Nationalrat, XX.GP Stenographisches Protokoll 17. Sitzung / Seite 475

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kassenärztlichen Chefarztes zum Opfer fallen lassen. Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist ein Gradmesser für die soziale Entwicklung unserer Gesellschaft, wie wir mit unseren alten und kranken Menschen umgehen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Die Zahl dieser alten Menschen wird steigen. In 50 Jahren hat sich die Zahl der 60jährigen verdoppelt, die Zahl der 85jährigen verdreifacht. Wenn wir nicht heute schon eine Bewußtseinsänderung im Umgang mit alten Menschen vollziehen, dann sind wir auf dem besten Weg zu einem Generationenkonflikt, und den werden Sie alle unmittelbar und direkt spüren. (Abg. Dr. Leiner: Sie auch, Frau Kollegin!)

Man muß sich als Regierung auch darüber klar werden, ob man eine medizinische Fakultät dazu zwingt, ihre Pforten zu schließen, keine Studenten mehr aufzunehmen und keine Pflichtpraktika mehr abhalten zu können, oder ob man nicht vielleicht sogar mehr Mittel für eine international vorbildliche und vor allem praxisorientiertere Ausbildung zur Verfügung stellt.

Und man muß sich darüber im klaren sein, ob man in der Gesundheitspolitik seinen Kopf von einem Notbudget zum anderen gerade noch über Wasser hält oder man den notwendigen geistigen Sprung für eine Bewußtseinsänderung wagt.

Man muß sich schließlich darüber im klaren sein, daß für jeden einzelnen von uns allen alle anderen Werte in den Hintergrund treten, wenn unsere Gesundheit einmal deutlich angegriffen ist. Dann würden wir nämlich alle nicht da sitzen.

Wer so wie ich einige Jahre in der Radiologie tätig ist, der hat zumindest berufsbedingt den medizinischen Durchblick, wie viele Schäden aufgrund mangelnden Vorsorgebewußtseins und auch aufgrund mangelnder vorsorgepolitischer Maßnahmen entstanden sind. Daher glaube ich doch, daß ich mir die Freiheit nehmen darf, auf die Bedeutung und immer wieder auf die Bedeutung von Präventivmaßnahmen und Präventivpolitik hinzuweisen. Während es in der Regierungserklärung noch hieß – ich zitiere –, daß ein verstärktes Augenmerk auf Gesundheits-, Förderungs- und Vorsorgeprogramme gelegt wird, wird das Budget für diese Maßnahmen von 205 Millionen auf 155 Millionen, also um 50 Millionen gekürzt. (Abg. Mag. Stadler – aufgrund der Tatsache, daß Abg. Motter bei Bundesministerin Dr. Krammer steht –: Herr Präsident! Den Tratsch da hinten sollte man abstellen!)

Nicht, indem wir reduzieren, sondern indem wir mehr ausgeben, sparen wir in der Folge, so zitiert Dr. Leiner. Ich hoffe, daß meine Berufskollegen Dr. Leiner und der jetzt auch wieder anwesende Dr. Rasinger (Abg. Dr. Rasinger: Immer anwesend!) heute nicht ihre mir bekannten Ansichten zur Vorsorgepolitik dem Koalitionszwang opfern, sondern entsprechend ihrem Gewissen als Ärzte und Politiker unseren nachfolgenden Antrag, den ich hiermit einbringe, unterstützen. (Beifall bei den Freiheitlichen.)

Entschließungsantrag

der Abgeordneten Dr. Brigitte Povysil, Dr. Alois Pumberger, Dr. Stefan Salzl und Kollegen betreffend Gesundheitsvorsorge als vordringliches Anliegen der Gesundheitspolitik des Bundes

Der Nationalrat wolle beschließen:

"Die Bundesregierung wird dringend aufgefordert, für die vom Bundesministerium für Gesundheit und Konsumentenschutz zu treffenden Maßnahmen der Gesundheitsvorsorge noch heuer zusätzliche Mittel bereitzustellen, wobei die Bedeckung durch Einsparungen in Kapiteln 50: Finanzverwaltung und 51: Kassenverwaltung zu erfolgen hat."

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(Abg. Dr. Graf: Bravo! – Beifall bei den Freiheitlichen.)

Es sind aber heute noch viel mehr Punkte, auf die ich Sie aufmerksam machen möchte. Wir stehen, so glaube ich, am Beginn einer gewaltigen Revolution in der Medizin, und schon bald


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