Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 24. Sitzung / Seite 58

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Berggebiet hat sich auch durch die Arbeit der bäuerlichen Familienbetriebe seine Cha­rakteristik als attraktiver Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum bewahrt. Gleichzei­tig sichert die Land- und Forstwirtschaft Arbeitsplätze und damit Wertschöpfung in den Regionen. Durch die Erhaltung gesunder und ansprechender Lebensräume bietet sie außerdem die wichtigste Grundlage für den heimischen Tourismus.

98 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche Vorarlbergs, meine Damen und Herren, liegen im benachteiligten Gebiet. Berücksichtigt man dann auch noch die Alpung, dann gibt es eigentlich keinen Betrieb in unserem Land, der ausschließlich Flächen ohne natürliche Erschwernis bewirtschaftet.

Auch die Struktur der Verarbeitungsbetriebe ist eine schwierige. Immerhin befinden sich 34 der österreichweit 99 Milch verarbeitenden Betriebe in Vorarlberg, obwohl nur 4,3 Prozent der österreichischen Milchproduktion in Vorarlberg stattfinden. Man kann sich daher vorstellen, dass ohne die Leistungsabgeltungen der Gesellschaft ein am Weltmarkt orientiertes Produzieren nicht möglich ist.

Die Vorarlberger Landwirtschaft bemüht sich deswegen in Zusammenarbeit mit den Verarbeitungsbetrieben, garantiert gesunde und hochwertige Lebensmittel, versehen mit der Qualitätsmarke „Luag druf“ für den heimischen Markt zu produzieren. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.) Damit soll erreicht werden, dass die Vorarlberger Bäuerinnen und Bauern ihre hochwertigen Produkte mit einer entsprechenden Wert­schöpfung vermarkten können und diese Säule des Betriebseinkommens eine ent­sprechende Wertigkeit behält.

Die Entkoppelung, wie sie derzeit in Brüssel diskutiert wird, muss in dieser Form aus Vorarlberger Sicht entschieden abgelehnt werden. Ziel dieses Vorschlags ist es, die Leistungsabgeltungen von der Produktion zu entkoppeln und damit den Bauern schein­bar mehr Flexibilität zu geben. Viel wahrscheinlicher ist es aber, dass durch die­se Maßnahme die Viehhaltung in den Berggebieten stark zurückgehen wird. Bergbäu­er­liche Landwirtschaft, Landwirtschaft, die in Kreisläufen wirkt, ist allerdings ohne Vieh­haltung nicht denkbar.

Ein gewisses Maß an struktureller Bereinigung wird leider nicht zu verhindern sein. Doch dieses Ansinnen der Entkoppelung wird dazu führen, dass diejenigen, die unser Land pflegen, diejenigen, die ganz nebenbei und oft unbedankt unsere Bevölkerung mit hochwertigen, naturbelassenen und gesunden Nahrungsmitteln versorgen, den Sinn in ihrer so wichtigen Arbeit nicht mehr erkennen können. Deswegen sage ich als Vorarlberger Abgeordneter – vor allem sage ich es aber als Vorarlberger Bauer – nein zu dieser Art der Entkoppelung. (Beifall bei der ÖVP und den Freiheitlichen.)

12.03

 


Präsident Dr. Heinz Fischer: Das Wort erhält Frau Abgeordnete Höllerer. – Bitte.

 


12.03

Abgeordnete Anna Höllerer (ÖVP): Sehr geehrter Herr Präsident! Herr Bundesminis­ter! Hohes Haus! Ich möchte heute hier ein bisschen das Bild der Frauen in der Land­wirtschaft zurechtrücken. Frau Kollegin Binder hat hier ein Bild gezeichnet, das längst nicht mehr der Realität entspricht. Sie hat unter anderem behauptet, dass die Bäuerin­nen in einem Gefühl von Isolation und Abgrenzung auf ihren Höfen leben. Ich muss dazu sagen, dass die bäuerliche Bevölkerung die Kerngruppe der Bevölkerung des ländlichen Raumes ist, dass die Betriebe in Generationen gewachsen sind und dass selbstverständlich ein Weggehen vom Betrieb nur dann möglich ist, wenn man den Betrieb auflässt. Dass eine Isolation in der Weise besteht, wie sie hier gezeichnet wur­de, kann ich nicht so empfinden. Im Gegenteil: Es ist sogar ein ganz persönlicher Be­zug zu den Höfen und zur bäuerlichen Arbeit bei den Bäuerinnen festzustellen.

 


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