Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 15. Sitzung / Seite 159

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herausschreien. Sie haben offensichtlich schon die gute Usance vergessen, dass bei einer Erst­rede niemand dazwischenruft. Jetzt könnt ihr wieder! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Abg. Wittauer: Ich habe mich dafür entschuldigt!)

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Ich habe dieser sehr langen Debatte heute aufmerk­sam zugehört und habe aufgepasst, wer von den Regierungsparteien denn eigentlich einmal eine Silbe zu den Gemeinden und zu dem, was der Finanzminister dazu gemeint hat, sagt. – Ein Einziger war es! (Rufe bei der ÖVP: Der Auer war es! – Abg. Mag. Molterer: Jakob Auer!) – Lasst mich ausreden, ich weiß es ohnehin: Der Kollege Auer hat sehr kritisch zu den Ausfüh­rungen des Herrn Finanzministers Stellung genommen.

Ich habe allerdings auch am 6. Mai im „Report“ eine zweite kritische Stellungnahme gehört, und zwar von einem Parteifreund – nein, Entschuldigung, nicht von einem Parteifreund des Finanz­ministers, der hat keine Parteifreunde mehr, er hat nur mehr einen Ziehvater, so glaube ich. (Ruf bei der SPÖ: Er hat überhaupt keine Freunde mehr!) Der Vorarlberger Landeshauptmann Saus­gruber hat auf die Frage, was er denn von Grasser hält, gemeint, er tue sich sehr schwer, die Bedeutung und auch die Dynamik von Aufgaben von Ländern und Gemeinden zu sehen und sie entsprechend zu werten. – Das ist wahr!

Ich nehme noch ein Zitat aus den vielen Schönredereien der Budgetrede heraus. Bei den Ge­mein­den ist der Herr Finanzminister nämlich sehr konkret geworden. Er hat gemeint: „Bei Län­dern, Städten und Gemeinden gehen wir“ – pluralis majestatis – „im Sinne des innerösterreichi­schen Stabilitätspaktes 2003 von Gebarungsüberschüssen von 0,5 Prozent beziehungsweise 2004 von 0,7 Prozent aus.“

Meine sehr geehrten Damen und Herren! Das sind knapp 3 Milliarden €, die den Gemeinden und Ländern einfach entzogen werden. Länder und Gemeinden, das sind genau die Orte, wo die Bürgerinnen und Bürger, die Wählerinnen und Wähler wohnen und wo sie die Politik spü­ren! (Beifall bei der SPÖ und den Grünen. – Zwischenbemerkung von Staatssekretär Dr. Finz.)

Herr Staatssekretär! Da Sie hinter mir dazwischenreden, möchte ich Sie fragen: Was ist denn der „innerösterreichische Stabilitätspakt 2003“? – Den kennt niemand! Haben Sie den irgendwo im Geheimen verhandelt? Ich habe herumgefragt: Es gibt keinen Stabilitätspakt 2003. (Staats­sekretär Dr. Finz: Den gibt es bis Ende 2004!) – Nein! Den haben wir, bitte schön, schon 2001 verhandelt. Sie haben jetzt wahrscheinlich einen neuen, damit die Länder und Gemeinden or­dent­lich zur Kasse gebeten werden. (Abg. Wittauer: Er ist ja nie erfüllt worden von den Län­dern und Gemeinden! Auf Bundesebene haben wir ihn erfüllt!)

Wer zahlt denn das? – Da habe ich wieder ein Zitat für Sie: Gemeindebund-Präsident Mödlham­mer hat auf die Frage, wer denn das zahlen werde, gemeint: Die Gemeinden können nicht als Zahler mitspielen; würden sie dazu gezwungen, müssten die Gebühren erhöht werden. Na wen trifft denn das? – Wieder ein Griff in die Taschen der Bürgerinnen und Bürger! Meine sehr ge­ehr­ten Damen und Herren! Das sollten Sie beachten, wenn Sie diese Beschlüsse fassen. (Bei­fall bei der SPÖ und bei Abgeordneten der Grünen.) Ich bin schon sehr gespannt, wie sich die Kommu­nalpolitiker und Kommunalpolitikerinnen der Regierungsparteien dann bei der Abstim­mung verhalten werden. (Abg. Öllinger: Immer für den Menschen! Immer für den Bürger!)

Bei jeder Politshow, die heute veranstaltet wird, ist natürlich das Hochwasser dabei – so auch ges­tern in einer sehr mittelmäßigen Show des Finanzministers. (Abg. Wittauer: Das war keine Show, gerade Sie als Bürgermeister aus dieser Region sollten es wissen!) – Es war sicher eine Show. (Abg. Wittauer: Gerade du solltest es wissen!) Er hat gemeint, bedanken möchte er sich auch bei den Ländern und Gemeinden für die gute Zusammenarbeit.

Herr Finanzminister! Ich bedanke mich auch als Bürgermeister einer Gemeinde, die sehr stark be­troffen war, und zwar dafür, dass zurzeit vom Bund keine Mittel mehr für die Wiederher­stellung der Infrastruktur der Gemeinden fließen. Die Bürgerinnen und Bürger in diesen Ge­mein­den haben ein Recht auf die Wiederherstellung der Normalität. Als ich mich beim Land auf­ge­regt habe, warum kein Geld mehr kommt, habe ich die lapidare Antwort bekommen: Der


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