Nationalrat, XXI.GP Stenographisches Protokoll 91. Sitzung / Seite 92

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allem auch dann, wenn es darum gegangen ist, im Klub für Einigkeit zu sorgen und auch im Klub als Freund zur Seite zu stehen.

Mir ist Helmut Haigermoser zum ersten Mal aus einer ganz anderen Sichtweise aufgefallen, nämlich aus der Vogelperspektive. Ich habe dir diese Geschichte noch nie erzählt, sie stimmt. Es war nämlich im April des Jahres 1984, als Helmut Haigermoser hier heraußen eine Rede gehalten und auch sein soziales Engagement unterstrichen hat. Ich saß ganz woanders, nämlich auf dem zweiten Rang, exakt am ersten Platz da oben, weil ich damals mit meiner Schule, der ich als Schüler angehörte, hier im Hohen Haus gewesen bin und mir eine Parlamentssitzung angehört habe. Da ist Helmut Haigermoser ans Rednerpult getreten.

Ich habe mir jetzt diese Rede vom 11. April 1984 noch einmal geholt. Da hast du dich sehr eingesetzt und einen Satz geprägt, den ich zitieren will, weil in der Vordebatte das Wort "Greißlermentalität" erwähnt wurde. Da ist es auch um Privilegien gegangen. Helmut Haigermoser hat damals gesagt: Die Negativbelegung des Wortes "Greißler" hat im Hohen Haus zu unterbleiben, nicht deswegen, weil ich selbst ein Greißler bin, sondern stellvertretend für die vielen tausend fleißigen Leute, die in diesem Berufszweig ihrer Arbeit nachgehen.

Und das ist das, was mich schon damals bewegt hat und mir damals schon gefallen hat: Du hast nicht nur dein soziales Engagement unter Beweis gestellt, sondern du hast bewiesen, dass du nicht nur selbst Greißler bist, sondern auch ehrlicher Makler der Bevölkerungsmeinung. Daher solltest du als Abgeordneter eigentlich die höchste Auszeichnung bekommen, die dir die Bevölkerung auch geben kann, nämlich dass man von dir mit ruhigem Gewissen sagen kann: Du bist einer von uns, einer von der Bevölkerung, vor allem einer, der trotz seines wirtschaftlichen Engagements auch die Kleineren und die sozial Schwächeren immer vertreten hat. Und dafür möchte ich dir ganz besonders danken, denn das kann man dir nicht oft genug sagen und auch nicht oft genug unterstreichen, meine sehr geehrten Damen und Herren. (Beifall bei den Freiheitlichen und der ÖVP.)

Der Parlamentarier – ich habe es gesagt: nach 18 Jahren und 7 Monaten und 345 Reden ist man nicht nur ein gestandener, sondern ein großer Parlamentarier – Helmut Haigermoser geht heute. Der Freund bleibt und bleibt uns allen – und das möchte ich auch sehr persönlich an unsere Fraktion richten – erhalten. Helmut Haigermoser hat in seiner Vergangenheit, er hat es gesagt – alles erlebt, die vielen Koalitionen, die unterschiedlichsten politischen Konstellationen. Und er hat auch – das weiß ich persönlich ganz genau – dieses Feind-Freund-Klischee in der Politik immer wieder durchlebt und auch oft am eigenen Leib zu spüren bekommen. Das hat er durchlebt, aber er hat alles überstanden.

Er hat richtige Feinde gehabt und falsche Freunde, aber er ist selbst bis heute immer ein guter Freund, vor allem hier in der Fraktion, für jeden geblieben, und er war einer meiner besten Freunde hier im Hohen Haus, und das wirst du auch weiter sein, wenn du deinen neuen beruflichen Weg einschlagen wirst.

Aber an dieser Stelle soll mir auch gestattet sein, darauf hinzuweisen, dass Politik eben auch Emotion ist und Politik auch Gefühle braucht und dass jeder Politiker, egal, in welcher Partei er ist, egal, welche Funktion er ausübt, auch Freunde braucht und dass es auch wichtig ist, dass man zu diesen Freunden auch in schwierigen Zeiten steht.

Helmut Haigermoser hat das verkörpert. Er ist in schwierigen Zeiten immer zu seinen Freunden gestanden. Deshalb habe ich mir zum Abschluss auch ein Zitat herausgeholt, das ich dir als Dank sozusagen auch für deine Loyalität mitgeben möchte. Es stammt von Ludwig II. von Bayern und lautet folgendermaßen:

"Wenn jemand schlecht von einem Freunde spricht, und scheint er noch so ehrlich, glaub ihm nicht! Spricht alle Welt von deinem Freunde schlecht, misstrau der Welt und gib dem Freunde Recht! Nur wer so standhaft seine Freunde liebt, ist wert, dass ihm der Himmel Freunde gibt."

Lieber Helmut! Lieber Freund! Ich wünsche dir für deine berufliche Zukunft alles Gute, privat alles Glück, alle Freude, die man sich nur wünschen kann. Helmut Haigermoser ist und bleibt


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