Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 10. Sitzung / Seite 88

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Wenn wir uns auf diese Debatte einlassen würden, dann allerdings stellt sich genau die Frage, wie hoch der vorausgesetzte Konsolidierungsbedarf ist. Da sind Sie es der Öffentlichkeit schuldig, sich auf irgendeine Zahl, die wenigstens eine Halbwertzeit von mehr als zwei Wochen hat, zu verständigen und diese dann auch tatsächlich zu verkünden. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Dr. Cap: Raus mit den Zahlen!)

Aber gehen wir auf die vorhandene wirtschaftspolitische Situation ein, die in der Tat nicht rosig ist. Es wird unbestritten sein, dass wir in einer Phase der wirtschaftlichen Unsicherheit – um nicht zu sagen, auch was die Wachstumszahlen betrifft: Stagnation – verharren, und es ist überhaupt nicht gesichert, ob sich das vor dem Hintergrund der tragischen Ereignisse in Nahen Osten so rasch ändern wird.

Wenn das aber so ist und wenn Steuersenkungsvolumina in Aussicht gestellt werden, dann stellt sich schon die Frage, ob man ein paar alte ökonomische Binsenweisheiten nicht doch noch einmal strapazieren könnte.

Wenn Sie schon vorhaben, Steuern zu senken, dann ist doch die Frage, ob nicht tatsächlich ein Teil davon, und zwar ein größerer Teil als jener, den Sie bisher in Aussicht gestellt haben, vorge­zogen wird. Dann ist es aber genau die Strukturfrage, auf die wir immer hinweisen, die entschei­dend ist: Welche Steuern könnten vorläufig vorgezogenerweise gesenkt werden – sowohl im Einkommensteuerbereich als auch im Bereich der Unternehmenssteuern? – Die Antwort könnte sein, dass wir im Bereich der so genannten unteren und mittleren Einkommen möglicherweise sogar in einem größeren Volumen senken, als jetzt im Regierungsübereinkom­men angepeilt ist – das aber zielsicher auf einen wesentlich größeren Personenkreis als jenen, der von den Maßnahmen der Koalition begünstigt werden würde, ausgerichtet.

Ich darf in Erinnerung rufen, die ausschließliche Steuerfreistellung von Bruttojahreseinkommen bis 14 500 € betrifft nur einen kleinen Personenkreis, weil die folgenden Einschleifregelungen sehr radikal nach oben gehen müssen und es in Wirklichkeit viel gescheiter wäre, die anderen Punkte ... (Abg. Dr. Petrovic macht eine Handbewegung in Bezug auf die Zeit. – Zwischen­be­merkung von Bundesminister Mag. Grasser.) – Vielen Dank, Herr Finanzminister! Wir haben eine freiwillige Zeitvereinbarung. Ich kann nachher, wenn wir über den Bundesrech­nungsab­schluss reden, ein bisschen etwas einsparen. Sie sind ja Meister im Sparen! (Beifall bei den Grünen.)

Wir hätten in diesem Punkt eine wesentlich größere Treffsicherheit für wesentlich mehr Per­sonen, und diese würden das Geld auch ausgeben und nicht auf den Malediven oder sonst wo Urlaub machen. – Das ist das eine.

Das Zweite ist, im Unternehmensbereich hat es, so glaube ich, wenig Sinn, in der Situation nicht entnommene Gewinne zu begünstigen. Viel gescheiter wäre es, Investitionsschübe der Unter­nehmen anzureizen. Das kostet natürlich auch, nämlich infolge des Steuerausfalls. Aber das wären zielsichere Maßnahmen, die möglicherweise gar nicht so viel kosten, aber wo die Aus­dehnung des Budgetsaldos das Wachstum doch noch beeinflussen kann.

Wir geben uns nicht mit der Antwort zufrieden, dass das alles nur mehr Lehrbuch und Alt-Keynesianismus sei. Das sagen auch die Wirtschaftsforscher: In einem bestimmten Bereich ist es selbst in einer kleinen, offenen Wirtschaft wie Österreich noch möglich, durch staatliche Maß­nahmen und Ausgaben das Wachstum anzuregen.

Sie verweigern sich dieser Erkenntnis aus ideologischen Gründen, weil Sie nämlich schlicht und ergreifend nichts tun wollen. Das ist der Punkt, und das ist der Unterschied zu uns! (Beifall bei den Grünen.)

14.50


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als nächster Redner hat sich Herr Abgeordneter Ing. Hofmann zu Wort gemeldet. – Bitte.

 


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite