gleichzeitig mit sozialen und ökologischen Kriterien verknüpft ist.

Meine Damen und Herren! TransFair-Kriterien im Handel beinhalten eben Mindestpreise für die Existenzsicherung kleinbäuerlicher Strukturen in diesen Ländern. Das bedeutet auch die Durchsetzung von fairen Löhnen und fairen Arbeitsbedingungen und gerade für Bäuerinnen, für Frauen in der Dritten Welt eine Chance, auch zu Einkommen und sozialer Anerkennung zu kommen, sowie auf der anderen Seite selbstverständlich ökologische Produktion, soweit das möglich ist, bis hin zu biologischen Anbaumethoden. Sie kennen sicher alle inzwischen auch TransFair-Kaffee und TransFair-Tee aus biologischer Erzeugung.

Die Erfolge dieser Politik, dieser praktischen Politik von so vielen Menschen sind nachvollziehbar. Das ist praktisches Handeln, mit dem die Konsumenten die Lebensbedingungen in diesen Ländern entscheidend verbessern können. Die weltweite gezielte Förderung von Bioanbau durch Preisaufschläge führt auch zu einem Schutz des Regenwaldes. Das muss uns ein Anliegen sein, gerade jetzt, in dieser Woche des Klimaschutzes. TransFair ist ein Beitrag für den Klimaschutz: weltweit, in Europa, in Österreich. (Beifall bei den Grünen.)

Vergessen wir nicht, dass sich gerade auf politischer Ebene die Grünen wirklich seit Jahrzehnten aktiv dafür einsetzen, aktiv diese Bewegung unterstützen und auch versuchen, die politischen Rahmenbedingungen zu verbessern! Ich erinnere an den Grünen-Antrag, der im Jänner 1994 im Europaparlament beschlossen wurde, jenen Antrag, in dem es darum ging, die Fairness und die Solidarität im Nord-Süd-Handel zu verbessern, zu verstärken und weiter zu unterstützen.

Meine Damen und Herren! Diese praktische Solidarität ist eine Herausforderung auch im öffentlichen Sektor. Mit dem vorliegenden Entschließungsantrag kommen wir einen Schritt weiter, würde ich meinen, einen Schritt weiter insofern, als in diesem Entschließungsantrag auch inkludiert ist, dass immerhin ein Bericht bis 2001 erstellt werden soll, ein Bericht, in dem ausgelotet werden soll, in welchen Bereichen der Budgetpolitik, der Gesetzgebung und vor allem des öffentlichen Beschaffungswesens Möglichkeiten bestehen, TransFair-Beziehungen herzustellen und durch praktische Entscheidungsfindung den Nord-Süd-Dialog zu führen.

Ich möchte abschließend ein positives Beispiel heranziehen. Kollegin Glawischnig hat sich im Wiener Landtag sehr intensiv darum bemüht, und als Ergebnis gibt es jetzt das Klimaschutzprogramm Wien. Darin ist festgehalten – ich hoffe, das wird auch zielgerecht umgesetzt –, dass sämtliche öffentlichen Einrichtungen der Stadt Wien ihren Bedarf an Kaffee und Tee schrittweise auf Produkte aus Fairem Handel umstellen. Ich glaube, das sind Signale, die wir nur unterstützen können – ich hoffe, auf bundeseinheitlicher Linie, in allen öffentlichen Einrichtungen. – Danke schön. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ sowie des Abg. Dr. Stummvoll. )

18.22

Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächste Rednerin ist Frau Abgeordnete Jäger zu Wort gemeldet. Die Uhr ist wunschgemäß auf 8 Minuten eingestellt. – Bitte.

18.23

Abgeordnete Inge Jäger (SPÖ): Herr Präsident! Herr Minister! Sehr geehrte Damen und Herren! Mahatma Gandhi hat einmal gesagt: Die Welt hat genug für alle, aber nicht genug für die Gier von wenigen.

Ich hätte dieses Zitat auf das Verhältnis der Industrieländer zu den Entwicklungsländern angewendet. Aber wenn ich mir die Debatte dieser Woche anschaue und das, was die Regierungsparteien in dieser Woche an Grausamkeiten beschlossen haben, dann kann man sagen: Das


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