Nationalrat, XXII.GP Stenographisches Protokoll 137. Sitzung / Seite 55

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15.56.10

Bundeskanzler Dr. Wolfgang Schüssel: Frau Präsidentin! Hohes Haus! Ich habe mich deswegen zu Wort gemeldet, weil ich Zeitzeuge bin für den enormen Auf­schwung, den die österreichischen Museen in den letzten 15 Jahren genommen haben. Das ist tatsächlich spektakulär, und ich möchte hier durchaus auch den Beitrag etwa von Bundeskanzler Franz Vranitzky mit hereinnehmen. Es war Hans Tuppy, der eigentlich dieses große Werk der Museumserneuerung gestartet hat; Erhard Busek hat es weitergeführt, und dann kam Elisabeth Gehrer.

Man sollte ehrlicherweise und der Faktenlage entsprechend schon einmal darstellen, dass die Situation der österreichischen Bundesmuseen in den achtziger Jahren tat­sächlich deplorabel war. Deshalb ist ja ganz bewusst zunächst eine Museums­mil­liarde – in Schilling – zur Verfügung gestellt worden. Robert Graf war damals der Wirt­schaftsminister und Bautenminister, der hatte das quasi zu verantworten und zu bauen, und ich habe das dann übernommen.

Mittlerweile sind 300 Millionen € in die österreichischen Bundesmuseen geflossen. Wir haben Tiefspeicher gebaut, wir haben natürlich elektrifiziert, wir haben Sicherheits­maßnahmen gesetzt, und es ist ein unglaublicher Aufschwung in der Museums­landschaft spürbar. Da braucht man ja nur mit offenen Augen durch Wien zu gehen. (Beifall bei der ÖVP.)

An dieser Stelle möchte ich daher wirklich allen danken, die das sachlich mit ermöglicht haben, natürlich mit dem Geld der Steuerzahler. Aber das war ein echter und prioritärer Schwerpunkt in den neunziger Jahren, und dieser Schwerpunkt ist natürlich auch mit dem Namen Wilfried Seipel im Kunsthistorischen Museum verbunden, selbst bei noch so gerechtfertigter Kritik. Man muss ihn nicht mögen, man kann das eine oder andere durchaus kritisieren, aber dass der Aufschwung des Kunsthistorischen Museums mit seinem Namen etwas zu tun hat, das sollte man, so denke ich, auch im wildesten Gefecht zwischen Opposition und Regierungsparteien nicht vergessen. (Beifall bei der ÖVP.)

Ich möchte hier einige Zahlen nennen. Die österreichischen Bundesmuseen haben heute über 3 Millionen Besucher. Das ist eine Steigerung um 50 Prozent gegenüber der Zeit, bevor diese große Museumsoffensive gestartet wurde. 50 Prozent Zuwachs, in einzelnen Bereichen noch mehr. Die Albertina zum Beispiel hatte vor der Schließung – auf Grund der Renovierung – 50 000 Besucher pro Jahr – jetzt hat sie 650 000 Besucher!

Noch einmal: Man kann sagen, man hätte es noch besser machen müssen, man hätte können noch perfekter sein, aber wenn man weiß, dass etwa nach Wien 83 Prozent aller ausländischen Besucher wegen des Kulturangebotes kommen, wenn man weiß, dass zwei Drittel der Besucher im Kunsthistorischen Museum ausländische Gäste sind, die nicht deswegen kommen, weil Wilfried Seipel den Regierungsparteien so sympathisch ist, sondern weil er eine unglaubliche Offensive im KHM gestartet hat. Und wenn wir darauf nicht stolz sein können, dass das KHM heute zu den fünf weltbesten Sammlungen gehört, dann weiß ich nicht mehr, worauf wir in diesem Land noch stolz sein können! Ich bin es jedenfalls. (Beifall bei der ÖVP.)

Es ist der Name des Vorgängers gefallen, und ich habe überhaupt kein Interesse daran, die Vorgänger schlecht zu reden, aber wenn man ihn schon nennt, dann überlegen wir einmal: Wie schaut die Bilanz aus? – In acht Jahren des Vorgängers hat es vier internationale Ausstellungen im KHM gegeben, in 15 Jahren Wilfried Seipel gab es 164 internationale Ausstellungen! Darauf kann man doch mit Fug und Recht stolz sein! (Beifall bei der ÖVP.)

 


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