Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 135. Sitzung / Seite 186

Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite

Wir Sozialdemokraten werden uns daher auch im neuen Parteiprogramm und im neuen Bildungsprogramm zur gemeinsamen Schule der 10- bis 14jährigen bekennen. (Beifall bei der SPÖ. – Abg. Dr. Khol: Nicht mit uns! – Abg. Dr. Stippel: Das weiß ich ja, Andreas!)

21.11

Präsident Dr. Heinz Fischer: Nächster Redner ist Herr Abgeordneter Dr. Brauneder. – Bitte.

21.11

Abgeordneter MMag. Dr. Willi Brauneder (Freiheitliche): Sehr geehrter Herr Präsident! Hohes Haus! Sehr verehrte Frau Bundesministerin! Die Debatte hat mich animiert, mich zu Wort zu melden. Ich möchte auf zwei Dinge eingehen.

Zum ersten: Wenn mich jemand fragen würde, ob ich für Leistung eintrete, würde ich das vorbehaltlos bejahen und diese Antwort sogar mit dem berühmten Ohne-Wenn-und-Aber verzieren. Allerdings verdecken dieses Leistungsstreben, auch seitens jener, die es propagieren, gewisse – ich will nicht "Wortspielereien" sagen, aber vielleicht: – Floskeln, die man nicht mehr hinterfrägt. Dazu gehört das "spielerische Lernen". Nichts gegen spielerisches Lernen, wenn die Betonung auf "Lernen" liegt! Ich möchte auch sagen, daß es nicht nur auf das Lernen als Prozeß ankommt, sondern auch sehr wesentlich auf das schließlich Erlernte, auf das Wissen, welches man auch nach dem Lernprozeß behält, und zwar möglichst lebenslang. Denn "lebenslanges Lernen" an sich ist Unsinn, wenn es nicht auf schon erlerntem Wissen aufbauen kann. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Herr Kollege Amon hat mit der Sehnsucht nach dem Meer und dem Bootsbau ein sehr schönes Beispiel gebracht. Wenn mich allerdings die Sehnsucht ans Meer treibt, um ein Boot zu bauen, und ich dort sozusagen kein Schwemmholz, also kein Baumaterial finde, dann komme ich dort notgedrungen – im buchstäblichen und im übertragenen Sinne – ins Schwimmen. Denn mit der Sehnsucht allein kann man kein Boot bauen. Man braucht noch ein bißchen mehr dazu, wobei ich dieser Sehnsucht zum Meer sehr wohl das ... (Abg. Tichy-Schreder: Dann bin ich so gescheit und organisiere mir das! – Weitere Zwischenrufe bei der ÖVP.)  – Sehr verehrte Frau Kollegin! Bauen Sie ein Boot mit Sehnsucht, die über das Meer blickt – im Traum wohl wahr, aber nicht in der Realität! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Meine Damen und Herren! Das zweite ist ein Fetisch, ein Popanz, der aufgebaut wird und auf den man eindrischt. Er hat einen Namen, dieser Name lautet "Ziffernnote". Ich habe mich anhand meiner eigenen Zeugnisse sozusagen kundig gemacht, welche Ziffernnoten ich bekommen habe und wann das war. Ich spreche jetzt also aus Erfahrung. Diese Ziffernnoten sind eigentlich Eigenschaftswörter vom – da spreche ich aus Erfahrung – "Sehr gut" über die Zwischenstufen bis "Nicht genügend". Wie gesagt, ich spreche tatsächlich aus Erfahrung. (Abg. Dr. Brinek: Auch "Nicht genügend"!)  – Sie haben sie erkannt, die Ironie, die ich Ihnen unterbreiten wollte, damit Sie applaudieren können. (Heiterkeit bei der ÖVP.)

Die Ziffern sind doch nur Chiffren für Eigenschaftswörter, die Leistungen bezeichnen. Sie stehen nicht für sich als Hauptwörter da, sondern es geht um eine "genügende" Leistung oder eine "befriedigende" Leistung.

Es gab in der – vielleicht guten – alten Zeit auch noch einige andere Beurteilungen, wie ich einem Volksschulzeugnis von mir entnehme. (Der Redner hält ein Schulzeugnis in die Höhe.) Nein, einer "Schulnachricht" entnehme ich es. Es gab entsprechend auch "Mangelhaft" oder "Tadelnswert" im Bereich des Betragens. (Abg. Smolle: Hört, hört!) Das heißt, die Ziffer steht in Wirklichkeit für eine Beschreibung.

Daher verstehe ich das Eindreschen auf die Ziffernnote nicht, die – auch wenn ich nicht sagen möchte, daß sie der Verwaltungsvereinfachung dient – auch in diesen präzisen Wörtern und Geboten nach meiner Ansicht verfassungsmäßig ist. Denn nur dadurch ist der Forderung im Artikel 18 Genüge getan, daß das Endprodukt, die Beurteilung, genau determiniert ist. Ich teile allerdings die Meinung von Frau Kollegin Brinek, daß es sich bei diesen Benotungen – Ziffern für Wörter, das möchte ich noch einmal hervorheben – um Gutachten handelt.


Home Seite 1 Vorherige Seite Nächste Seite