Bundesrat Stenographisches Protokoll 704. Sitzung / Seite 20

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Wir – die Österreichische Volkspartei – sind der Meinung, dass die Projekte und die Zielsetzungen der EU mit gleichberechtigten Partnern besser lösbar sind. Wir sind überzeugt davon, dass drinnen besser als draußen ist. Und wenn ich das sage, dann meine ich, meine sehr geehrten Damen und Herren, dass die Initiativen für die Infra­struktur für die Schieneninfrastruktur große Investitionen in den kommenden Jahren nach sich ziehen werden. Es ist besser, dass die Länder, die heute beitreten, drinnen sind, als wenn sie draußen wären. Ich halte aber auch ausdrücklich fest, dass histo­risches Unrecht – das ganz klar auch als solches bezeichnet werden muss – beseitigt und durch menschenrechtskonforme Lösungen ersetzt werden muss.

Ich gehe davon aus, dass etwa das Abkommen von Brüssel über die nukleare Sicher­heit selbstverständlich gilt und auf Punkt und Beistrich erfüllt werden muss. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Dies ist eine Forderung, die die Österreichische Volks­partei niemals fallen lassen wird!

In diesem Sinne nochmals ein herzliches Willkommen an die neuen zehn EU-Länder! Es liegt in unserer Hand, meine Damen und Herren, was wir mit diesen neuen EU-Ländern machen – zum Wohle der Bevölkerung dieses Landes. (Beifall bei der ÖVP und bei Bundesräten der Freiheitlichen.)

9.24

 


Präsident Hans Ager: Als Nächster zu Wort gemeldet ist Bundesrat Professor Ko­necny. Ich erteile ihm dieses.

 


9.24

Bundesrat Albrecht Konecny (SPÖ, Wien): Herr Präsident! Herr Bundeskanzler! Frau Außenminister! Ich gebe zu, vor etwa zehn Tagen hätte ich leicht die gleiche Rede halten können, wie sie Kollege Bieringer heute gehalten hat. Ja, es ist wahr: Es ist eine Freude für uns, dass wir unsere Nachbarländer, und nicht nur diese, in der Europäischen Union als vollberechtigte Partner begrüßen können! Ja, es ist richtig, dass für Angehörige einer Generation – den geringfügigen Unterschied zwischen uns darf ich vernachlässigen – immer Paris und alles Mögliche näher war als Bratislava, weil die 80 Kilometer zwar geographisch ein Naheverhältnis ausgedrückt haben, das sich aber mental und politisch nicht realisieren ließ.

Das alles ist richtig, und wir sollen den Tag trotzdem auch in der Richtung würdigen, dass wir einem Erweiterungsprozess zustimmen, der nicht unumstritten war – in un­serem Land nicht unumstritten war, in der Europäischen Union nicht unumstritten war. Es ist vielen Anerkennung dafür zu zollen, dass sie im Laufe der Jahre, im Laufe der Diskussion ihre Einstellung geändert und erkannt haben, dass es natürlich richtig ist, dass jede Veränderung auch Risken beinhaltet, aber dass zwei Elemente stärker sind: einmal die Chancen, die diese Erweiterung beinhaltet – auch für unser Land und unsere Wirtschaft –, und zum Zweiten die moralische und über das Ökonomische hinaus­weisende Dimension einer europäischen Vereinigung, die gegenüber diesen Ländern und ihren Menschen auch ein Stück Wiedergutmachung sind, weil sie, durchaus gegen ihren Willen so lange vom europäischen Hauptstrom abgetrennt, nun die Chance haben, das zu sein, was sie im Inneren immer waren: Europäer.

Aber wir müssen – ich gebe zu, dass ich dem einige Zeit widmen werde – an einem Tag wie diesem, der nach einem Sonntag wie jenem liegt, auch die Frage stellen: Welche Europäische Union ist das eigentlich, in die diese neuen Mitglieder kommen? Kann der hohe Anspruch, der formuliert wird, das europäische Friedensprojekt, die europäische Wertegemeinschaft, die große Chance für alle 25 Mitgliedstaaten, kann dieser hohe Anspruch aufrechterhalten werden angesichts einer Situation, in der in Wirklichkeit 25 nationale Egoismen nicht unter einen Hut zu bringen waren – 15 und 10?

 


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