Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 66. Sitzung / Seite 13

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Ein zweiter Punkt – darauf wird Kollege Grünewald sicherlich noch eingehen –, 8. Februar 2000: Das Grundstudium ohne Gebühren ist mir ein Anliegen. – Es war offenbar kein großes Anliegen. Zumindest gibt es das nicht mehr.

Wo Ihre Bildungspolitik, Ihr Standing – um das auf Englisch zu formulieren –, Ihre Kraft, die Sie in einer Regierung hatten, geblieben ist, ist für mich fraglich. Man sieht immer nur, dass die Angriffe, die die FPÖ reitet, von Ihnen zwar nicht in der Diktion, aber mittlerweile auch so, dass Sie sagen: Sie verunsichern alle!, fast schon mitgetragen werden. Da gibt es keine Position derart, dass Sie einmal sagen würden: Ich stelle mich vor das Bildungssystem und auch vor die LehrerInnen.

Ganz im Gegenteil: Sie lassen zu, dass hier von einer politischen Gruppierung, die jetzt in der Regierung sitzt, wirklich Stimmung gegen eine ganze Berufsgruppe gemacht wird. Das finde ich an sich sehr bedauerlich. (Abg. Schwarzenberger: Donnernder Applaus!)

Letztlich würde ich gerne ein paar Worte zu den Strukturreformen verlieren, und zwar dazu, worum es aus unserer Sicht wirklich gehen würde.

Ich wiederhole: Gehaltseinbußen, einzig und allein ein Herumwerken im Dienstrecht hat mit Strukturreformen im Bildungssystem sehr wenig zu tun.

Ich glaube, dass es notwendig wäre, einmal wirklich Reformen anzugehen. Wir haben es teilweise schon letzte Woche andiskutiert. (Abg. Mag. Schweitzer: Welche?) Es stellt sich die Frage, ob unser Schulsystem mit dieser sehr strikten Trennung, was die Fächer, was den Fächerkanon betrifft, wirklich so gut ist. Wenn man sich unsere Ergebnisse im internationalen Vergleich anschaut, dann muss man feststellen, dass es auch andere Schulsysteme gibt, die anders arbeiten und durchaus zu besseren Ergebnissen kommen. Es gibt bei uns einfach keine Diskussion darüber, dass man projektorientiertes Lernen, fächerübergreifendes Lernen, verstehendes Lernen auch von den Rahmenbedingungen her anders gestalten muss. (Abg. Mag. Schweitzer: ... 1985 angefangen!)

Sie werden das zwar einführen können, Sie werden versuchen können, diesbezüglich Vorgaben zu setzen, dass das wichtig sei, aber wenn Sie die Rahmenbedingungen nicht verändern, wenn Sie nach wie vor auf der fachlichen Aufteilung beharren, wenn Sie nicht darauf abstimmen, wann in welchen Schultypen auch einzelne Fächer mit ihren Schwerpunkten voranschreiten, dann wird es in Hinsicht auf verstehendes Lernen einfach eine Barriere geben, über die man nicht hinwegkommt.

Ähnlich ist die Gewichtung in den Schultypen. – Frau Bundesminister, ich möchte Sie jetzt nicht persönlich ansprechen, aber ich kenne aus verschiedenen Podiumsdiskussionen die folgenden Formulierungen von Ihren ParteikollegInnen und auch von Vertretern der FPÖ: Es gibt gescheitere Schüler, es gibt weniger gescheite Schüler. Machen wir eine saubere Trennung: die Gescheiten sollen auf das Gymnasium, die anderen sollen in die Hauptschulen gehen!

Man könnte das auch wirklich anders angehen, nämlich überlegen: Wo gibt es Talente? Wo muss man fördern? Welche Angebote muss man anbieten, um das Bildungssystem allgemein zu verbessern? – Diesbezüglich erfahre ich von Ihnen sehr wenig. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Zum Bereich Integration Behinderter: Ich war wirklich überrascht, welche Barrieren es nach wie vor – es war mir vor meiner Tätigkeit im Parlament nicht bewusst, in welchem Ausmaß! – gibt. Mir war zwar immer bewusst, dass Sie gesagt haben, dass bei geistig Behinderten nach der Pflichtschule Schluss sein soll, das habe ich oft gehört. Dass es dabei nicht darum geht, das Lernziel zu erreichen, sondern dass es um Integration geht, davon haben Sie nie gesprochen! Da gibt es eben einen unterschiedlichen Ansatz.

Aber auch für die Körperbehinderten, die Sinnesbehinderten gibt es massive Barrieren, wenn diese das Schulsystem in Anspruch nehmen wollen. Mir ist ein konkreter Fall einer blinden Schülerin bekannt, die die Antwort bekommen hat: Eine blinde Schülerin erfüllt die Aufnah


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