Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 41. Sitzung / Seite 92

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Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Wer auch immer von Ihnen hier heute behaup­tet hat – und diese Behauptung wurde tatsächlich bereits aufgestellt –, dass sich die ÖBB in den 30 Jahren nicht geändert haben, den würde ich herzlich einladen, einmal die ÖBB zu benutzen, denn der hat wirklich keine Ahnung, wie sehr sich die ÖBB in den letzten Jahren verändert haben, und zwar sehr zu ihren Gunsten, sehr in Richtung besseres Service, bessere und schnellere Verbindungen. Fahren Sie mit den ÖBB! Schauen Sie sich das an! Dann werden Sie hier von diesem Pult aus keine solchen Aussagen mehr tätigen. (Beifall bei Abgeordneten der Grünen und bei der SPÖ.)

Es ist so, dass sich die ÖBB auch im internationalen Vergleich sehen lassen können, und zwar auch im Kostenvergleich, wenn man ihn nämlich seriös anstellt und wirklich alle Komponenten mit einrechnet. Trotzdem sage ich: Man kann und soll die ÖBB durchaus durchleuchten, man soll sie auch verbessern. Das ist keine Frage! Aber man darf sie nicht zerschlagen. Es braucht Verbesserungen, es gibt Verbesserungsbedarf.

Dieser besteht einerseits im Güterverkehr, bei der Schnelligkeit, mit der die Abwicklung erfolgt. Wir haben in Österreich ganz große Defizite im grenzüberschreitenden Güter­verkehr. Da gehört vieles verbessert. Das ist keine Frage! Das ist aber nicht nur Auf­gabe der ÖBB, sondern das ist auch eine politische Aufgabe. Ich habe sie auch schon im Vorarlberger Landtag immer wieder eingefordert. Herr Vizekanzler, Sie wissen das ganz genau!

Aber passiert ist herzlich wenig. Was es nämlich braucht, sind auch auf politischer Ebene Gespräche, und zwar auf höchster Ebene; Gespräche, die international über die Güterverbindungen Deutschland, Österreich und Italien geführt werden. Hier zum Beispiel liegt sehr vieles im Argen, was dringend verbessert werden muss.

Auch im Personenverkehr braucht es Verbesserungen. Das ist überhaupt keine Frage! Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich rede! Ich habe mir ausgerechnet, dass ich heuer schon 51 000 Kilometer mit den ÖBB gefahren bin. Ich weiß, was da läuft und was da spielt! (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Eder. – Abg. Brosz: Das ist so viel, wie alle Abgeordneten der Regierungsfraktionen zusammen mit den ÖBB fahren!) Das ist möglich, dass das in etwa dem entspricht, was die Regierungsfraktionen zusammen auf der Bahn fahren. Ich weiß es nicht, ich will es nicht unterstellen. (Abg. Öllinger: Mehr!)

Ganz klar ist, dass es derzeit im Personenverkehr noch immer Missstände wie über­füllte Züge zu Stoßzeiten gibt. Das ist keine Frage! Es gibt Warteschlangen an Bahn­schaltern. Bitte, gehen Sie einmal um 10 Uhr abends auf den Westbahnhof, um sich ihre Schlafwagen- oder Liegewagenplatzreservierung abzuholen! Dann werden Sie sehen: Da steht eine Schlage, und das auf einem international wichtigen Bahnhof! – Wissen Sie warum? Weil ein einziger Schalter offen ist! Die Leute motzen dann den armen Beamten an, der da am Schalter sitzt, aber der kann nichts dafür! Ich wieder­hole: Eine einzige Person sitzt dort! (Beifall bei den Grünen.)

Doch Sie wollen 12 000 weitere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der ÖBB abbauen, sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen! Dann stehen wir überhaupt eine Stunde dort, bis wir eine Fahrkarte bekommen. (Beifall bei den Grünen sowie des Abg. Eder.)

Was genauso eingespart worden ist, was aber für mich nicht nachvollziehbar ist, sind Serviceleistungen bei Gepäckaufgaben. Immer mehr alte Menschen sind mobil. Das war ein hervorragendes Service für diese Leute. Solche Dinge werden mit der Begrün­dung des Einsparens aufgelassen. Bitte achten Sie darauf, wo gespart werden soll, wo es einen Sinn hat, und vermeiden Sie Einsparungen dort, wo es kontraproduktiv ist, weil Sie damit wichtige Kundenkreise vertreiben! (Beifall bei den Grünen.)

 


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