Dass der Mangel an Lehrkräften aufgrund der demografischen Entwicklung absehbar war, bestätigte Abgeordneter Rudolf Taschner, der ÖVP-Bildungssprecher. Es würden derzeit – spät, aber doch – die Weichen gestellt. FPÖ-Unterrichtssprecher Hermann Brückl kritisierte, Bundesminister Polaschek wäre noch im Vorjahr untätig gewesen, obwohl das Problem schon seit zehn Jahren erkennbar gewesen sei. Der Mangel an Lehrkräften wäre ein Ergebnis der vielen ungelösten oder auch falsch gelösten Probleme der Vergangenheit sowie nicht berücksichtigter Veränderungen wie der Digitalisierung oder der Zuwanderung.
Auch Abgeordnete Sibylle Hamann, Bildungssprecherin der Grünen, erwähnte die gesellschaftlichen Transformationen, die gerade die Schule zum Ort der Aushandlung dieser neuen Konfliktfelder machen würde. Die Lehrkräfte wären dafür nicht ausgebildet und würden mit ihren Sorgen und Ängsten oft nicht ernst genommen . Sie fühlten sich zunehmend überfordert. Daneben fehlt es, so Hamann, an ausreichend Perspektiven im Beruf, im Vergleich zu anderen gäbe es kaum Aufstiegschancen. SPÖ-Abgeordnete Elisabeth Feichtinger gab zu bedenken, man habe viele, die die Ausbildung gemacht haben, verloren, weil sie zu ihrer Zeit keine Stelle fanden und daher in andere Berufe wechselten. Andreas Schnider vom Qualitätssicherungsrat für Pädagoginnen- und Pädagogenbildung merkte an, er sehe im öffentlichen Dienst bezüglich Personalanwerbung generell ein Problem. Man wäre auch nicht für den veränderten Arbeitsmarkt gerüstet, wie dem Bedürfnis nach flexiblen Arbeitszeiten, Teilzeittätigkeit und Ähnliches.
Gerade die vielen Teilzeitverträge seien ein weiterer Grund für den Lehrer:innenmangel. Würden alle Lehrer:innen in Wien Vollzeit arbeiten, gäbe es dort keinen Mangel, warf Moderator Gerald Groß in die Diskussion ein. Der Trend zur Teilzeitarbeit fände sich generell in der Gesellschaft, so Abgeordneter Taschner, und hätte auch etwas mit der Struktur Schule zu tun. Heidi Schrodt von der Initiative Bildung Grenzenlos sowie NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre entgegneten, man müsse dringend systematisch untersuchen, warum zunehmend Teilzeit gearbeitet werde. Schrodt vermutete als eine Ursache die vielen Herausforderungen und fehlenden Ressourcen. Gerade im städtischen Raum wären "viele am Ende".
Als ein weiteres Problem wurde von den Diskussionsteilnehmer:innen die verlängerte Ausbildung diskutiert. Brückl kritisierte die lange Ausbildungsdauer, die ein Jahr mehr als ein "normales" Universitätsstudium betrage. Schnider schloss sich dieser Kritik an. Man habe die Ausbildung internationalen Standards entsprechend auf acht bis zehn Semester erhöhen wollen, die Universitäten hätten dann jedoch von sich aus auf zwölf Semester erhöht. Die Universitäten hätten auch zu viel an sich gezogen, sie fokussierten das Fachliche und vernachlässigten das Praktische, warf Taschner ein. Alle drei Säulen, das Pädagogische, das Fachliche und das Praktische, gehörten im Lehramtsstudium gleichermaßen beachtet.
Das dreijährige Bachelorstudium und das berufsbegleitende Masterstudium hätten die Ausbildung attraktiviert, meinte Taschner. Die Abgeordneten Hamann und Künsberg Sarre betonten jedoch, viele wären durch den berufsbegleitenden Master überfordert, mit diesem Ausbildungssystem verliere man nur die guten Leute. Auch Feichtinger sieht diese Überforderung. Als Junglehrer:in sei man zu viel auf sich allein gestellt, es fehlten gerade in der Praxis Begleitmaßnahmen. Man müsse die Neueinsteiger:innen wie in Finnland in den ersten Jahren "in Watte packen und sagen, wir begleiten dich, du bist nicht allein", forderte Künsberg Sarre.