Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 5. Sitzung / Seite 64

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heits­maßnahmen für die österreichische Bevölkerung und auch für jene österreichischen Solda­ten, die sich im Auslandseinsatz befinden, zu treffen. Es ist die mögliche Bedrohung durch bio­terroristische Angriffe, die uns dazu veranlasst, gesetzliche Maßnahmen zu treffen, damit jene Vor­kehrungen, die dankenswerterweise der Herr Gesundheitsminister und der Herr Staatsse­kretär bereits in die Wege geleitet haben, auch ihre gesetzliche Deckung finden. Es ist dies ein vorbildliches Vorgehen, das Hysterie ausschließt, weil eben rechtzeitig gehandelt wird und das Problem in Ruhe und mit Sachlichkeit angegangen worden ist.

Der konkrete Anlass – auch das ist schon erwähnt worden – ist das Problem eines Angriffes mit Pockenviren. Wir wissen, dass es zurzeit keinen zugelassenen Impfstoff gibt, der verfügbar wäre und der nach dem Stand der Wissenschaft den Erfolg erzielt, den ein Impfstoff erzielen kann, der die Zulassungsbestimmungen noch nicht vollkommen verifiziert hat.

Diese Gesetzesänderung ermöglicht nun, dass in einer Gefahrensituation, die durch Katastro­phen, durch bioterroristische Angriffe oder auch durch kriegerische Auseinandersetzung ent­stehen kann, auch ein Arzneimittel zur Anwendung kommt, das die Zulassungsbestim­mun­gen noch nicht erfüllt hat, wenn kein anderes zugelassenes Arzneimittel verfügbar ist, das dem Stand der Wissenschaft entsprechend diesen Erfolg sicherstellt. Bei dem Antrag handelt es sich um einen Vier-Parteien-Antrag, und damit ist ja auch klargestellt, dass es keinen Zweifel darüber geben kann, dass diese Gesetzesänderung notwendig ist.

Hohes Haus! Ich habe das erste Mal die Ehre, hier vor Ihnen zu sprechen, und ich darf, zumal es auch meine Zeit erlaubt, noch einige grundsätzliche Anmerkungen zur Gesundheitspolitik machen. Es wird Sie vielleicht auch ein bisschen interessieren, da ich – und dafür bedanke ich mich ausdrücklich – zur Obfrau des Gesundheitsausschusses gewählt wurde.

Das Gesundheitswesen in Österreich ist ein hoch entwickeltes, es ist leistungsfähig und es ist weit­gehend auch sehr gut organisiert. Dennoch weist es einen ständig steigenden Finanzbedarf auf. Das ist eigentlich nicht wirklich ein Widerspruch, sondern man kann bei näherer Betrach­tung feststellen, dass es auch gut ist, dass das System einen steigenden Finanzbedarf hat, denn – überspitzt formuliert – je besser ein Gesundheitssystem funktioniert, je höher der Stand der Wissenschaft und Technik ist, je diffiziler die Behandlungsmethoden sind – wir haben Be­­handlungsmethoden,  von denen frühere Generationen nicht einmal träumen hätten kön­nen –, desto teurer wird das System und desto höher ist auch die Lebenserwartung der Men­schen – erfreulicherweise –, was wiederum das System verteuert. Der ständig steigende Fi­nanz­bedarf ist also eine Tatsache, der wir entsprechen müssen, die aber per se nichts Schlech­tes ist.

Wie haben wir nun den Finanzbedarf zu organisieren? – Das eine ist: Die vorhandenen Mittel müssen vollkommen diszipliniert und sachpolitisch bezogen eingesetzt werden. Gerade als je­mand, der aus Niederösterreich kommt und dort ein sehr stark verankertes Proporzsystem be­mer­ken kann, kann ich feststellen, dass parteipolitisch motivierte Interessenkonflikte zwi­schen den einzelnen Finanziers und Verantwortungsträgern immer etwas sind, was auf dem Rücken der Patienten ausgetragen wird und was auf jeden Fall in Hinkunft zu unterlassen ist. Jede Strukturreform muss auch darauf Bedacht nehmen, dass der Anreiz, sich zu solchen Interessenkonflikten hinreißen zu lassen, sinkt.

Das Zweite – auch das werden Sie alle kennen –: Es gibt immer wieder einen Interes­sen­konflikt zwi­schen Kommunalpolitik und Gesundheitspolitik. Auch da muss man unterstützende Maß­nah­men treffen, damit vor allem Kommunalpolitiker, die sehr oft als Träger von Kranken­anstal­ten unter Sachzwängen stehen, davon entlastet werden, etwas zu tun, was sie eigentlich gesund­heitspolitisch so gar nicht wünschen könnten.

Das sind Dinge, die durch Strukturreformen sicher zu verbessern und zu vermeiden sind.

Es geht weiters darum, Kosten zu vermeiden. Da wird es notwendig sein – der Herr Staatsse­kre­tär hat es auch bereits angekündigt –, die Präventivmedizin, die Vorsorgemedizin vom Rand des Geschehens, an dem sie bisher ein wenig gestanden ist, ins Zentrum zu rücken. Jeder Euro, den wir in Vorsorgemedizin investieren, wird uns viele Euros in der kurativen Medizin


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