Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 39

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Doch er sagt nicht dazu – dritter Schritt –, dass rechts durch eine reine Umbuchungsmaßnahme der gleiche Betrag wieder aufscheint, sodass sich in der Summe null ändert. (Abg. Dr. Witt­mann: Das ist ein Skandal! – Abg. Mag. Posch: Das ist ein Künstler!)

Diese Art von Zukunftssicherung, diese Art von Prioritätensetzung, diese Art von Superprioritä­ten­setzung, diese Interpretation, das nennen Sie brillant?! Dabei muss ich dazusagen: Der Vor­gang als solcher, die budgetäre Vorgangsweise als solche ist vollkommen korrekt. (Neuerliche Zwischenrufe bei der SPÖ.) Das hängt zusammen – aber ich will Sie damit nicht aufhalten – mit der Ausgliederung der Universitäten. Das ist vollkommen korrekt. Aber die Interpretation des Fi­nanz­ministers, anschließend die des Bundeskanzlers Schüssel gestern und die des Kollegen Mol­terer heute, glaube ich – ich kann mich jetzt nicht mehr genau erinnern –, die ist ein Witz! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Die Universitäten bekommen deswegen nicht mehr. Von diesen 800 Millionen € zusätzlich sind 734 Millionen € non-existent. Es ist, finde ich, eine Zumutung für Abgeordnete dieses Hauses, selber herausfinden zu müssen, was sich hinter solchen Zahlen verbirgt. Es ist keine brillante Zumutung, sondern das ist eine unverschämte Zumutung! (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.)

Ich meine, angesichts dieser Täuschungsmanöver, die ich nur als skandalös bezeichnen kann, ist man natürlich versucht, allen anderen Angaben, seien es Daten, seien es inhaltliche Aussa­gen, mit einer, sagen wir einmal, angemessenen Skepsis zu begegnen. Das will ich jetzt gar nicht tun, ich habe auch keine Zeit dazu. Aber die zwei Sachen allein – das habe ich bisher in einer Budgetrede nicht erlebt! Ich will mich jetzt gar nicht aufregen und anführen, was alles aus der Vergangenheit und von gestern man noch kritisieren könnte, aber diese Art der Vorgangs­weise ist absolut inakzeptabel. (Beifall bei den Grünen und der SPÖ.) Ein Abgeordneter ist kein Detektiv, er wird nicht dafür bezahlt, detektivische Kleinarbeit zu leisten, um herauszu­fin­den, ob das, was der Minister oder die Ministerin gerade sagt, der Wahrheit entspricht, halb­wegs der Wahrheit entspricht oder die glatte Unwahrheit darstellt. Dafür werden wir nicht be­zahlt, Herr Klubobmann Molterer! (Neuerlicher Beifall bei den Grünen und der SPÖ. – Abg. Mag. Molterer: Wir werden Ihnen das Budget nicht vorkauen!)

Nun ganz kurz zur Wachstumsbeeinflussung durch das Budget: Das Budget 2003 wirkt meiner Ein­schätzung nach leicht expansiv, das ist daher korrekt in dieser Konjunkturentwicklung. Für das Jahr 2004 kann man das leider nicht sagen. Da wird es vor allem auf Grund der Abgaben­er­höhungen leicht kontraktiv wirken, und angesichts der jetzigen Konjunktursituation – zugege­ben, es vergeht noch ein halbes Jahr – ist das sehr problematisch. Wir würden es richtiger fin­den, angesichts der Risken, die es da gibt – gestern haben wir viele Sachen über die Risken und den Umgang damit gehört –, einen Teil der Steuerentlastung 2005 – nehmen wir einmal an, es ist wahr! – auf 2004 angesichts dieser Konjunkturlage vorzuziehen.

In diesem Zusammenhang möchte ich sagen, meine Damen und Herren von den Regierungs­par­teien: Wenn ich das mit den Arbeitsmarktdaten und dem Handelsbilanzüberschuss und dem Leistungsbilanzüberschuss noch zehnmal höre, dann werde ich schon relativ grantig. Wir alle wissen doch, dass die Globalzahl über die Beschäftigten auf dem Arbeitsmarkt relativ wenig, um nicht zu sagen, sehr wenig aussagt. Sie müssen immer dazusagen, wie viel von dem Zu­wachs die KarenzgeldbezieherInnen beziehungsweise die KindergeldbezieherInnen ausma­chen, wie viel davon teilzeitbeschäftigt sind, wie viel geringfügig beschäftigt sind und so weiter. Wenn Sie immer nur sagen, das sei um 10 000 oder 30 000 gewachsen, dann muss ich Ihnen sa­gen: Das sagt ja nichts über die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt aus! (Beifall bei den Grü­nen und der SPÖ.)

Was die Leistungsbilanz und den Handelsbilanzüberschuss betrifft, meine Damen und Herren von den Regierungsparteien, muss ich sagen: Wenn Sie sich einmal nur halbwegs für Ökono­mie interessiert haben, dann werden Sie feststellen: Das ist ein typisches Phänomen für ... (Zwi­schen­rufe bei der ÖVP.) Ich bin kein Experte. Ich tue gar nicht so. Das ist eine Trivialität. Das ist ein typisches ... (Zwischenruf des Abg. Dr. Stummvoll.) Herr Stummvoll, das wissen Sie doch bes­ser als ich! Das ist ein typisches Charakteristikum für Staaten, denen es konjunkturell,


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