Bundesrat Stenographisches Protokoll 643. Sitzung / Seite 163

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Sehr geehrte Damen und Herren! Ich wollte mit meinen Ausführungen versuchen, den Glaubenskrieg um die Noten, um die verbale Leistungsbeurteilung etwas zu relativieren. Um es noch einmal zu sagen: Ich halte eine zusätzliche Leistungsbeschreibung zunächst im Schuleingangsbereich für eine gute Lösung.

Angesichts der umfangreichen Tagesordnung weiß ich mich von Ihnen unterstützt, wenn ich auf die weiteren Schwerpunkte der Vorlagen nicht eingehe. Wohl aber möchte ich im Gegensatz zu Frau Mühlwerth eine verbale Leistungsbeurteilung weitergeben, die ich vor Ort höre: Eltern und Lehrer sprechen mit großem Respekt von der Unterrichtsministerin. – Herzlichen Dank an dich und deine Mitarbeiter! – Danke. (Beifall bei ÖVP und SPÖ.)

10.01

Präsident Alfred Gerstl: Frau Ministerin Gehrer hat sich zu Wort gemeldet. – Bitte.

10.01

Bundesministerin für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten Elisabeth Gehrer: Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Ich möchte eines klar und deutlich feststellen: Junge Menschen werden nicht mit Gewalt in der Schule behalten. Wer die Schulpflicht erfüllt hat, muß nicht mehr in die Schule gehen.

Wir wollen den jungen Menschen aber sehr wohl die Chancen für einen Bildungsabschluß geben. Ich bitte Sie, alle Maßnahmen, die wir in diesem Bereich treffen, unter dem Blickwinkel der Chancen zu sehen, unter dem Gesichtspunkt einer zweiten Chance, die der junge Mensch bekommt.

Es wird immer wieder davon gesprochen, daß im nächsten Jahrhundert besonders die Bildung Grundlage für eine Weiterentwicklung sein wird. Daher ist es auch notwendig, daß wir versuchen, möglichst vielen Jugendlichen eine gute Bildung angedeihen zu lassen. (Beifall bei Bundesräten der SPÖ.) Deshalb halte ich auch das Angebot zum Nachholen des Hauptschulabschlusses – eine weitere Chance, eine Berufsbildende Höhere Schule zu absolvieren – für ein gutes Angebot, das nicht angenommen werden muß, das aber angenommen werden kann, was eben das Wesen eines Angebotes ist.

Bezüglich des Platzmangels bitte ich Sie, sich keine Sorgen zu machen. Wir haben vorgesorgt, daß für Jugendliche, die diese zweite Chance ergreifen, die notwendigen Ressourcen zur Verfügung gestellt werden, sodaß kein Jugendlicher, der dafür geeignet ist, in eine Berufsbildende Höhere Schule zu gehen, abgewiesen wird.

Ich darf auch noch zur Kenntnis bringen, daß der heurige Zulauf zu den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen etwas rückläufig ist. Besonderes Interesse zeigt sich bei den Jugendlichen für technische Schulen, für Tourismusschulen, für HLWs, für wirtschaftliche Schulen, interessanterweise auch für Kindergartenpädagogik-Anstalten, wobei der Trend zu den Handelsakademien und den Handelsschulen etwas rückläufig ist. Es besteht also durchaus noch die Möglichkeit, interessierten Jugendlichen einen Platz an einer Handelsakademie, einer Handelsschule zu ermöglichen.

Meine Damen und Herren! Das vorliegende Bildungspaket ist eine Weiterführung der konsequenten Bildungslinie der letzten drei Jahre. Wir möchten Chancen eröffnen. Solche Chancen eröffnet die flexible Eingangsstufe, wodurch je nach Möglichkeit vor Ort eine integrative Beschulung der Kinder angeboten werden kann, die aber auch in vielen Bereichen sehr etablierter Vorschulklassen weitergeführt werden kann.

Weitere Chancen sollen den Jugendlichen durch eine fremdsprachliche Vorschulung eröffnet werden. In diesem Zusammenhang bitte ich, zur Kenntnis zu nehmen, daß dafür keine Schulbücher notwendig sind, sondern daß es sich um ein verbales Einführen in die Sprache, ein spielerisches Hinführen zur Sprache handelt. Es ist die Zielsetzung der Fremdsprachenoffensive, daß jeder Schulabgänger eine Fremdsprache fließend beherrscht und in einer zweiten Fremdsprache eine Mithörkompetenz hat, das heißt, sie versteht. Ich glaube, das ist in einem gemeinsamen Europa sehr wichtig.


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