Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 87

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Mein Gott, die Opposition wäre nicht angestanden zuzustimmen, damit die Liquiditätsdaten der Republik halbwegs in Ordnung bleiben, und wir hätten uns spätestens im April oder auch meinetwegen jetzt verständigt, wenn es darum geht, Kreditaufnahmen für die Republik günstig zu gestalten. Das war aber nicht der Punkt.

Der Punkt ist doch, dass dieses Budgetprovisorium auf den Zahlen des Jahres 2002 beruht und dass jetzt noch hinzukommend und verschärfend eine De-facto-Kürzung durch die 5-Prozent-Ausgabenbindung erfolgt. Dadurch entstehen in bestimmten Bereichen Probleme, zu denen Sie, Herr Bundesfinanzminister, hoffentlich noch Stellung nehmen werden, denn noch ist nicht klar, wen und welche politischen Projekte das betreffen soll – zumindest in dieser Über­gangs­zeit, bis ein tatsächliches Budget beschlossen wird.

Auch dieser Zeitraum ist möglicherweise wieder offen, denn es muss nicht nur sein, dass ständig Steuerreformen verschoben werden, es könnte auch sein, dass die Koalition und die Fraktionen hier im Haus gar nicht mit der Zeit zu Rande kommen, die ihnen zur Verfügung steht, damit noch im Juni ein Budget beschlossen werden kann. Dann gilt dieses Provisorium ganz rasch bis September oder Oktober, dann wird es die Leute umso mehr interessieren, wo gekürzt wird und wo nicht.

Das ist das Phantasielose an dieser 5-Prozent-Linearkürzung, weil überall – wie das Wort schon sagt – mit dem Lineal drübergefahren wird. Das ist an sich kein günstiger Politikansatz. Die einzigen Ausnahmen wurden im Bereich des Innenministeriums getroffen. Hätte man in anderen Ressorts so viel Phantasie walten lassen wie bei den Ausnahmebestimmungen für das Innenressort, hätte man sich überlegen können, ob man auch für dieses Provisorium gescheite Verhandlungen macht. Aber nein, Lineal, 5 Prozent, und das ist es dann!

Sie werden also unsere Zustimmung schwerlich erwarten dürfen, da wir schon das dem zu Grunde gelegte Budget 2002 nicht für gut befunden haben. Das wird Sie aber auch weiter nicht wundern.

Kommen wir zum Ausblick in der Budget- und in der Steuerpolitik: Eine Bedingung für einen guten Finanzminister wäre meines Erachtens auch, dass er einmal den Konsolidie­rungsbedarf so darstellt, dass man sich auch als Oppositionsabgeordneter anständig orientie­ren kann. Es ist zwar einiges in der Informationspolitik durchaus begrüßenswert, was Ihr Haus betrifft, Herr Finanzminister, aber auch das ist letztlich im Ergebnis der Zahlen, die wir bekom­men, in unserer Beurteilung enden wollend positiv.

Ich darf zum Beispiel daran erinnern, dass in den Koalitionsverhandlungen, die mit den Grünen geführt wurden, ständig ein Konsolidierungsbedarf in der Höhe von 5 Milliarden € genannt wurde – Basis 2006 –, und davon durfte es kein Abweichen geben.

Mittlerweile lesen wir im Regierungsübereinkommen: 3 Milliarden. Wenn man die Zahlen summiert, die dort genannt sind, kommt man auf 3,3 Milliarden. Aber eine Abweichungsgröße von 10 Pro­zent ist in diesem Programm offensichtlich ohnehin kein Problem mehr, sei es drum! Aber zwischen 3 und 5 Milliarden ist ein Unterschied, wenn man schon über das andere hin­weg­­sehen will.

Diesbezüglich sind Sie der Öffentlichkeit meines Erachtens eine Erklärung schuldig, wieso ursprünglich, zu Zeiten der ersten Kontakte mit der SPÖ, von 8 Milliarden die Rede war, dann von 5, jetzt ist man bei 3. Auf dieser Basis ist schon fraglich, wie eine planbare Steuersenkung überhaupt stattfinden soll, wenn man gleichzeitig den Budgetsaldo im Auge hat. – Ich darf an dieser Stelle hinzufügen, dass es jedenfalls der Zugang der Grünen ist, den Budgetsaldo nicht aus den Augen zu verlieren.

Deshalb haben Sie natürlich in gewisser Weise Recht, wenn Sie sagen, es muss – ich weiß nicht, wie Sie sich genau ausgedrückt haben – ein Senkungsziel zunächst einmal erspart werden. (Abg. Eder: Wie man es braucht!)

 


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