Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 139. Sitzung / 44

durfte – also in einem Museum, das ressortmäßig der Frau Gehrer untersteht –, sondern auch der Herr Minister Schüssel, der Außenminister, trägt unter der dankbaren Assistenz der Frau Staatssekretärin mit 800 000 S dazu bei, dem Herrn Nitsch eine Wanderausstellung durch Europa zu finanzieren, und zwar unter Bezugnahme auf ein Bild, das Mutter Teresa in der bekannten Darstellung zeigt.

Herr Kollege Khol! Warum verschweigen Sie sich hier darüber? Wieso treten Sie nicht an das Rednerpult und nehmen dazu Stellung? – Oder Sie, Herr Kollege Steindl, weil ich gerade Ihre APA-Mitteilung vom 7. August vor mir habe. Kollege Steindl regt sich darin massiv über die Mysterienspiele des Herrn Nitsch auf. Er sagt, diese Orgien seien nicht nur tier- und menschenverachtend, sondern auch für die vielen Künstler in unserem Lande eine Beleidigung ihrer Arbeit.

Er werde sich im Nationalrat dafür einsetzen, daß derartige ungustiöse Spektakel nicht mit öffentlichen Mitteln gefördert werden, kündigte Steindl an. Es sollten sich zudem viele Künstler öffentlich zu Wort melden und diesen Versuch einer künstlerischen Darstellung auch anprangern.

Für mich – das muß ich auch dazusagen – ist ein Herr Mühl mit einem Herrn Nitsch nicht gleichzusetzen. Das hat sich Herr Nitsch nicht verdient, daß er mit jemandem, der eine siebenjährige Haftstrafe wegen Sittlichkeitsdelikten gegenüber Kindern verbüßt hat, gleichgesetzt wird. Für mich ist die Kunst des Herrn Mühl, vor allem im Zusammenhang mit blasphemischen Darstellungen der Mutter Theresa, sicherlich ein noch ärgerer Anlaß, hier einzuschreiten, Herr Kollege Steindl! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Ich bin gespannt darauf, was Sie von der ÖVP dazu sagen, daß die in Ihrem Einflußbereich stehenden Ministerien den Herrn Otto Mühl als Person massiv fördern. Ich brauche mir nur die Anfragebeantwortung anzuschauen, in der Herr Schüssel schreibt: Es ist international üblich, daß Außenministerien oder die gemäß der innerstaatlichen Regelung sonst zuständigen Behörden repräsentative Werkschauen der bildenden Kunst bei Auslandstourneen finanziell unterstützen. (Abg. Mag. Steindl: Meinen Sie Mühl oder Nitsch?) – Also das bekannte Bild des Herrn Mühl, dieses ominöse Triptychon mit der perversen Darstellung etwa der Mutter Theresa, ist laut Auskunft Ihres Außenministers Bestandteil einer "repräsentativen Werkschau". (Präsident Dr. Neisser übernimmt den Vorsitz.)

Erklären Sie sich hier, Herr Kollege Steindl und Herr Kollege Khol: Was sagen Sie dazu? Es genügt nicht, hier scheinheilig gegen die Dringliche Anfrage aufzutreten (Abg. Tichy-Schreder: Scheinheilig sind Sie!), weil ein blasphemisches Bild des Herrn Mühl, das Gegenstand der Anfrage ist, dargestellt wird, und das sei dem Hohen Haus nicht zumutbar. Da können Sie nicht den Kopf in den Sand stecken! Treten Sie heraus, und nehmen Sie dazu Stellung! (Beifall bei den Freiheitlichen.)

11.02

Präsident Dr. Heinrich Neisser: Jetzt gelangt Herr Abgeordneter Dr. Cap zu Wort. 10 Minuten Redezeit stelle ich ein, Herr Abgeordneter. – Bitte.

11.02

Abgeordneter Dr. Josef Cap (SPÖ): Herr Präsident! Hohes Haus! Schleierhaft ist mir, was Abgeordneter Krüger mit der Formulierung "sogenannter Intellektueller" gemeint hat. Ich kann nur mit der Formulierung "sogenannter Kulturpolitiker" etwas anfangen. Seine Rede hier war kein kulturpolitischer Beitrag, sondern eine Art Empörungsritual, zu dem sich der sogenannte FPÖ-Kultursprecher immer wieder herabläßt.

Hätte er den Gastkommentar von Michael Scharang in der "Presse" beziehungsweise den Gastkommentar von Professor Wagner zu den Ereignissen rund um Nitsch gelesen, dann würde er, glaube ich, ein wenig besser einschätzen können, daß er selbst ein Teil dieser Nitsch-Aktivitäten geworden ist. Scharang sagt es so schön in der Einleitung seines Kommentars in der "Presse" unter dem Titel "Nitsch, seine Beschützer und seine Verfolger – ein Gesamtkunstwerk": Nitsch wäre nicht denkbar, wenn sich nicht hier Krüger aufs Podium bewegen würde, um sich rituell zu empören über die rituelle Hinschlachtung eines Stieres, an der offensichtlich rituell fünf


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