Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 46. Sitzung / Seite 149

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kann man durchaus auch auf Österreich anwenden. Die Regierung nimmt nämlich jetzt den Ärmsten weg, den Arbeitslosen, den Alleinerziehenden, den Pensionisten, und gibt es den Immobilienmaklern, den Großgrundbesitzern und den Unternehmern. (Abg. Böhacker: Das ist ja unglaublich!) Das ist sehr kurzsichtig, denn das zerstört den Sozialstaat und schadet nachhaltig unserer Volkswirtschaft.

Ich freue mich aber trotz allem, was in dieser Woche hier passiert ist, dass wir heute einen Vier-Parteien-Antrag einbringen, der den Fairen Handel unterstützt. Das heißt, der Antrag beinhaltet, dass die Bundesregierung in den nächsten Jahren Maßnahmen setzen muss, um den Fairen Handel im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit, aber auch im Bereich des Handels besser zu unterstützen.

Meiner Meinung nach zeigt der Faire Handel einfach, dass es in einer Welt der Kapitalakkumulation und eines ungezügelten Welthandels, der sehr oft zum Nachteil der Dritte-Welt-Länder funktioniert, doch möglich ist, die Utopie einer gerechten wirtschaftlichen Beziehung zu verwirklichen. Sehr geehrte Damen und Herren, deshalb gehört der Faire Handel unterstützt. Er gehört auch hier in Österreich einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt, damit sie diese Produkte kaufen kann.

Fairer Handel heißt, den Kaffeebauern einen festen Preis zu garantieren. 1997 waren das zum Beispiel 126 Dollar für einen Sack Kaffee statt 30 oder 40 Dollar, wie ihn die Zwischenhändler zahlen. Auf der anderen Seite zahlt der Konsument hier in Österreich ein bisschen mehr. Aber wir wissen dafür, dass in den Entwicklungsländern faire Löhne gezahlt werden, dass es dort faire Arbeitsbedingungen gibt, dass es keine Kinderarbeit gibt, dass damit vor allem eine ganze Reihe von stabilen sozialen Projekten unterstützt werden, dass es Schulbesuch für Kinder in den Entwicklungsländern gibt, dass dort die Wasserqualität verbessert wird und dass soziale Projekte entstehen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Deshalb ist es einfach notwendig, dass der Faire Handel zu einem sehr stabilen Projekt im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit wird.

Ein zweiter Aspekt ist – das hat Kollege Pirklhuber schon angesprochen –, dass die Bauern nur dann in den Bereich des Fairen Handels aufgenommen werden, wenn sie garantieren, dass die Produkte ökologisch sorgfältig produziert werden. Das heißt: Umstellung auf organischen Anbau, Wiederaufforstung als Erosionsschutz oder Durchführung von Biogasprojekten als alternative Energieprojekte.

Unser Anliegen muss es einfach sein, dass sich der Faire Handel im Verhältnis zum Welthandel ausweitet, der eben nicht fair gestaltet ist und in dem wir noch immer Arbeits- und Lebensbedingungen vorfinden, die für die Menschen unwürdig sind. Wir wissen auch alle, dass die Armut seit den neunziger Jahren weltweit zunimmt. Das ist auf der anderen Seite wirklich eine Schande, wenn man weiß, dass die drei reichsten Millionäre der Welt mehr Vermögen haben, als das Bruttoinlandsprodukt von 48 Entwicklungsländern ausmacht! Das muss man sich einmal vorstellen, die Dimensionen, die in diesem Bereich entstehen! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen.)

Daher bin ich wirklich sehr froh darüber, dass die Grundlage dafür schon ein EU-Antrag war, der 1998 eingebracht wurde und in dem auch die EU sagt, dass der Faire Handel längerfristig darauf abzielt, das internationale Handelssystem gerechter zu gestalten, indem er mit gutem Beispiel vorangeht und auf Regierungen, internationale Organisationen und Unternehmen Druck ausübt, seine wichtigsten Aspekte anzuerkennen und zu übernehmen.

Ich hoffe – und darüber hat es im Entwicklungspolitischen Unterausschuss eigentlich bei allen vier Parteien Einigkeit gegeben –, dass im Jahre 2001 von Seiten der Sektion VII, von Seiten der Regierung alles gemacht werden wird, um zu prüfen, wie unser Beschaffungswesen aussieht, wie unsere Gesetzgebung ist, wie auch von österreichischer Seite die Werbung für den


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