Nationalrat, XXIV.GPStenographisches Protokoll107. Sitzung / Seite 138

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das Forschungsdesign beeinflussen. Das werden wir noch herausfinden müssen, ob das so ist.

Es gibt ein Indiz, dass sie auch dort gewaltig mitmischen, nämlich bei den Anwen­dungsvorschriften, Kollege Schultes. Es ist kein Geheimnis, dass in der Anwendungs­vorschrift der AGES direkt Werbeprospekte der Chemieindustrie 1 : 1 vom Text der Bayer, in diesem Fall von Bayer CropScience, übernommen wurde für die Anwen­dungsvorschriften der AGES. Das ist keine gute Praxis, sondern das ist eine Vermi­schung von einer an und für sich notwendigen unabhängigen Risikoforschung mit In­dustrieinteressen.

Herr Kollege Schultes, halten Sie sich fest! Wenn man nämlich das durchliest, was in der Anwendungsvorschrift steht, dann wird jeder hier im Haus, der Landwirtschaft in Österreich kennt, sagen: Na hallo, aber so funktioniert Landwirtschaft zumindest in mei­ner Region nicht! – Da steht drinnen:

„Keine Aussaat des behandelten Saatgutes“ – also mit Insektiziden behandelten Saat­gutes –, „wenn Gefahr der Staubabdrift in benachbarte blühende Pflanzenbestände be­steht. Nicht neben in Windrichtung liegenden Flächen mit blühenden Pflanzenbestän­den säen. Keine Ausbringung des behandelten Saatgutes bei Windgeschwindigkeiten über 5 m/s ...“.

Meine Damen und Herren! Wer weiß, wo Mais angebaut wird in Österreich, muss fest­stellen, dass überall in der Zeit – und das ist Ende April bis Anfang Mai – ja selbstver­ständlich die ganze Natur blüht. Die Obstbäume blühen, die Bäume blühen! (Abg. Ja­kob Auer: Im April bauen wir Mais an! Ab 10. April bauen wir Mais an!) – Ab 10. April, aber auch nur heuer. Kollege Auer, Sie sind aus Oberösterreich. In Oberösterreich war es heuer früher. (Abg. Hornek: Sie haben den Beweis angetreten, dass Sie von Land­wirtschaft überhaupt nichts verstehen! Null Ahnung! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Ja, ja, Kollegen, regt euch ruhig auf! Dann bauen wir den Mais ab 10. April an, kein Problem, und dann regnet es und dann verkümmert der Mais. Das haben wir alles schon erlebt, wenn es Regenfälle gab. Sie wissen ganz genau, dass ab 10. April genug blüht. Warum regen Sie sich so auf? – Weil es eben wahr ist. Es besteht offensichtlich ein Zusammenhang zwischen der Politik des Bauernbundes und der chemischen In­dustrie in Form Ihrer Zusammenarbeit. Sie machen sich da zum Steigbügelhalter der chemischen Industrie, das ist das Faktum! (Beifall bei den Grünen. – Abg. Hornek: Un­glaublich!) Und diese Geschichte, werte Kollegen, werden wir uns noch sehr genau an­schauen. (Abg. Hornek: Das ist der Wind, um den es da geht!)

Sie brauchen sich nicht aufzuregen – hören Sie lieber zu, was der Minister antwortet auf diese Anwendungsvorschriften! Der Minister sagt:

Der Anbau auf einer Fläche, die vollständig von blühenden Pflanzenbeständen umge­ben ist, ist, um eine Abdrift zu vermeiden, damit faktisch nur bei Windstille möglich. – Zitatende.

Jeder, der die Landwirtschaft kennt und auch die Witterungsverhältnisse im heurigen Frühjahr, weiß: Es ist völlig unmöglich, Mais nur bei Windstille anzubauen. Aber der Herr Minister sagt so etwas. Und was passiert? (Zwischenrufe bei der ÖVP.)

Die AGES sagt jetzt, das Problem der Pestizidbelastung bei den Bienen ist nicht die Chemie, nicht die chemische Industrie, nicht chemische Mittel, sondern die Bauern sei­en schuld, da sie die Anwendung nicht ordentlich durchführen. Ebenso seien die Län­der schuld, weil sie das nicht ordentlich kontrollieren.

Da, meine Damen und Herren, sieht man, wie der Bauernbund arbeitet: Dort, wo er Geld von der chemischen Industrie nimmt, sind die Bauern die Schuldigen. So schaut die Bau-


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