Bundesrat Stenographisches Protokoll 628. Sitzung / Seite 135

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Die Anforderungen an die Zukunft sind: eine professionelle Vorbereitung und Durchführung von Jahresschwerpunkten – das kann Olympia sein, das kann Silvester 1999/2000 sein –; das bestehende, eher traditionelle Image weiter anreichern mit jugendlichem und modernem Flair; im Bereich des qualitätsvollen Entertainments gezielte Nischen suchen; schließlich den Besuchern ihren Aufenthalt leicht machen – das heißt, Verkehrsverbünde anbieten, Winter-, Sommerpaß, Service, Freundlichkeit und viele zusätzliche Angebote – und ein professionelles Destinationsmanagement.

Ich hoffe, daß mit der Umsetzung einiger dieser Forderungen ehestens begonnen wird, sodaß wieder mehr ausländische Gäste unser Land aufsuchen. Noch mehr würde ich es begrüßen, wenn bei den fast 5,9 Millionen Auslandsreisen der Österreicher wenigstens ein kleiner Teil der dabei ausgegebenen Summen von insgesamt 55 Milliarden Schilling wieder unserem Land zurückgeführt werden könnte. (Beifall des Bundesrates Dr. Böhm. )

In diesem Sinne nimmt unsere Fraktion dem Tourismus- und Freizeitbericht 1995 zur Kenntnis. (Beifall bei SPÖ und ÖVP.)

19.04

Vizepräsident Jürgen Weiss: Als nächster zu Wort gemeldet ist Herr Bundesrat Dr. Kurt Kaufmann. Ich erteile es ihm.

19.04

Bundesrat Dr. Kurt Kaufmann (ÖVP, Niederösterreich): Herr Bundesminister! Herr Präsident! Hoher Bundesrat! Ich bin Kollegin Ramsbacher sehr dankbar für die Schilderung der wirtschaftlichen Situation des Katschbergs, weil ich selbst die Region auch sehr gut kenne und dort oft zu Gast bin. Ich glaube aber, man sollte den Fremdenverkehr und den Tourismus nicht nur negativ sehen oder sogar krankjammern. Es gibt in diesem Bereich sehr unterschiedliche Zahlen, und wir haben in den letzten Jahren sehr gute Erfolge erreicht. Uns allen ist allerdings klar, daß momentan die wirtschaftliche Situation nicht gerade die beste ist.

Wir diskutieren heute, wenige Tage vor Ferienbeginn – morgen beginnen die Ferien im Osten –, den Fremdenverkehrsbericht 1995 mit Zahlen aus dem Jahr 1994, den sechsten Bericht. Mir ist die Schwäche dieses Berichtes bewußt, aber dieser Bericht bietet trotzdem die Gelegenheit, heute über die Situation des Fremdenverkehrs zu diskutieren. Ich bin dankbar, daß der Herr Bundesminister die Anregungen des Wirtschaftsausschusses im Nationalrat und auch unsere Kritik anläßlich des Mittelstandsberichtes bereits aufgegriffen hat und wir schon in den nächsten Tagen den jüngsten, den neuesten Bericht präsentiert bekommen, das heißt, der Bericht wird rascher zur Verfügung stehen und aktueller sein.

Meine Damen und Herren! Tourismus und Freizeit sind ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in Österreich. 78 000 gewerbliche Fremdenverkehrsbetriebe beschäftigen rund 160 000 Arbeitnehmer in Österreich, von denen 12 000 Lehrlinge sind; ein sehr bedeutender Wirtschaftsfaktor in Österreich, und daher – so glaube ich – ist es ganz wichtig, daß wir uns über die Situation des Fremdenverkehrs unterhalten.

Der Fremdenverkehr schafft Arbeitsplätze, speziell für Jugendliche, in abgelegenen Regionen. Die Österreichische Hotel- und Fremdenverkehrs-Treuhand hat in einer jüngsten Untersuchung festgestellt, daß gerade von der Fremdenverkehrswirtschaft – Kollegin Ramsbacher hat es erwähnt – besondere Impulse für die regionale Bauwirtschaft ausgehen: 54 Prozent der Professionistenleistungen werden im Umkreis von 30 Kilometern vergeben, 80 Prozent innerhalb von 90 Kilometern. Das heißt, gerade der Fremdenverkehr ist ein wichtiger Faktor für die Auslastung der Bauwirtschaft in den Regionen und trägt sowohl zum Einkommensausgleich bei als auch dazu, daß in vielen Regionen die Abwanderung verhindert wird.

Der österreichische Fremdenverkehr hat 1996 148 Milliarden Schilling an Deviseneinnahmen zu verzeichnen gehabt. Er deckt das Warenhandelspassivum leider nur mehr zu 24 Prozent, ein Jahr vorher waren es noch über 33 Prozent. Die Relation der Tourismuseinnahmen zu den Gesamtexporterlösen ist also zurückgegangen.


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