Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll85. Sitzung / Seite 118

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Das in der Loipersdorfer Regierungsklausur beschlossene Belastungspaket der öster­reichischen Bundesregierung bringt noch mehr Studierende ans Existenzminimum und somit sicher keine Erhöhung der AkademikerInnenquote, eliminiert die Finanzierung der freien Wissenschaft und Forschung in Österreich und lässt weder ein Erreichen der ursprünglich geplanten Forschungsquote von 4% des BIP, noch die Internationalisie­rungsstrategie für Österreichs Forschung, und keinesfalls den Budgetpfad, 2 Prozent des BIP für den tertiären Sektor aufzuwenden, mehr zu.

Nach seriösen Schätzungen fehlen den Universitäten ab 2013 mindestens 300 Mio. Euro jährlich, um auch nur den laufenden Betrieb aufrecht zu erhalten, also ohne nennens­wert neue Professuren oder Erneuerungsinvestitionen finanzieren zu können, ge­schweige denn, notwendigerweise steigende Studierendenzahlen zu verkraften. Das als „Erhöhung“ verkaufte Offensivprogramm um je 80 Mio. € für 2011, 2012 und 2013 in der Untergruppe 31 (UG 31, Wissenschaft und Forschung, entspricht dem kom­pletten bmwf-Budget, unterteilt in Budgetzeilen M1 - M44) ist nur als Erhöhung jener Grundbeträge zu verstehen, die im Bundesfinanzrahmengesetz vom Mai 2010 vom Nationalrat beschlossen wurden. Dieser Mehrinvestition von insgesamt 320 Millionen über vier Jahre steht ein Kürzungsumfang von insgesamt 382 Millionen gegenüber, das bedeutet letztlich ein Minus von 62,3 Millionen Euro. Hierbei ist die Kürzung der Familienbeihilfe (UG 25), die insbesondere Studierende trifft, noch nicht mit einge­rechnet. Die 80 Mio. werden außerdem nicht nur den Universitäten zur Verfügung ge­stellt, sondern auch für den Ausbau von Fachhochschul-Studienplätzen gebraucht. Und das, obwohl nach einer Studie von Joanneum Research allein die universitäre In­frastruktur (Labors, ArbeitnehmerInneschutz, etc.) einen Investitionsbedarf von
600 Mio. Euro für die kommenden Jahre aufweist, um innerhalb der EU wettbewerbsfä­hig zu sein.

Die geplanten Budgetkürzungen gehen also eindeutig zu Lasten des Hochschul- und Wissenschaftsstandortes Österreich. Die angekündigten Investitionen von jährlich
80 Mio. Euro in die Universitäten stellen keine „Offensivmaßnahme“ dar, sondern ent­sprechen den erst im Frühjahr beschlossenen Kürzungen im Universitätsbudget. Damit ist und bleibt Österreich weit entfernt von einem international herzeigbaren Universi­tätsbudget.

Wer den Budgetentwurf liest, findet in der UG 31 aufgeschlüsselt, woher das „neue Geld“, also die sogenannten Offensivmittel, herkommen soll bzw. wo genau jene Mittel im Planungszeitraum 2011 bis 2014 gestrichen werden. So z. B. unter Budgetzeile M5: Einstellungen der Basissubventionen 28 Mio., M7: Einstellung der Förderungen 12 Mio., M9: EU-Anbahnungsfinanzierung 7,9 Mio., M11: Einzelprojekte Forschung 10,7 Mio. Zah­len müssen vor allem auch die Studierenden. So bringt alleine die Kündigung der Selbst­versicherung für Studierende in Budgetzeile M6: 32 Mio. Euro, das Einfrieren der Zu­schüsse zum Erasmus-Programm 7,6 Mio., die Reduktionen der Internationalen Mobi­lität und Nachwuchsförderung 5,2 und der Wegfall der Förderung für Studierenden­heime 4,9 Mio. Euro. Aus dem Bereich der Forschungsstipendien und MOEL-Stipen­dien werden nochmals 2,7 Mio. gespart. Ein weiterer großer Brocken unter M3 ist das Auslaufen der Vorziehprofessuren (44 Mio).

Die österreichische Bundesregierung hatte sich zur zentralen Bedeutung von For­schung, Technologie und Innovation für die Zukunft Österreichs bekannt. Ziel sei, Ös­terreich zu einem der innovativsten Länder der EU, einem „Innovation Leader“, zu ma­chen . Davon entfernt sich Österreich mehr und mehr.

Auswirkungen für Studierende und deren Familien

Derzeit beziehen knapp 130.000 Studierende. Familienbeihilfe. Wird ihnen die 13. Fami­lienbeihilfe gestrichen, beträgt das Kürzungsvolumen knapp 20 Mio. Euro. Weiters be­ziehen rund 36.000 Studierende über 24 Jahre Familienbeihilfe. 27.500 von ihnen wür-


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