Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 79

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sollten wir über das Ergebnis der ersten zweieinhalb Jahre der Regierungstätigkeit von ÖVP und FPÖ reden.

Wir haben mit Ende 2002 eine Maastricht-relevante öffentliche Verschuldung in der Höhe von 146,55 Milliarden €, das sind über 2 000 Milliarden Schilling. Das ist der höchste Schulden­stand, den dieses Land je erlebt hat. (Rufe bei der SPÖ: Wau!) Diesen Schuldenstand haben wir trotz höchster Steuer- und Abgabenquoten. (Ruf: Schulden-Rudi!) Es ist der Schulden-Karl-Heinzi, richtig, Herr Abgeordneter, so ist es! (Beifall bei der SPÖ.)

Wenn man nach den Ursachen dafür forscht und sich fragt, wie denn das sein kann, dann kann man sagen, die Antwort liegt auf der Hand: Man hat die Einnahmen erhöht, man hat so getan, als würde man sparen, aber gleichzeitig sind die Ausgaben außer Rand und Band geraten.

Wenn wenigstens in diesen zweieinhalb Jahren strukturell etwas geschehen wäre! Aber es ist nichts geschehen. (Abg. Wittauer: 30 Jahre Sozialdemokratie haben wir gehabt!) Wir haben nun eine neue, wieder schwarz-blaue Bundesregierung, die den doppelten Konsolidierungs­bedarf des Jahres 1999 hat: über 200 Milliarden Schilling oder 14 Milliarden €.

Sparen, meine Damen und Herren, heißt nämlich, weniger auszugeben und nicht den anderen das Geld wegzunehmen. Sparen heißt nicht, höhere Finanzschulden anzuhäufen, sparen heißt nicht 67,9 Prozent des BIP als öffentliche Verschuldungsquote!

Die Leute, die auf der Kärntner Straße spazieren gehen, konnten auf einer Laufschrift sehen, wie die Finanzen angeblich besser werden. Irgendwann ist die Laufschrift dann verschwun­den, und irgendwann prangte nur noch „Österreich hat Zukunft – keine neuen Schulden“. – Diese Propaganda durften die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler zahlen, anstatt dass dort die Wahr­heit gestanden wäre. Unter der SPÖ hatte das Land noch Zukunft, jetzt haben wir nur höhere Schulden. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Wie hoch waren denn die Schulden bei Ihnen? Wie hoch waren denn die Schulden bei Ihnen?)

Etwas, das auch für Herrn Abgeordneten Scheibner von Interesse ist: Alleine 10 Prozent Zu­wachs hatten Sie als Verteidigungsminister mitzuverantworten – 10 Prozent der gesamten öf­fentli­chen Verschuldung! (Abg. Scheibner: Sagen Sie, wie hoch das Defizit unter Edlinger war! Sagen Sie, wie hoch das Defizit unter Edlinger war!) Ich weiß schon, dass Kollege Scheib­ner aus Empörung steht, Sie dürfen sich ruhig setzen. 10 Prozent höhere Schulden, verantwor­tet durch einen Bundeskanzler Schüssel und einen Minister Grasser und durch einen heute dazwischenredenden Ex-Verteidigungsminister. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Scheibner: Das darf ich ja noch, oder? Aber Sie sagen mir nicht, wie hoch das Defizit war!)

Diese Schuldenpolitik wird mit dem jetzigen Budgetprovisorium fortgesetzt. Wir haben erstmalig die Situation (Abg. Scheibner: 100 Milliarden nur an Zinszahlungen!), dass die Aufnahme der Finanzschulden im Jahr 2003 bereits Anfang April 2003 zu 50 Prozent überschritten wird. (Zwischenruf des Abg. Scheibner.) Kein Problem, Sie können gerne im Budgetausschuss zu­hören. Wenn Sie da wären, würden Sie es hören.

Anfang April wird die Grenze des verfassungsmäßigen Budgetprovisoriums überschritten – das wurde uns sowohl durch den Geschäftsführer der Bundesfinanzierungsagentur als auch durch den Vorsitzenden des Staatsschuldenausschusses bestätigt –, weil in der Finanzierung der sich immer mehr „ausweitenden“ öffentlichen Ausgaben keine Grenze zu finden ist. Diese Schulden­aufnahme ist ein Teil der Fortsetzung Ihrer Politik, die heißt: ungebremstes Schuldenmachen, und es wird im Budget 2003 nicht besser werden. (Abg. Dr. Jarolim: Geld für Dummheit!) – Das Problem ist nur, wenn die Dummen das Geld selbst hätten, wäre es einfach, aber es zahlt leider jeder Österreicher und jede Österreicherin.

Jetzt haben wir ein Budgetprovisorium, in dem eine 5-prozentige lineare Bindung vorgesehen ist. Was heißt denn das? – Das heißt in Wirklichkeit nichts anderes, als dass nach Bedeckung der gesetzlichen Ausgaben wesentliche Ausgaben dieser Republik bis zum In-Kraft-Treten des endgültigen Budgets Ende Juni nicht getätigt werden können. Die realen Auswirkungen haben wir schon gesehen: Die drei Volksanwälte – auch jene der FPÖ und der ÖVP – mussten bereits


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