Bundesrat Stenographisches Protokoll 628. Sitzung / Seite 43

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noch etwas hinzuzufügen. Es wäre müßig, Einzelheiten herauszugreifen, aber jede Würdigung wäre unvollständig, würde man neben Ihrer politischen Tätigkeit nicht auch Ihr Wirken als Wissenschaftler und Universitätsprofessor berücksichtigen. In Ihren Vorlesungen, in mehr als 300 Publikationen und in zahlreichen Vortragsreisen durch die ganze Welt haben Sie Fragen der Staatsrechtslehre und des Parlamentarismus in umfassendster Weise erörtert. Ausgestattet mit einem geradezu enzyklopädischen Wissen, einem untrüglichen Gedächtnis und einer rhetorischen Ausnahmebegabung haben Sie bei Ihrer Zuhörerschaft im In- und Ausland stets nachhaltigen Eindruck hinterlassen.

In den langen Jahren Ihres aktiven Wirkens und Schaffens haben Sie uns oft und eindringlich vor Augen geführt, wie ein reiches berufliches, politisches, aber auch privates Leben aussieht. Wir wissen, daß hinter all Ihrer Arbeit, über all Ihren großen und kleinen Diensten, die Sie dem Bundesrat geleistet haben, immer der Wunsch stand, die Ihnen zur Verfügung stehende Kraft zum Wohle und zum Nutzen aller Bürger dieses Landes anzuwenden.

Mit Ihnen verläßt ein Präsident den Bundesrat, dessen Können und Wissen, dessen Humor und menschliche Einfühlsamkeit jedem einzelnen gegenüber Ihnen, aber auch diesem Hause – um es mit einem etwas aus der Mode gekommenen Begriff zu sagen – zur Ehre gereicht. Ihr Bemühen, das Zusammengehörigkeitsgefühl der Bundesrätinnen und Bundesräte auch über die Fraktionsgrenzen hinweg zu stärken, hat die Atmosphäre und die Diskussion in diesem Haus in vielfacher Weise positiv beeinflußt.

Wer die Gelegenheit hatte, an einer von Ihnen geplanten und organisierten Reise teilnehmen zu können, wie zuletzt jener nach Rom, die ohne Zweifel allen unvergessen bleiben wird, weiß, wie sehr Sie sich weit über das übliche Maß der kollegialen Kommunikation hinaus persönlich freundschaftlich um jeden einzelnen bemühen. Nicht zuletzt deshalb tragen Sie neben all den vielen Ehrenzeichen und Würdigungen auch einen Titel, den Sie nicht offiziell verliehen bekommen haben, der aber untrennbar mit Ihrer Person und Ihrer Tätigkeit verbunden ist und bleiben wird, nämlich "Mister Bundesrat". Als solcher werden Sie im Bewußtsein vieler Menschen in diesem Lande auch dann verankert bleiben, wenn Sie diesem Haus nicht mehr angehören werden.

Kein Bundesrat, keine Bundesrätin von allen, die heute hier sind, kennt die Länderkammer ohne Herbert Schambeck. Wir alle betreten also gewissermaßen Neuland. Auch für Sie, geschätzter Herr Präsident, beginnt sozusagen ein neuer Lebensabschnitt. Wer Sie kennt, weiß, daß Sie voll Tatkraft, Engagement und vorbildlicher Pflichterfüllung an Ihre weiteren Aufgaben herangehen werden.

Nein, ich wünsche Ihnen keine ruhigeren Zeiten. Ihr Schaffensdrang würde das auch gar nicht zulassen. Ich wünsche Ihnen aber die nötige Muße, um die von Ihnen versprochenen Memoiren zu schreiben, um die Geschichte, die Sie miterlebt und mitgeprägt haben, niederzuschreiben, und nicht zuletzt auch, um die Geschichtchen und die Anekdoten, die Sie in so unverwechselbarer Weise zu erzählen vermögen, festzuhalten. Wir alle freuen uns darauf.

Für Ihre Zukunft, für Ihre Pläne und Vorhaben wünsche ich Ihnen, lieber Herr Präsident, namens der freiheitlichen Fraktion, aber auch persönlich von ganzem Herzen das Allerbeste. Mögen Ihre Wünsche in Erfüllung gehen, und was mehr könnte ich Ihnen über die Parteigrenzen hinweg sagen, als: Sie werden uns fehlen! (Allgemeiner Beifall. – Bundesrätin Dr. Riess-Passer reicht Präsident Dr. Schambeck die Hand.)

11.33

Präsident Dr. DDr. h. c. Herbert Schambeck: Zu Wort gemeldet ist Herr Vizepräsident Jürgen Weiss.

11.33

Bundesrat Jürgen Weiss (ÖVP, Vorarlberg): Herr Präsident! Herr Landeshauptmann! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Als der Deutsche Bundesrat Anfang der achtziger Jahre im Zusammenhang mit den Einführungsgesetzen zur Einheitlichen Europäischen Akte eine EG-Kammer eingerichtet hatte, um etwas flexibler auf das Tempo des europäischen Entscheidungs


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