Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 20

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bekannten Grundsätzen der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und so weiter übrig. Damit wäre doch wirklich niemandem geholfen.

Für eine Diskussion über Vorschriften und über die Kontrolle von Veranlagungen der Länder ist der Nationalrat daher sicher nicht das zuständige Gremium. Eine derartige Diskussion könnte nur im Landtag erfolgen. Der Nationalrat ist mangels Zuständigkeit auf jeden Fall der falsche Ort, und ich kann es mir nur mit einem Wahltermin erklären, dass wir heute hier darüber sprechen. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

Ich glaube, es steht außer Streit, dass mit Steuergeldern sorgsam umzugehen ist. Leider wurde das in den vergangenen 30 Jahren nicht so gehandhabt (Widerspruch bei der SPÖ), als wir uns Jahr für Jahr extrem verschuldet haben, sodass wir heute einen Zinsenberg von 7 Milliarden € für unsere Schulden zu tragen haben – nur für die Zinsen! Das sind Mittel, die uns in der täglichen Budgetgebarung fehlen – mehr als 10 Prozent des Budgets! Das möchte ich jenen ins Stammbuch schreiben, die von einer ordnungsgemäßen Gebarung sprechen! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Abg. Parnigoni: Da haben Sie kräftig mitgewirkt!)

Aus der Vorgangsweise einzelner Gebietskörperschaften, Erlöse aus Veräußerungen zu ver­werten beziehungsweise zu veranlagen, lässt sich nach unseren Beobachtungen im Finanz­ministerium kein einheitliches Muster erkennen. Ich verweise zum Beispiel auf die Bank Austria, wo der gesamte Verkaufserlös des Landes Wien über die AVZ gegen die Hereinnahme von Aktien einer Gesellschaft getauscht wurde. Da man Aktien nur einer Gesellschaft übernahm, ging man, wie sich nachträglich herausstellte, ein enorm hohes Risiko ein. Der Kursverlust von 76 Prozent bedeutet, dass Wien über die AVZ-Stiftung ein Kapitalvermögen – bitte, zuzu­hören! – von rund 1,29 Milliarden € verloren hat! (Oh-Rufe bei der ÖVP. – Abg. Eder: Die ÖVP hat das nie verlangt!)

Herr Abgeordneter Wittmann! Was hätte man mit diesen 1,29 Milliarden € alles für die Wiener Kindergärten, den Wohnbau und dergleichen machen können?! (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen. – Zwischenrufe der Abgeordneten Gaál und Eder.)

In Niederösterreich hingegen ... (Zwischenruf des Abg. Dr. Wittmann.) – Herr Abgeordneter Wittmann, zu Wiener Neustadt zu der Zeit, als Sie noch Bürgermeister waren, sage ich jetzt nichts. (Heiterkeit bei den Freiheitlichen.) Das wäre ein eigenes Thema, dazu sage ich heute nichts, ich will hier nicht polemisieren. (Beifall bei der ÖVP.) Ich könnte über viele Gemeinden mit sozialdemokratischen Bürgermeistern einige Dinge erzählen, aber das interessiert jetzt nie­manden. (Abg. Gaál: Polemisieren Sie nicht! – Abg. Reheis: Das ist eine Frechheit, was Sie da machen!)

In Niederösterreich hingegen wurde eine Veranlagungsform gewählt, bei der 60 Prozent in An­leihen, großteils Staatsanleihen, und 40 Prozent in Aktien angelegt wurden, sodass das Risiko relativ breit gestreut wurde. Die Wertschwankung liegt bei ungefähr 6 Prozent – im Vergleich dazu in Wien: 76 Prozent –, was zu einem derzeitigen buchmäßigen Verlust von rund 190 Mil­lionen € geführt hat.

Ich will nicht Richter darüber sein, wer besser ist, Wien oder Niederösterreich (Abg. Eder: Das machen Sie die ganze Zeit!), sondern verweise auf einen Schiedsrichter, nämlich den Landes­rechnungshof. Der Landesrechnungshof hat das schon im Dezember 2002 geprüft, und ich zitiere jetzt wörtlich aus dem Bericht des Landesrechungshofes; also nicht ich urteile, sondern es urteilt der Landesrechnungshof:

„Mit der Summe aller Maßnahmen werden aus der Sicht der Berechnung des Haushaltes nach Stabilitätspaktgrundsätzen Rückflüsse aus den Darlehen in Maastricht-relevante Einnahmen umgewandelt. Die Vorgaben des Landtages von Niederösterreich wurden somit umgesetzt.“

Ich zitiere weiter: „Bei der Auswahl des Investmentberaters wurden die Vorgaben des Land­tages von Niederösterreich umgesetzt, indem eine von den Banken unabhängige und interna­tional anerkannte Gesellschaft beauftragt wurde.“ – Nichts mit dem Casino, Herr Abgeordneter Wittmann! International anerkannte Berater! (Abg. Dr. Wittmann: Das Geld ist weg!)

 


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