Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 110. Sitzung / Seite 95

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wünsche Ihnen sehr viel Glück dazu, und ich ermuntere Sie, möglichst bald mit den Reformen im Bereich der Pädagogischen Hochschulen zu beginnen.

Es hat mir auch gut getan, dass der Abgeordnete Scheuch gemeint hat, dass endlich die Schülerzahlen gesenkt werden müssen. – So viel zu den Ausführungen meiner Vorredner.

Grundsätzlich möchte ich sagen, dass ich sehr positiv der Beseitigung der Verhinde­rungspolitik, wie manche sagen, des Wegfalls der Zweidrittelmehrheit im Schulbereich gegenüberstehe. Jetzt kann sich endlich Schule den gesellschaftlichen Erfordernissen und Bedürfnissen anpassen, die notwendig sind, um Begabungen zu fördern.

Wenn wir von der inneren Differenzierung und der äußeren Differenzierung heute ge­sprochen haben, so möchte ich sagen: Schüler brauchen Mannigfaltigkeit! Es kann da­her nur der Qualitätssicherung dienen, wenn Schüler verschiedenster Begabungen in einer Klasse sind und nicht vorzeitig durch verschiedene Schulsysteme getrennt wer­den. Den größten Anreiz gibt es unter den Schülern selbst. Differenzierung bedeutet mitunter, wenn sie äußerlich passiert, Frust bei den Schülern, Frust bei den Lehrern. Wir können das auf Grund der PISA-Studie hundertprozentig nachvollziehen.

Weil heute auch immer wieder von den ganztägigen Schulformen gesprochen wurde, möchte ich sagen: Die ganztägigen Schulformen sind rundum, egal, in welcher Form, zu begrüßen, nur: Die Frage der Kosten muss geklärt werden!

Frau Bundesministerin! Es kann nicht so sein, dass alles auf die Länder und in weiterer Folge auf die Gemeinden und dann auf die Eltern von solchen Kindern abgewälzt wird. Diese ganztägigen Schulformen bringen genau das, was wir zur Qualitätssicherung, zur Lernentlastung brauchen, nämlich dass Kinder, wenn sie die Schule verlassen, mit den Eltern nicht mehr weiterlernen und üben müssen. (Beifall bei der SPÖ.)

13.37


Präsident Dipl.-Ing. Thomas Prinzhorn: Als Nächste zu Wort gemeldet ist Frau Abgeordnete Mag. Muttonen. – Bitte.

 


13.37.57

Abgeordnete Mag. Christine Muttonen (SPÖ): Herr Präsident! Frau Ministerin! Herr Staatssekretär! Meine Damen und Herren! PISA hat es möglich gemacht, und PISA 2003 war ja nicht das erste PISA-Debakel, sondern bereits das zweite. Jetzt wird es in Zukunft möglich sein, eine sinnvolle Differenzierung im Sinne der Schüler und Schülerinnen vorzunehmen.

Einer der Hauptkritikpunkte am österreichischen Schulsystem, die von allen Experten und Expertinnen, die sich mit Kindern beschäftigen, und auch von Zukunftskommission geäußert wurden, war die Kritik an der frühen Selektion, die bereits in der letzten Volksschulklasse einsetzt. Meist geht es dabei um eine Aufteilung in gut und schlecht geeignet und weniger geeignet, aber jeder, der sich mit Kindern beschäftigt, weiß, dass das völlig absurd ist und völlig danebengreift.

Fakt ist, dass es sich bei einer so frühen Selektion um eine soziale Auslese handelt, die nichts, und zwar gar nichts, mit dem Können, mit dem Talent und den Fähigkeiten der Kinder zu tun hat. Das gehört daher abgeschafft.

Das finnische Modell wird allgemein lobend hervorgehoben und studiert. Das finnische Modell hat ganz einfache Voraussetzungen: Man muss den Kindern Zeit geben. Man muss den Kindern die Möglichkeit geben, sich in ihrer eigenen Geschwindigkeit zu ent­falten und ihre Ressourcen und Fähigkeiten zu entdecken, ohne gleich dem sozialen Druck standhalten zu müssen.

 


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