Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 134

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

an­dere Leute arbeiten! Mann denkt und irgendjemand arbeitet, das ist offensichtlich die Vor­stellung, die Grasser zu vermitteln versucht. Wir brauchen mehr davon, sagt er.

Damit zusammenhängend, und das ist klar: „Privat ist besser als der Staat“ – ein neoliberaler, selbst­verständlicher Anspruch und Ansatz. „Privatisierung sichert Arbeitsplätze“, heißt die Bot­schaft.

Vom Standpunkt des Unternehmertums aus zu denken bedeutet natürlich auch: Stiftungen nicht zu besteuern, bei ArbeitnehmerInnen, PensionistInnen, SteuerzahlerInnen verstärkt abzu­schöp­fen. (Abg. Silhavy: In die Tasche zu greifen!) In die Tasche zu greifen – korrekt, so ist es, Kolle­gin Silhavy. (Abg. Dr. Partik-Pablé: Gott sei Dank hat sie Ihnen etwas eingesagt!)

„Der Beweis für die soziale Kompetenz“ ist ja auch ein ganz schöner Passus dieser Budget-rede – da komme ich zurück auf das, was Kollege Wittauer, der momentan leider nicht im Saal ist, nicht verstanden hat, nämlich die Frage, was Gender Mainstreaming bedeutet. Es bedeutet einfach, Gesetze daraufhin zu analysieren, wie sie sich auf Männer und Frauen auswirken.

Dort heißt es wörtlich – ein Beweis für „soziale Kompetenz“; ich zitiere –: „Keiner der mehr als 2 Millionen ... Pensionisten hat irgendetwas zu befürchten: ob ... Arbeiter, Angestellter, Bauer oder Gewerbetreibender ...“

Es ist alles nur eine Frage der Männerpensionen, es geht nicht auch darum, was mit den Frau­en in diesem Prozess geschieht. (Beifall bei den Grünen und bei Abgeordneten der SPÖ.)

Kollege Wittauer sollte sich das wirklich einmal zu Gemüte führen! Gender Mainstreaming ist eine Selbstverständlichkeit für uns Grüne, ist ein EU-Konzept: Bitte, richten Sie ihm das aus, Kolle­ginnen und Kollegen von der FPÖ!

Was bedeutet dieses neue Denken für die Landwirtschaft?– Ich habe hier von den Landwirt­schafts­vertretern nur gehört: Wunderbar, das Agrarbudget ist gesichert; Kollege Donabauer, 3 Milli­arden – ich war auch immer dafür, dass dieses Paket für die Landwirtschaft gesichert sein muss. (Abg. Donabauer: Uns geht es nicht um den Betrag allein, uns geht es um die Agrar­po­litik insgesamt!)

Aber was heißt das im Kontext dieses neoliberalen Wirtschaftskonzeptes? Was bedeutet das, wenn man es durchdenkt, für die Landwirtschaft? Was bedeutet „mehr privat“ für die Landwirt­schaft? – Massives Bauernsterben, keine Ausgleichszahlungen für Bergbauern und Berg-bäuerin­nen mehr, das wäre die Konsequenz von „mehr privat“, keine ausreichenden bäuerli-chen Pensionen, weil auf Grund der Alterspyramide selbstverständlich höhere Zuschüsse not­wendig sind. (Abg. Donabauer: Das steht ja nicht in Frage!)

Es würde weiters bedeuten: weniger Bürokratie – diese wird immer wieder angegriffen; aber das würde es auch bedeuten, keine Frage. Es würde zudem auch bedeuten: weniger Umwelt­be­­wusst­sein, weniger Umweltförderung, Kollege Donabauer, und weniger Beratung und weni­ger Inno­vation für die Bäuerinnen und Bauern. (Abg. Donabauer: Das haben wir alles ge­sichert! Das ist ja das Positive an dem Budget!) – Das sollten gerade Sie als Agrarvertreter ver­stärkt in die Debatte einbringen. (Beifall bei den Grünen.)

Darüber sollten Sie diskutieren, statt der Deregulierung das Wort zu reden oder zu schweigen – das ist nämlich eigentlich das Unglaubliche: Sie schweigen dazu, kassieren ab und lassen die anderen Be­völkerungsgruppen im Regen stehen! (Abg. Donabauer: Mäßigen Sie sich!) Das zeugt nicht von einem sozialen Gewissen, das ist keine soziale Vorgangsweise! (Beifall bei den Grünen.) Dazu können wir nur sagen: Falsch gedacht und falsch gegangen, Kollege Dona­bauer! (Neu­erlicher Zwischenruf des Abg. Donabauer.)

Nicht immer nur die Solidarität der Gesellschaft für die berechtigten Anliegen der bäuerlichen Land­wirtschaft verbal fordern, sondern auch echt, solidarisch für die ArbeiterInnen, BäuerInnen, die benachteiligten Gruppen dieser Gesellschaft eintreten, das sollten Sie machen, werte Kolle­ginnen und Kollegen von der ÖVP. (Abg. Donabauer: Da können Sie sich ein Beispiel nehmen


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite