Bundesrat Stenographisches Protokoll 624. Sitzung / Seite 109

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Wenn unser Landeshauptmann von einem Meilenstein gesprochen hat, dann füge ich hinzu: Wenn wir die Zukunft gestalten wollen – und als Politiker sind wir dazu aufgerufen –, dann sollten wir uns an die Vergangenheit erinnern und Überliefertes an und für sich bedenken, und dazu wird, wie ich glaube, auch mit diesem Nationalpark entsprechend beigetragen. Die Jugend wird uns das einmal danken, davon bin ich überzeugt!

Als Oberösterreicher begrüße ich auch, daß Projekte wie jenes, das hier geschaffen wird oder wurde, auch in den anderen Bundesländern in Betracht gezogen werden, und ich denke, das ist eine gute Entwicklung.

Gestatten Sie mir, ein wenig eigennützig zu sein und zu sagen: Es schadet nicht, wenn man Naturschutz, Umweltschutz auch ein wenig mit Wirtschaft verbinden kann. Unter diesem Gesichtspunkt bin ich davon überzeugt, daß uns diese Regelung auch auf dem Gebiet des Tourismus einen Schritt weiterhelfen wird. Auf diese Weise können verschiedene Themen bearbeitet und kann Verschiedenes vorgeführt werden. Wenn ein geordneter Tourismus – und ich bin überzeugt davon, daß es diesen geben wird – Platz greift, dann werden auch die Wirtschaft und letztendlich wir alle Vorteile haben. Als Oberösterreicher lade ich Sie, geschätzte Damen und Herren, ein, zu uns zu kommen und sich diesen Nationalpark mit ihren Familien oder mit Delegationen anzusehen. Parkplätze für Busse sind vorhanden, und wir werden geeignete Reiseleiter sein.

Geschätzte Damen und Herren! Abschließend möchte ich sagen: Ich glaube, diese Regelung kann in Zukunft als beispielgebend für Lösungen gesehen werden, von denen viele Leute betroffen sind. Diese Regelung zu finden, war nicht immer ganz einfach, es wurde von Wirtschaftseinschränkung und ähnlichem gesprochen, ich will das jetzt gar nicht weiter ausdehnen. Diese Regelung konnte aber letztendlich einhellig gefaßt werden, und ich glaube, das ist eine richtiger Grundlage, und davon bin ich auch berührt, und das erfüllt mich mit Optimismus. Wir von der ÖVP werden diesem Gesetz logischerweise gerne zustimmen. Ich bedanke mich, daß auch die anderen Parteien das tun. – Danke schön! (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

16.11

Vizepräsident Jürgen Weiss: Zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Johann Kraml. Ich erteile es ihm.

16.11

Bundesrat Johann Kraml (SPÖ, Oberösterreich): Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Dieser jetzt entstehende Nationalpark hat eine lange Geschichte, sicherlich währt sie länger als der Zeitraum, in welchem dieses Projekt hier im Hohen Haus abgehandelt wird.

Begonnen hat die Diskussion bereits 1970, also vor 27 Jahren, als in der Mollner Breitenau eine 140 Meter hohe Staumauer für ein Pumpspeicherwerk geplant war. Auf zirka acht Kilometern hätte der gesamte Talboden der Krummen Steyrling überschwemmt werden sollen. Damals titelten die Regionalzeitungen mit "stürmischen Tagen im Hintergebirge". – Mit diesem Bauprojekt begann eine viele Jahre anhaltende Diskussionsphase über die sinnvolle Nutzung dieses Gebietes. Breiter Widerstand der Naturschützer verhinderte all die Jahre hindurch die von den Kraftwerksbetreibern immer wieder eingereichten Monsterprojekte. Auch das Bundesheer durfte da nicht fehlen: Ein Kanonenschießplatz im Reichraminger Hintergebirge war geplant. Den Höhepunkt der Proteste bildete im Juni 1984 eine Baustellenbesetzung durch 300 Naturschützer, nachdem die EKW einen vom damaligen Oberösterreichischen Landeshauptmann Dr. Ratzenböck erlassenen Baustopp ignorierten.

Erst 1989 faßte dann der Oberösterreichische Landtag den einstimmigen Beschluß, die Agrar- und Forstrechtsabteilung des Landes mit der Planung des Nationalparks zu beauftragen. Im Mai 1990 wurde der Verein Nationalpark Kalkalpen gegründet, dem die weiteren Arbeiten oblagen. Die Naturschutzorganisationen haben mit ihrem Einsatz bei diesem Projekt gezeigt und dazu beigetragen, daß die Nationalparkidee umgesetzt werden konnte. Es hat sich also bewiesen, daß der richtige Widerstand am richtigen Ort auch zu etwas führt. – Dies einmal in aller Kürze zur Vorgeschichte und Entstehungsgeschichte dieses Nationalparks.


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