Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 80

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ihre Sprechtage im Westen Österreichs einstellen; im Bereich der Forschung und Entwicklung stehen die Projekte – es drohen die Forscher abzuwandern –, und wir haben realiter eine Situa­tion, in der schon jetzt durch den Vollzug des Provisoriums eine ordnungsgemäße Verwaltung verhindert wird.

Die SPÖ hat im Jahr 2000 einem Provisorium zugestimmt, das auf den Ansätzen des letzten ordentlichen Budgets in diesem Haus basiert hat, nämlich jenem, das noch unter Rudolf Edlinger gemacht wurde. Wir werden diesmal dem Provisorium nicht zustimmen (Abg. Wattaul: Das glaube ich, weil ihr euch nicht auskennt!), und zwar ganz einfach deswegen: Es beruht auf Ansätzen des Bundesvoranschlages 2002 – eines Voranschlages, den dieses Haus beschlos­sen hat, um angeblich ein Nulldefizit zu erreichen. Warum ist dieses Nulldefizit nicht eingetre­ten? – Nicht wegen des Hochwassers (Abg. Wattaul: Warum seid ihr abgewählt worden?), nicht wegen der Konjunktur, sondern weil Sie die Ausgaben nicht im Griff hatten! (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Wittauer: Sie reden die Unwahrheit!)

Bei einem Voranschlag, der 59,38 Milliarden € an Ausgaben vorsieht, gibt Herr Minister Gras­ser – unser neuer, früher blauer, jetzt farbloser Minister Grasser – heute 61,8 Milliarden € in seinen Ausgaben des allgemeinen Haushaltes bekannt. Er hat die höchste Abweichung, die je ein Finanzminister hatte, weil er bei den Ausgaben nicht einmal irgendeine Kontrolle walten ließ. (Neuerlicher Beifall bei der SPÖ.)

Diese Ausgaben sind keine Konjunkturfrage, diese Ausgaben heißen: kein ordnungsgemäßer Vollzug, weil da jemand sitzt, der nur darauf bedacht ist, dass er mit dem Revolver abgebildet wird, auf Kosten der Steuerzahler Propaganda macht und sich nicht um sein Budget kümmern will. (Abg. Wattaul: Geh hör auf! Eure Zinsen müssen wir jetzt büßen!)

Wäre es ein privater Betrieb, dann wäre dieser Finanzchef schon gekündigt. (Abg. Wattaul: Ihr seid eh gekündigt worden!) Das ist genau jenes, was man Bundeskanzler Schüssel dringend ans Herz legen kann: Entlassen Sie einen Finanzchef, der das eigene, von ihm erstellte Budget so weit verfehlt! (Beifall bei der SPÖ. – Zwischenrufe bei den Freiheitlichen.)

Es ist klar, dass die Damen und Herren der Regierungsfraktionen schreien müssen, denn sie sind nur noch marktschreierisch unterwegs. Allerdings muss man den Marktschreiern zugute halten, die Gemüseraffel, die sie auf der Straße verkaufen, mag schlecht sein, aber sie raffelt wenigstens Gemüse. Sie verkaufen eine Finanzpolitik, die so nicht stattfindet. (Beifall bei der SPÖ.)

2003 hätte das Jahr der Ernte werden sollen. Ich frage mich, was wir geerntet haben. Geerntet haben wir ein Knittelfeld, bei der sich die FPÖ festgelegt hat, dass es zu einer Entlastung der Steuerzahler kommen soll, und zwar (Abg. Dr. Jarolim: Einen Bundeskanzler haben wir geerntet!) – den haben wir auch geerntet – im Jahr 2003. Wo haben wir denn die Entlastung? – Belastungen haben wir, und ich weiß, die Stimmlage der Abgeordneten hat noch nicht gelitten. (Zwischenruf.) – Wenn wir so manche Dummheit besteuern könnten, wäre unter Umständen viel Geld da.

Nun aber zur Steuerreform selbst: Es gibt nun ein Regierungsprogramm, das eine Steuerentlas­tung vorsieht, und zwar unter anderem völlige Steuerfreiheit für die Einkommen bis 14 500 €. (Abg. Dr. Stummvoll: Das haben Sie abgelehnt!) Es gibt also eine Absichtserklärung im Regie­rungsprogramm. Eine Woche später – was heißt, drei Tage später! – kommt Finanzminister Grasser und sagt, er könne das nicht garantieren.

Daher haben wir – damit sich auch die Fraktion und jene, die angeblich sagen, das komme so und so, festlegen können – genau diesen Text gemeinsam mit den Grünen in einem Entschlie­ßungsantrag vorgebracht, den ich hier verlesen will:

 


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