Bundesrat Stenographisches Protokoll 619. Sitzung / Seite 125

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

geringen Schülerzahl sehr viel intensiver mit dem Kind auseinandersetzen. Ich bin der Auffassung, daß wir dringend Posten für die Lehrer benötigen.

Ich nenne Beispiele, was aus Kindern werden kann, wenn sie eine gute Volksschule besucht haben: Der Direktor der größten Höheren Bundeslehranstalt Österreichs in Wien, Herr Professor Dipl.-Ing. Dr. Ernst Wogrolly, der gestern von Frau Landeshauptmann Klasnic in Graz das Große Goldene Ehrenzeichen bekommen hat, kommt aus der einklassigen Volksschule meiner Heimatgemeinde. Die österreichische Spitzensportlerin Renate Götschl hat ebenfalls diese einklassige Volksschule besucht, dann die Hauptschule und die Schihandelsschule in Schladming. Heute zählt sie zu den besten Schirennläuferinnen der Welt.

Der Rechenstift – und das möchte ich zum Ausdruck bringen – darf nicht immer ausschlaggebend dafür sein, ob eine Schule erhaltenbleibt oder nicht. Die Gemeinden sind bereit – natürlich soweit das möglich ist –, auch ihren Teil dazu beizutragen. Die Vielfalt menschlicher Begabungen und Neigungen braucht ein gegliedertes Schulwesen. Die allgemeinbildenden Schulen müssen die jungen Menschen auf die sich wandelnden Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt vorbereiten können. Die Eignung des Schülers und der Wille der Eltern müssen auch künftig über Schule und Ausbildungsweg entscheiden.

Leistung muß in unserer Gesellschaft der entscheidende Auswahlgrundsatz für Aufstieg und Erfolg sein. Ich bin auch dafür, daß es kein automatisches Aufsteigen gibt, wie es so oft diskutiert wird.

Hohes Haus! Ich glaube, daß die Abschaffung der Noten, die jetzt sehr oft in Betracht gezogen und diskutiert wird, nicht der richtige Weg ist. Die Frau Bundesministerin hat zugesagt, daß sie die Umsetzung genau beobachten und notfalls auch weitere Maßnahmen setzen wird.

Die Schulen müssen aber nicht nur Leistungs-, sondern auch Lebensraum für Schüler sein. Es muß dort menschliches Miteinander geübt werden. Eine Schule soll Raum lassen für die Entwicklung eines sozialen und kulturellen Gemeinschaftslebens, in dessen Gestaltung Schüler, Eltern, Lehrer und Schulträger einzubeziehen sind. Das Wohl des Kindes muß im Vordergrund stehen, und dazu trägt diese Novelle sicherlich bei. (Beifall bei der ÖVP.)

17.28

Vizepräsidentin Anna Elisabeth Haselbach: Als nächste zu Wort gemeldet: Frau Bundesministerin. – Bitte schön.

17.28

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrte Frau Präsidentin! Hoher Bundesrat! Sehr geehrte Damen und Herren! Unsere Gesellschaft ist in Bewegung: Vieles ist in Bewegung, die Schule ist in Bewegung. Auch die Schule muß sich auf die neuen Herausforderungen im 21. Jahrhundert einstellen.

Wir haben daher in den vergangenen Monaten in einigen Bereichen Akzente gesetzt. Ich nenne in diesem Zusammenhang die Dezentralisierung bei Entscheidungsfindungen, die Autonomie an den Schulen innerhalb der Stundentafeln, die finanzielle Autonomie, neue Lehr- und Lernformen, die Möglichkeit zur Profilbildung an den Schulen, den bilingualen Unterricht, die Öffnung nach Europa und die Gestaltung einer menschlichen Gesellschaft.

Mit dem umfangreichen Schulgesetzeswerk, das nun vorliegt, wollen wir einige besondere Ziele erreichen. Mir ist ein Frühwarnsystem zur Verhinderung von Schulversagen ein besonderes Anliegen. Mir ist es sehr wichtig, daß die Kinder und Jugendlichen Erfolg in der Schule haben. Dazu gehört vor allem, daß der junge Mensch die richtige Schule besucht. Wir werden eine verbesserte Schullaufbahnberatung an den Schulen forcieren. Die Beratung über mögliche Mißerfolge soll so früh wie möglich einsetzen. Ich danke dem Debattenredner, der uns gezeigt hat, daß das in den Schulen bereits der Fall ist und die Schüler bereits frühzeitig von den Lehrern auf Schwächen aufmerksam gemacht werden beziehungsweise Lehrer bereits frühzeitig die Eltern informieren. Und wenn dem bereits so ist, dann finde ich es gut, wenn es noch


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite